2. März 2009

Montag. Stuttgart. Metropol. Sneak Preview. "Bedingungslos" bzw. "Just another love story" bzw. "Kærlighed på film".

Gute Filme überraschen einen. Sie kommen unerwartet. Man würde sie nie von selbst im Kino ansehen. Der dänische Film "Bedingslos" aus dem Jahr 2007 ist so ein Film. Voll von Herz, Eleganz und auch Schmerz.

Ein Film, der sich selbst als Film Noir ankündigt und sich dann doch nicht an die Regeln hält. Obwohl die Femme Fatale beim Film Noir den Hauptcharakter wissentlich ins Verderben zieht, ist es hier eher zufällig. Das Ergebnis bleibt gleich:
Ein toter im Regen. Eine Supereinstellung. Bald werden sie mit weißem Klebeband seine Umrisse nachziehen. Ein Flash. Was nicht fehlen darf: Eine Frau, die um ihn weint. Seine Frau.
Bedingungslos beginnt als unterhaltsame Verwechslungskomödie, in der unser Hauptcharakter Jonas vorgibt jemand anderes zu sein, um aus seinem Leben zu entkommen. Dies tut er Julia zu liebe, in die er sich verliebt. Mit lustigen, verkorksten Situationen und mit bewegenden Bildern und Emotionen wird Jonas' Flucht aus dem Alltag hinein in seine Fantasiewelt gezeigt.

Diese Welt wird zerstört, als derjenige auftaucht, dessen Identität Jonas nun hat. Von leichter Unterhaltung zum harten Thriller. Diesen Spagat versucht Bedingslos zu stemmen. Für mich hat es funktioniert, auch weil dieser Schnitt nur die letzten 20 Minuten ausgemacht hat. So sehr man sich ein Happy End wünscht, es kann keines geben.

Regisseur Ole Bornedal hat einen Film geschaffen, der für mich eine Balance hält, die nur wenige Filme schaffen. Jedes Wort hat eine Bedeutung, jeder noch so kleine Handlungsfaden wird zu Ende geführt (und letztendlich zu Jonas Verhängnis). Jeder Moment verinnerlicht die Emotionen, die er zum Ausdruck bringen soll. Der Soundtrack ist ein kleines Meisterwerk für sich. Trotz all ihrer Fehler sind die Charaktere realistisch gezeichnet und jeder hat absolut verständliche Beweggründe.

Ist der Film vorhersehbar? Sind die Szenen konstruiert? Ohja. Diejenigen, die das für ein schlechtes Zeichen halten, missverstehen das Genre des Film Noir. Man kennt den Ausgang, aber man hat sich inzwischen so sehr mit den Charakteren identifiziert, dass man trotzdem hofft, dass sie dem Schicksal entkommen. Hier geht es um Atmosphäre, Emotion, Gefühl, Fehler im Leben, die jeder macht, und wie man damit umgeht.

Bedingungslos ist eine willkommene Abwechslung vom Hollywood-Kino und dem kommenden Filmjahr. 5 von 5 Sterne.

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