Ein Glück war ich noch nie im echten Leben.
Da war er wieder: So ein Samstag, an dem alles viel zu schnell geht und an dem man nie genug Zeit hat. Ich wollte nur Squash spielen, mehr hatte ich mir gar nicht vorgenommen. Mädchenflohmarkt hatte ich schon in die Tonne getreten, weil niemand mitkommen wollte.
Also machten mein Mitstreiter und ich uns etwas eher auf nach Böblingen, damit er sich im Ikea und diesem Gamma Möbelhaus noch eindecken konnte. Wir sparten uns die Ausstellungsräume, die wahrscheinlich mal wieder unbegehbar waren. Das deutete sich jedenfalls durch die Parkplatzsituation an. Nur schnell Billy-Regal holen und ab dafür.
Im Gamma wurde das schon komplizierter. Eigentlich wollten wir nur einen Spiegel, aber die waren alle abgebaut, wegen einer Umräumaktion. Welcher Laden räumt den bitteschön zu Öffnungszeiten um, wenn Kunden im Haus sind? Wir wollten schon wieder grummelnd abziehen, als wir den Spiegel dann doch noch entdeckten, aber man wollte uns den nicht verkaufen. Durch die Umräumaktion werden die Artikelnummern neu vergeben und der war noch nicht eingebucht. Wir wollten ihn aber trotzdem kaufen. Die Verkäuferin hielt dagegen.
"Das geht jetzt nicht, verstehen sie das nicht?"
"Nein, ehrlich gesagt verstehe ich das nicht. Ich bin Kunde. Ich möchte etwas kaufen. Ich möchte konsumieren. Und ich möchte ihnen Umsatz bringen. Und sie räumen während der Öffnungszeiten um und sagen uns, dass wir nicht können. Wir sind aus Stuttgart hierher gefahren. Jetzt holen sie jemand, der uns dieses Teil verkaufen kann."
"Da kann ich niemand holen."
Ich glaube in diesem Moment sah man die Gewitterwolke über meinem Kopf.
Sowas aber auch! Extra Fail für Möbelhaus Gamma in Böblingen.
Ikea in Rekordzeit und Spiegel nach 5 Minuten aufgegeben, jetzt hatten wir auf einmal noch ewig Zeit bis zum Squash. Also suchten wir noch eine Möglichkeit die Zeit totzuschlagen und fanden so im Gamma ein Federball-Set. Aber Fail #2 ließ nicht lange auf sich warten. Wer zum Geier kommt da eigentlich auf die glorreiche Idee ein Federball-Set ohne Federball zu verkaufen. Ein Federballschläger-Set sozusagen. Die Gewitterwolke wurde immer größer. Jetzt wollte ich meinen Squashball extra stark verhauen. Er sollte bluten.
Also sind wir einfach so zum See, sind die Runde rumgelaufen, aßen ein Eis und chillten im Gras in der wunderbaren Pfingstsonne (ach war die herrlich). Es gibt doch ein paar ganz nette Ecken in Böblingen. Squash war so grandios wie immer. Wenigstens blieb das beim Alten (auch wenn das Pink Power umgebaut wurde) und ich konnte mich schön abreagieren und auspowern. Gummibälle dreschen macht doch am meisten Spaß. Das war es. Der Tag war für mich erfolgreich gelaufen.
Doch dann passierte das Undenkbare. Mein Mitstreiter änderte seine Meinung und meinte "Ach komm, dann lass uns doch mal bei den Mädels vorbeischauen." Wahrscheinlich war es der Testosteronrausch nach dem Sport, der uns die Angst vor soviel Weiblichkeit nahm.
Also ging es zum Mädchenflohmarkt zur Türlenstraße. Haufenweise Mädels und Bloggerinnen, die Mädchenkram loswerden wollten, und Prosecco, und Cupcakes. Ich hatte mir schon überlegt Visitenkarten mit meiner URL drauf zu drucken, damit ich am Dienstag zum Herz für Blogs viele Links bekomme. Die Veranstaltung war leicht zu finden, das Pulk an jungen Leuten war kaum zu übersehen. Es war einiges los.
Ich hätte ja nie gedacht, dass es in Stuttgart so viele Mädels gibt. Während ich meinen Cupcake mit der Gabel zerstörte und mampfte gingen wir eine kleine Runde, aber ich passte so gar nicht ins Bild: Kein Jacket, kein Vintage-T-Shirt, keine ausgefranzten Jeans, keine Pornobrille und kein modischer Hut. Das war nämlich die Standardkluft der anwesenden Herren der Schöpfung. Ich bin einfach nich hip genug gewesen mit meinem T-Shirt und meiner Jeans. Durch's Squashen hatte ich nicht mal meine Nerdbrille auf und wirkte ganz und gar nicht authentisch. Aber die trug ja dort auch jeder und jede und so war ich doch froh. Meine nächste Brille wird auf jeden Fall wieder eine normale... Auch wenn ich bei einer Veranstaltung bin, bei der es um's Gesehen werden geht, will ich nicht gesehen werden. Also chillten wir etwas Abseits ein bisschen in der Sonne und lauschten den Klängen von shoppenden Mädels.
Aber man muss sagen, es war ein echtes nettes Event und ziemlich gut organisiert. Die Location war absolut passend. Nächstes Mal geht's aber ganz bestimmt wieder in die Welt der Frauenblogs. Ein paar Berichte mit mehr Bildern gibt's auch hier oder hier oder hier oder hier oder hier oder hier oder hier oder hier oder hier oder hier und hier oder hier (via Google) Denn, wow, es gibt tatsächlich viele Mädels in Stuttgart (und manche bloggen sogar).
Das ist nicht mein Daumen... Aber "Daumen hoch" war's trotzdem. Oder wie sagt man auf Facebook heutzutage? Mag ich... Mädchenflohmarkt, hurra
Nach so viel Weiblichkeit widmenten wir uns wieder Männersachen: Fußball und Grillen. Und just da stellte ich fest, warum ich manch fragenden Blick erntete an diesem Tag. Ich hatte zum Champions League Finale mein "Italien Weltmeister 2006" T-Shirt an. Auch wenn ich eher für Bayern war, hat es wohl Inter mehr Glück gebracht. Naja, hat mich sowieso eher peripher tangiert. Grillen war viel cooler. Lecker Fleesch und Hähnchen, mit lecker Salat. Was braucht man mehr.
Wir hatten sogar ziemlich Glück, denn bei so einem Wetter wird das Kaufland natürlich gestürmt und wir hatten eine der letzten Packungen Fleisch erwischt. Denn Einkaufswagen mussten wir dann ziemlich lange und heftig vor gierigen Leuten verteidigen. An der Kasse hätte ich mich beinahe noch mit einem Pfadfinder angelegt, der an unsere Waren wollte. Es stellte sich aber heraus, dass er dort heute arbeitet, um sich Geld für ein Hilfsprojekt in Kambodscha zu verdienen, und den Leuten nur beim Einpacken hilft. Er fand's ja löblich, dass ich keine Hilfe und vor allem keine Plastiktüten wollte und meinte, dass sich meistens die jüngeren Leute helfen lassen und die älteren machen es selbst. Krass.
Es war schon einer dieser seltsamen Tage. Die Luft war voll mit diem Grillduft, der aus jedem Garten kam. Auch von meinen Nachbarn. Auch als die Sonne weg war konnte man getrost im T-Shirt auf dem Balkon chillen. Ich genoss meine kleine Fahrradtour von Möhringen nach Vaihingen, schloss die Augen und bekam den Kopf kurz frei.
Nachdem Bayern fertig (gemacht) war, kam uns die spontane Idee noch in die Stadt zu gehen. Ich hatte noch nicht genug von diesem Tag, ich wollte wirklich alles rausholen. Also ging es mit einer der letzten Bahnen gen Stadtmitte. Zum "Kaputtraven" im Keller Klub, der Mädchenflohmarkt-After-Show-Party sind wir dann gar nicht mehr gekommen, weil wir am Universum im Charlottenplatz ausstiegen und die Klänge daraus zu interessant waren (Ich wusste gar nicht, dass das Universum umgezogen war).
Und tatsächlich, es war der letzte Auftritt von Boozed (in Stuttgart). Ich kannte die Jungs zwar nicht, aber sie scheinen so bekannt zu sein, dass sie sich sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag leisten können. Für 5 Euro kann man ja eigentlich auch nicht viel falsch machen. Und ich muss sagen, dass die Jungs schon ganz schön gerockt haben. Auch wenn sie sich manchmal viel zu wichtig nahmen und die Zuschauer vor allem aus Turbojugend-Anhängern bestand.
Die Musik war eine Mischung aus Punk-Rock und AC/DC-Klängen und hat mir schon gut gefallen. War etwas laut, aber that's Rock'n'Roll. Die Gitaristen haben ordentlich reingehauen und die Solis waren klasse. Der Schlagzeuger hat jedes zweite Lied seine Sticks zertrümmert (und er hatte krasse Segelohren, und ein Hemd mit aufgestelltem Kragen oO). Schade, dass sie sich auflösen, denn ich fand's ziemlich vielversprechend. Vor allem die Gitaristen.
Danach gab's noch einen Mix aus Rock, Alternative und Metal, zu dem man noch schön abgehen konnte, bis er sich langsam in Techno wandelte. Ja, das Stuttgarter Nachtleben. Die DJs glauben immer, dass es ohne Techno nicht geht. Schade, aber der Nachtbus wartete auch schon und so ging es nach einem grandiosen Tag zurück nach Hause, das ich 10 Minuten nach dem Aufstehen verlassen hatte.
What a day...
5 Kommentare:
Auf den nächsten Mädchenflohmarkt werde ich gehen, sofern ich nicht wieder Erkältet bin oder sonstiges mir in die Quere kommt.
Falls es dich beruhigt: Ich bin auch nicht Tussi genug, wenn ich mir die Bilder da so ansehe ^^´´
Grüße
Genial :D
Oh Mann … Wo lebst du denn? Also ich erkenne da grossteils ganz normale Menschen und "normalviele" Frauen bei so einer Veranstaltung, was ja nun auch nicht allzu überraschend sein kann. Die hübscheste war eh nicht dabei. Was ich so von Bildern zur Lokalität sagen kann: Hilfe, was ist das denn? Kalter Hinterhof und – keine Ahnung was das sein soll – Feuerwehrgarage? Da lob ich mir sowas wie die Büchermeile am Rheinufer oder den Charlottenburger Flohmarkt. Leider ohne Cakes, aber die gibts ja überall. :d
Ähm … klar wird gern in Möbelmärkten während der Öffnungszeit umgebaut. Denkst du etwa, das schaffen die in einer Nacht oder am WE, wenn die Handwerker nicht arbeiten? Wie kurzsichtig muss man sein? Wenn die eine Ware nicht verkaufen, dann verkaufen die das nicht. Oder kann ich auch bei dir vorbei kommen und nörgeln, du sollst mir bitte deinen Fernseher verkaufen? Mal bitte ein wenig mitmenschlicher denken.
Genauso mit den Federballschlägern. Ihr hättet euch ja das Produkt mal genauer ansehen können. Federbälle extra kaufen ist ausserdem normal, wäre schlimm, wenn es nicht so gehen würde.
Oh Gott, Italien-Fussball-Fan … Die Italiener spielen so einen hässlichen Fussball. Obendrein ist der Ausfall von Ballack doch ganz nett, gut spielen kann er eh nicht mehr und Junge sind wild auf einen engagierten Einsatz.
Übrigens: Vox gehört ProSieben, die können sich die Filme, je nach Exklusivität, hinsetzen wo sie wollen. ;)
Frohe Pfingsten dennoch!
Rückwärts:
Dir auch frohe Pfingsten.
Übrigens: Vox gehört zur RTL-Group, nicht zur Pro7-Sat1-MediaAG
Ich bin kein Fan von Italien, Fußball, Ballack und Deutschland sind mir egal.
Wenn ein Möbelhaus Federballschläger, aber keine Federbälle verkauft, dann ist das ein Fail. Muss ich noch zum Sportgeschäft.
Und das Verhalten, nichts zu verkaufen, ist einfach nicht serviceorientiert. Die wollen, dass ich was kaufe und die wollen, dass ich wiederkomme. Das haben sie beides nicht geschafft. Wenn sie das mit jedem Kunden machen, haben sie bald keine mehr. Wenn ich serviceorientiert als Geschäft arbeite, dann mache ich Umbauarbeiten außerhalb der Öffnungszeit.
Ich lebe in Stuttgart. Jeder Mensch ist normal. Nur stimme ich mit der Art sich zu geben bei manchen einfach nicht zu. Ist nicht meine Sache, so wie meine Art nicht die Sache von anderen ist. Ist einfach so. Die Location war eigentlich richtig cool. Das war ein ehemaliges Autohaus (hättest du auch beim Klick auf den Link erfahren können). Und das problematische war für viele daran, dass es in den ersten Stunden einen Riesenansturm gab und dadurch ein leichter Temperaturanstieg zu verzeichnen war. (Ist ja bei Mädels nicht schlecht). Und ob da nun das hübscheste, abgefahrenste oder abgewrackteste Mädel war, überlasse ich jedem Betrachter selbst. Das Foto gibt jedenfalls die Situation nur bedingt wieder...
@anonym:FAIL
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