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2. August 2016

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Da die Reservierungen bei der Metropol-Sneak in Stuttgart gestern gefickt waren, hätte ich Nerve gestern fast verpasst. Ich bin doch ziemlich froh, trotzdem hingegangen zu sein.

Nerve kommt mit dem Hype von Pokémon Go genau zur richtigen Zeit in die Kinos. Im Film geht es um das Spiel Wahrheit oder Pflicht, bei dem die Nutzer zum Streamer werden und die Zuschauer entscheiden, welche Pflichtaufgaben zu erledigen sind. Wer seine Aufgaben ablehnt, scheitert oder petzt, fliegt raus. Was als Spaß beginnt, wird langsam immer mehr zum bitteren Ernst, da die Aufgaben immer waghalsiger und der virtuelle Druck des anonymen Mobs immer heftiger werden.

Ich muss schon sagen, dass der Filme sehr viele interessante Themen Gruppenzwang, Identitäts- und Datendiebstahl im Internet, Hype und vor allem die Gier nach Aufmerksamkeit, Zuschauern und 5 Minuten Ruhm anschneidet. Manche dieser Themen verfolgt er weiter, manche verlaufen etwas, aber nie so sehr, dass man sie aus dem Hinterkopf verliert. Ein Film für unsere Generation, juchu.

Vom Trailer her dachte ich, dass Nerve immer mehr sein wird als die App, in der Nutzer die Aufgaben bestimmen. Ich dachte, irgendwann verselbständigt sich die App und lässt seine Nutzer irgendeine geheime Agenda ausführen. Das wäre dann so etwas wie im Film Eagle Eye. Aber es bleibt bei Aufgaben der Zuschauer, auch wenn manche Dinge weit hergeholt sind.

Als Informatiker interessiert man sich natürlich dann für die Konzepte hinter der App. Auch wenn einige Konzepte für die Filmwelt sehr weit her geholt waren, muss ich sagen, dass alles mehr oder weniger Sinn gemacht hat. Sehr spannend war es beispielsweise, als die "Hacker" meinten, sie könnten den Code von Nerve verändern, da es ja Open Source sei. Vereinzelte Lacher im Publikum. Als sie aber meinten, sie würden den Code auf der Hosting-Platform verändern, auf der die User Änderungen und Commits zustimmen müssen und deshalb mit einem Bot-Netz und Fake-Profilen den Änderungen einfach selbst zustimmen, musste ich schon anerkennen, dass das hier wenigstens kein Hollywood-Hacking war, sondern tatsächlich jemand, der sich mit der Materie beschäftigt hat. Ob das im echten Leben möglich wäre, sei mal da hin gestellt.

Nerve ist ein spannender Film, der aber merkwürdig ruhige Momente hat. Allerdings hat mir das letzte Drittel nicht mehr so gefallen. Es war ein großartiges Konzept, dem anonymen Mob einen Spiegel vorzuhalten, indem man die Nutzernamen durch Klarnamen ersetzt, aber die Umsetzung war eher solala. Dabei habe ich vor allem die Charakter-Motivationen nicht mehr verstanden. Warum einige Spieler sich auf einmal opfern wollen oder warum sie bei irgendwelchen Plänen mitmachen, wird nicht genau erklärt. Und das Finale ist dann irgendwie eher unpassend. So als ob die Autoren noch unbedingt ein Statement abgeben wollten.

Das unrealistischste am Film sind allerdings die Handyakkus. In einer Welt, in der die Handyakkus so lange halten, sind wahrscheinlich so viele unserer Probleme gelöst, dass die Leute eigentlich kein Nerve mehr spielen müssten.

Die Hauptcharaktere gespielt von Emma Roberts und Dave Franco sind aber bis auf die fragwürdige Motivation aber sehr passend und ich muss sagen, dass mich der Film schon überzeugt hat. Jedenfalls nach einmal darüber schlafen. Vor allem der stimmige und passende Soundtrack. Alles in allem fand ich Nerve sehr solide, der jetzt kein Meisterwerk ist, aber gerade für die Generation PokéMongo anderthalb Stunden ordentliche Unterhaltung bietet.


3,5 Sterne von 5.

11. August 2015

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Gestern lief in der Stuttgarter Innenstadt-Sneak der Film "Self/Less" mit dem deutschen Untertitel "Der Fremde in mir". Warum der Untertitel wie ein Porno klingen muss oder warum es ihn überhaupt geben muss, weiß wieder keiner, allerdings ist die Nähe zu "Face/Off - Im Körper des Feindes" nicht zu übersehen.

Ich hatte den Film auf meiner Watchlist und war echt froh, dass er in der Sneak lief, weil ich sicher bin, dass ich ihn sonst verpasst hätte.

Ganz grob die Handlung: Ein reicher Mann, der vom Krebs zerfressen wird, lässt seinen Geist in einen jüngeren Körper transferieren. Doch beim angeblich für ihn gezüchteten Körper treten Nebenwirkungen auf.

Jetzt kommt hier der Trailer und danach kommen Spoiler. Ich muss auf das Ende des Filmes eingehen, weil ich ihn gerne diskutieren möchte. Als Wertung würde ich "okay" sagen, also 2,5 bis 3 Sterne von 5. Genau hab ich mich da noch nicht festgelegt, mehr siehe nach dem Trailer. Wer weitere Spoiler vermeiden will, hört jetzt auch zu lesen. Und natürlich für alle TL;DRs da draußen...



Natürlich stimmt etwas mit dem "gezüchteten" Körper für unseren reichen Hauptcharakter (Damian) nicht. Er hatte ein anderes Leben (Mark) und die Medizin, die er schluckt, unterdrückt die Erinnerung daran. Nach einem Jahr Medizin, wäre die Unterdrückung dauerhaft.

Als Damian als die Medizin vergisst, tauchen Erinnerungen von Mark wieder auf und er macht sich auf die Suche nach seinem früheren Leben und begegnet dabei der Familie von Mark. Damian kommt in einen Konflikt, der aber dadurch aufgelöst wird, dass die Firma, die ihm sein Überleben gesichert hat, alles und jeden mit dem Wissen auslöschen will. Damian beschützt die Familie von Mark und entscheidet sich am Ende, Mark den Körper wieder zu überlassen.

Ich hatte mir von der Prämisse etwas mehr erhofft. Ich dachte, im Film wird mehr auf dem Spiel stehen als das Leben von einer kleinen Familie. Ich hätte mir das ganze Thema etwas "globaler" gewünscht.

Schließlich geht es hier um eine der philosophischsten Fragen: Gebe ich mein eigenes Leben für ein anderes? Oder: Zerstöre ich ein fremdes Leben, um mein eigenes Überleben zu sichern? - Für einen durch Vernunft und Moral geprägten Menschen eine der schwierigsten Fragen überhaupt. Der Überlebenswille eines Menschen ist quasi Selbstzweck der Existenz, aber auf Kosten eines anderen Lebens? Puh... Ich wüsste nicht, wie ich mich entscheiden würde.

Nachdem er die Wahrheit herausfindet, macht Damian sofort klar, dass er diese Prozedur nie gemacht hätte, hätte er gewusst, dass ein anderes Leben zerstört wird. Allerdings zeigt der Film in den ersten 5 Minuten, wie Damian ohne Skrupel ein Leben zerstört. Zwar nimmt er der anderen Person nicht das Leben, aber er vernichtet seine Karriere, was der Zerstörung eines Lebens ziemlich nahe kommt. Diese Doppelmoral wird zwar im Film gezeigt, aber leider nicht adressiert.

Die ganze Auseinandersetzung mit dem Thema "Mein Leben oder seins" wird leider nicht behandelt. Der Schöpfer der Methode nennt es "eine Möglichkeit, die großen Geister der Menschheit zu erhalten" und nennt Beispiele wie Albert Einstein oder Steve Jobs. Andere Menschen, die diese Form des Überlebens gewählt haben, werden aber nicht gezeigt. Hier wäre die Chance gewesen, mehr Leute zu zeigen und wie sie mit der Wahrheit umgehen.

Ich gehe davon aus, dass es viele Menschen gäbe, die am eigenen Leben hängen und solange die Medizin genommen hätten, bis sie die alte Persönlichkeit verdrängt hätten. Andere hätten gezögert und einzelne hätten wahrscheinlich sofort aufgehört, die Medizin zu nehmen. Hier hätte der Film die Schwierigkeit dieser Entscheidung abwägen können und den Weg der Entscheidungsfindung von Damian zeigen können, aber stattdessen gibt es viele unnötige Actionszenen und die Entscheidung von Damian, sich für Mark zu opfern, wird ziemlich schnell klar, aber nicht so ganz nachvollziehbar.

Die Frage, ob es andere wie Damian gab, wird leider nicht geklärt. Auch die Ziele des Erfinders sind nicht ganz klar. Er verschafft Damian im neuen Körper eine neue Identität. Was bringt es den Leuten, die am Leben bleiben, wenn sie ihre Identität nicht behalten können? Was macht ein Immobilienmakler im neuen Körper, wenn er nicht der Immobilienmakler weiter sein kann und sein Imperium fortführen kann?

Schade, dass man sich eher mit Action beschäftigen wollte, als mit der sehr philosophischen Prämisse. Das hat ein anderer Film besser hinbekommen: Equilibrium. Auch hier geht es um vergessene Medizin, die etwas unterdrücken soll, was uns zum Menschen macht. Mit der Frage des Geistes in einem anderen Körper beschäftigt sich sehr schön die Folge "Das fremde Gedächtnis" aus der 6. Folge der zweiten Staffel von Star Trek: The next Generation. Hier überträgt ein Wissenschaftler seinen Geist in das Gehirn von Data. Darin werden die Erkenntnis der Figur und die philosophischen Implikationen seiner Entscheidungen besser behandelt als in diesem Film.

Der Film ist nicht schlecht, aber ich habe das Gefühl, dass er so viel mehr hätte sein können. Ich weiß nicht, ob es eine bewusste Entscheidung war, keinen Film zum Nachdenken zu drehen oder ob da was im Schneideraum liegen geblieben ist. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Bilder und die Stimmung, die der Film von New Orleans transportiert hat. Alles andere war eher solala...

1. April 2015

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Am Montag hatte ich das große Glück "Ex Machina" in der Sneak in Originalsprache bestaunen zu dürfen. Ich konnte völlig unverfroren an den Film gehen, weil ich auch nicht den Trailer gesehen hatte.

Ich weiß, es ist im März etwas früh über den persönlichen Film des Jahres zu sprechen, auch weil die Blockbuster-Saison u.a. mit Avengers gerade erst anfängt, aber was ich da auf der Leinwand gesehen habe, war schon großes Kino, vor allem für den Kopf. Caleb wird von Nathan eingeladen, an einer neuen künstlichen Intelligenz den Turing-Test durchzuführen und findet sich bald in einer Spirale aus Manipulation und Zweifeln wieder.

Die philosophische Implikation für eine vom Menschen geschaffene künstliche Intelligenz ist gewaltig und mit Auseinandersetzungen darüber kann man Bibliotheken füllen. Trotzdem schafft es Ex Machina ziemlich gut, in seinem Rahmen von 100 Minuten, das Thema für den Zuschauer ziemlich gut zusammenzufassen. Auch Nicht-Informatiker werden danach eine Idee von künstlicher Intelligenz bekommen.

Dabei stellt der Film genau die richtigen Fragen, ohne die Antworten auf einem Tablett zu servieren, sondern seine Zuseher zum Mitdenken zu animieren. Man kann sich in den Denkprozess der Hauptfiguren hineinversetzen, man kann sich aber auch einfach vom Film berieseln lassen. Dieser Spagat zwischen Mitdenken und Unterhaltung gelingt nicht oft und macht den Film zu einem besonderen Vergnügen.

Dabei lässt Regisseur Alex Garland alles so plausibel und einfach aussehen, als sei dieser Film gleich um die Ecke. Totalüberwachung durch Mobiltelefone und vollständige Persönlichkeitsprofile durch Suchmaschinen, ob das jetzt Horror oder schlecht ist oder nicht, gehört hat man das in der heutigen Zeit auf jeden Fall.

Neben den schauspielerischen Leistungen der Menschen (Domhall Gleeson und Oscar Isaac werden beide im neuen Star Wars zu sehen sein), sei vor allem Alicia Vikander genannt, die Ava zum Leben erweckt und die Latte für zukünftige Terminatoren ziemlich hoch setzt. Aber vor allem hat mich die Atmosphäre überzeugt, die ruhige Kameraführung, der geniale Soundtrack von Ben Salisbury und Geoff Barrow oder eben die Spezialeffekte, die Ava zum Leben erweckt haben. Die werden so subtil eingesetzt und fügen sich so gut in die Umgebung ein, dass man sie nicht als Spezialeffekte wahrnimmt. Und das ist ein ziemlich großes Lob, finde ich.

Klar gibt es auch in Ex Machina Schwächen und vor allem Wendungen, die nicht ganz überraschend kommen, trotzdem finde ich ihn in sich stimmig und alles in allem einer der filmischen Höhepunkte der letzten Zeit. 5 Sterne von 5.



20. Mai 2014

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Naja, eigentlich sollte ich nicht THX danken, sondern dem Sneak-Ansager. Dank ihm habe ich jetzt ein brandneues THX-T-Shirt. Schöne Sache, da kommen wir einmal aus unserer Komfortzone in Reihe 7 oder 8 heraus und gehen in Reihe 6 und schon wird man bemerkt.


Ist ne doppelt-schöne Sache. Irgendwo schlackert George Lucas mit den Ohren, weil's Werbung für seine Firma ist. Andererseits sehe ich dank THX vor jedem Film mein Lieblingsfilmchen, und da rede ich nicht vom drölf-millionsten Trailer für Guardians of the Galaxy, sondern um Tex, den Roboter, mit seiner Muh-Dose.



Gestern kam dann im Metropol "Cuban Fury", eine Blödel-Komödie im Tanzfilm-Look, in dem es um einen Mann (Nick Frost) geht, der nach einer traumatischen Erfahrung in seiner Jugend das Salsa-Tanzen aufgegeben hat, aber jetzt wieder damit anfängt, um seine neue Chefin für sich zu gewinnen.

Leider kam der Film in der deutschen Übersetzung und ich fürchte, dass dabei ein Teil des Humors verloren gegangen ist. Ich kann mir vorstellen, dass vor allem die Dialoge zwischen Nick Frost und "Bösewicht" Chris O'Dowd im Orginal etwas mehr hergeben. Zum Tanzen kann ich nicht viel sagen, außer dass das Dance-Off im Parkhaus ziemlich episch war. Ich hätte Chris O'Dowd durch seine Rolle in IT-Crowd nicht so einen lässigen Hüftschwung zugetraut, Respekt.

Wer sich auf die Kombination aus Komödie mit Edgar-Wright-Dynamik und Tanzfilm einlassen kann, wird bei Cuban Fury viel Spaß haben. 3,5 Sterne von 5.

13. Mai 2014

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Gestern lief "Enemy" in der Sneak im Stuttgarter Metropol-Kino, ein Film, in dem ein Geschichtsprofessor einem exakten Doppelgänger begegnet und wie er damit. Die Prämisse ist simpel und damit kann man sicher mehr als einen Film machen, aber "Enemy" ist für mich fast schon jetzt einer der besten Filme in dieser Richtung.


Der Geschichtsprofessor Adam, dessen Leben sich anscheinend aus der Wiederholung eines einzigen Tages zusammensetzt, entdeckt in einem Film seinen Doppelgänger. Ohne zu wissen, wie er damit umgehen soll, nähert er sich dieser Person langsam an, während die Realität der Welt um ihn herum sich langsam aufzulösen scheint.

Es geht um den Verlust der Individualität und des Charakters, was passiert, wenn sich die Welt um einen herum auflöst und um Spinnen. Jake Gyllenhall ist der perfekte Schauspieler, um die Unsicherheit seines Charakters auf die Leinwand zu transportieren, aber gleichzeitig seinen Doppelgänger zu verkörpern, und das ohne übertriebenes Schauspielern. Es entsteht tatsächlich eine exakte physische Kopie einer Person, die sich durch Nuancen im Wesen unterscheidet.

Leider kein Film für ein Sneak-Publikum, denn während der Film von der ersten Sekunde und von der ersten bedrohlichen Note des Soundtracks eine gewisse Stimmung auf das Publikum transportieren will, kommt diese in den ersten fünf Minuten gar nicht beim Zuschauer an, weil sie im Popcorn-Geraschel und im dämlichen Gelaber untergeht. Enemy ist anspruchsvoll genug, dass der durchschnittliche Sneak-Zuschauer abschaltet und sich mit "Hä, ich versteh's nicht" sich lieber dem Aussehen von Jake Gyllenhall zuwendet und welcher von beiden sexier ist.

Enemy spielt in einer Liga mit 12 Monkeys, Donnie Darko oder Memento. Oder auch dem deutschen Stereo, der erst vor kurzem lief. Es geht um Nuancen, Details und kleine Momente, die man erst beim zweiten oder dritten Mal bemerkt. In Stuttgart ist das leider nicht drin, da versteckt man sein Unverständnis und seine Unsicherheit eher in lautem unkontrolliertem Lachen und hofft, dass die Nachbarn genauso dämlich sind wie man selbst.

5 Sterne. Eine definitive Empfehlung. Aber dafür sich Ruhe und Zeit nehmen und in einer Stimmung sein, in der man sich auf die Schwere des Films einlassen kann. Jetzt steht mit The Double ein thematisch ähnlicher Film ganz oben auf der Liste der nächsten Filme.



Ich muss sagen, dass ich mit der Qualität der Sneak-Filme in Stuttgart in den letzten Woche sehr zufrieden bin. Bis auf den Totalausfall "Wolf Creek 2", haben die Filme immer einen sehr hohen Anspruch- oder Qualitätswert, was man vom Publikum leider nicht sagen kann. Der hirnlose Schlachter Wolf Creek 2 hat 5,5/10 und 60% Weiterempfehlung von den Stuttgarter Zuschauern bekommen, ich denke bei einem anspruchsvollen Film wie Enemy bekommt das Publikum eine schlechtere Wertung hin...

1. April 2014

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Der Deutsche Film ist tot? Oder gar langweilig, dröge oder nicht-existent?

Falsch. Denn mindestens einmal im Jahr kommt ein Hammer. Und gestern in der Metropol-Sneak in Stuttgart war es soweit. Es lief Stereo mit Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu.

Ohne Spoiler bleibt nicht viel von der Handlung: Jürgen Vogel lebt als Motorradschrauber auf dem Land und versucht sein Leben zu leben. Eigentlich stimmt alles, doch eines Tages beginnt er Dinge zu sehen, die eigentlich nicht da sind, wie zum Beispiel Moritz Bleibtreu. Und auf einmal wird sein Leben total umgekrempelt.

Stereo ist ein intelligenter Thriller, der mal psychotisch, mal actionreich und mal humorvoll ist. Die Darsteller sind alle genial besetetzund in Hochform, allen voran Vogel, für den ich seit gestern absoluten Respekt habe. Die Charaktere sind super ausgearbeitet, ohne dabei überspitzt zu sein. Der Bösewicht ist abgedreht, ohne überdreht zu sein. Die Interaktionen zwischen den Charakteren stimmt und die Chemie zwischen den Schauspielern passt einfach. Viele Szenen fühlen sich einfach sehr organisch und echt an.

Der Film geht immer sein eigenes Tempo, ohne mal zu schnell zu sein oder sich in der Handlung zu verlahmen. Ein großes Lob an den Regisseur Maximilian Erlenwein, der sich viel von anderen Produktionen abgeschaut hat, aber dafür auf alle gängigen Filmklischees verzichtet. So hatte er die Möglichkeit, den Film zu einem hirnlosen Actionfilm verkommen zu lassen. Das vermeidet er aber, genauso wie die Situation von Vogels Charakter ins Lächerliche zu ziehen.

Neben dem klaren roten Faden der Handlung schafft es Erlenwein aber immer wieder mit dem Zuschauer zu spielen und erlaubt sich einige Seitenhiebe auf Dialoge in deutscher Sprache. So entstehen Dialoge die sinngemäß so ablaufen:

"Ey Jungs, steht da hinter mir ein Mann?"

"Spinnst du?"

"Sagt ihr das jetzt, weil ihr mich für verrückt haltet, oder weil da wirklich ein Typ hinter mir steht und die Frage verrückt klingt?"

Aber auch damit übertreibt es der Film auf keinen Fall und er bleibt immer mit zwei Füßen auf dem Boden.

Stereo ist ein Schatz und für mich schon jetzt ein der Filme von 2014. Da wird nicht viel rankommen können. Wenn man sich darauf einlässt, hat der Film jede Emotion, die man sich von einem guten Filmabend wünscht. 5 Sterne von 5 Sternen!


Das ist aber auch irgendwie kein Zufall, dass der Film fast genau ein Jahr nach Das Leben ist nichts für Feiglinge kam.

14. März 2014

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Am Montag lief in der Sneak im Metropol "Snowpiercer". Um es vorneweg zu nehmen: Für mich jetzt schon eine absolute Weiterempfehlung und der erste Knaller von 2014. Basierend auf einem französischen Comic, der bestimmt noch 100 mal durchgeknallter ist als der Film, dreht sich der Streifen um einen Zug, der seit 17 Jahren durch eine unbewohnbare post-apokalyptische Welt fährt.

Die Bewohner des hinteren Abteils leben in Armut und werden von den vorderen Abteilen und Waggons unterdrückt. Was dort vorgeht, kann man erstmal nur erahnen, aber natürlich kommt es zur Revolte und eine kleine Gruppe arbeitet sich von Waggon zu Waggon immer weiter nach vorne vor.

Snowpiercer verarbeitet viele bekannte Motive. Wie bei einem Computerspiel geht es von Wagen zu Wagen , was oft auch an Cube ohne Fallen erinnert. Dazu gibt es viele Kampfszenen, die aber nicht so extrem dargestellt werden und viele Dialoge, die man so oder so ähnlich aus Matrix Reloaded kennt. Dabei geht es immer um Unterdrückung und die Dekadenz der Unterdrücker. Dabei setzt der Film so viele Kontrapunkte, dass man sicher beim nächsten Mal ansehen etwas Neues findet. Ein Beispiel wäre der Sushi-Waggon, den unsere Helden direkt nach einem blutigen Kampf erreichen und sie sich alle erstmal niederlassen und rohen Fisch mampfen.

Der Film macht vor allem deswegen Spaß, weil die alten Motive frisch verarbeitet werden und nicht alles wie die x-te Wiederholung von einem pseudo-philosophischen Action-Film wirken. Dazu kommt die für einen Film, den ich eher im B-Movie-Bereich sehe, grandiose Besetzung. Captain America Chris Evans erkennt man fast gar nicht, Tilda Swintons abgedrehte Dekadenz-Mutti ist absolut großartig und John Hurt muss aufpassen, dass er in seinem Alter nicht nur der weise Lehrmeister ist.

Die Emotionen und Motivation der Charaktere kamen bei mir sehr gut an und man konnte die Verzweiflung der Unterdrückten spüren. Die Dekadenz der Bewohner des vorderen Teils des Zuges und die Manipulation ihrer Kinder und deren Gedanken lässt sich nur zu leicht in die reale Welt übertragen. Dabei wird in Snowpiercer alles noch etwas überspitzt. Alles hat seinen Platz in dieser Welt, wo sogar Kämpfe unterbrochen werden, nur weil eine Tradition eingehalten werden muss.

Kurzum Snowpiercer bietet genug Handlung, um darüber nachzudenken, aber wenn man will, kann man seinen Kopf auch einfach ausschalten und genießen. Vielleicht ist es nicht so ein grandioser Film, wie ich denke. Vielleicht lag es einfach daran, dass ich vorher nichts von dem Film gehört habe und keinen Trailer gesehen habe. Aber für mich ist er tolles Juwel. 4,5 von 5.



Ich weiß nicht, ob und wann der Film regulär in die Kinos kommt, aber bei den Fantasy Filmfest Nights kommt er dieses Wochenende in Frankfurt, München und Köln und nächstes Wochenende in Nürnberg, Hamburg, Berlin und nochmals in Stuttgart.

9. April 2013

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Nach der gestrigen Sneak im Stuttgarter Metropol wird wohl das Publikum nicht mehr so schnell einen deutschen Film verteufeln. Der deutsche Film ist nichts für's Sneakpublikum heißt nämlich sonst immer die Devise, wenn ich es mal in die Sneak schaffe.

So auch gestern:

Es erscheint die deutsche Produktionsfirma auf der Leinwand - Großes Gemurmel, vereinzeltes Stöhnen.
Unter den Geldgebern erscheint Arte - lautes Gestöhne, die ersten wollen gehen.

Schon traurig, was der deutsche Film für einen Ruf hat. Oder was Arte für einen Ruf hat. Wahrscheinlich hat Kultur einfach einen schlechten Ruf.


Glücklicherweise kam dann doch alles ganz anders. Denn es lief "Das Leben ist nichts für Feiglinge" mit Wotan Wilke Möhring als Markus Färber.

Markus' Frau ist in einem tragischen Unfall gestorben. Neben der Trauer muss er auch noch mit seiner stark pubertierenden Tochter klar kommen und dann bekommt auch noch seine Mutter Krebs. Mit Hilfe der Altenpflegerin Paula lernt er, dass doch noch Leben in ihm steckt.

Gleich vorneweg: Ich liebe diesen Film. Er ist ein Beispiel dafür, dass es abseits von all diesen Schweigern, Schweighöfern und wie sie alle heißen noch guten deutschen Film gibt, der eine ernsthafte Handlung in eine Hülle aus feinem Humor und Ironie stecken kann.

Der ganze Film wirkt aufgrund seiner eher unbekannten, aber sehr talentierten Schauspieler so verdammt frisch, dass man den Rest der schon tausendmal gesehenen deutschen Schauspieler gerne in die Tonne treten würde. Herr Möhring zeigt in Das Leben ist nichts für Feiglinge seine ganze Bandbreite und dabei stimmt vor allem die Chemie zu den anderen Darstellern. Es wirkt so, als hätten sie alle einen ganz besonderen Draht zueinander entwickelt.

Hier bekommt man alles: Ein tolles Ensemble, eine herzerwärmende Geschichte über Familie, einen pubertierenden Teenager, einen großartigen Soundtrack, Humor, Ernsthaftigkeit, gute Regie und vor allem gute Unterhaltung. Und vor allem etwas was man selten in solchen Filmen hat: Authentizität und Natürlichkeit. Man kann sich so gut in die Charaktere rein versetzen und ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen. Das alles ohne, dass sich der Film aufbläst. Ohne große Marketingkampagne. Ohne einen Hauptdarsteller, der sich über den Film stellt. Ohne Schnulzenpopsong. Ohne Schnörkel eben.

Der einzige und echte Wermutstropfen ist die Figur von Paula. Sie bleibt ohne Hintergrund und eigene Geschichte und dient eigentlich nur als Stützpfeiler für die Familie und selbst eine Entwicklung durchzumachen. Da fragt man sich dann schon, ob es für sie noch Szenen gab. Die Unterhaltung am Imbiss gegen Ende des Filmes deutet das sogar an.

Das Leben ist nichts für Feiglinge war ein richtig toller Sneak-Film, das mussten selbst die gackernden Mädels neben mir anerkennen, die wohl dem deutschen Film sowas auch nicht zugetraut hatten. Schade nur, dass Wotan Wilke Möhring angekündigt hatte, für eine Fragerunde vorbei zu kommen, aber dann wegen Krankheit absagen musste. Gute Besserung!

Der Film bekommt von mir tolle 4,5 Sterne von 5 und eine dicke Weiterempfehlung. Am besten einen großen Bogen um den Kommerz machen und sich direkt den hier anschauen.



PS: Und wer jetzt nach dem Trailer denkt, Paula kommt da an und das wird eine schmierige lahme Liebesgeschichte... NEIN.

5. Februar 2013

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Gestern hab ich es mal wieder in die Sneak ins Stuttgarter Metropol geschafft. Es lief der Film "Invasion" von Dito Tsintsadze. Und schon als der Vorspann lief, war klar, dass dies keine normale Sneak werden sollte.

Eigentlich mag ich das Sneak-Publikum in den Innenstadt-Kinos, aber gestern war irgendwie der Wurm drin. Schon direkt neben uns saß ein junger Mann, der angeblich seinen 34. Geburtstag feiert, aber eher gewirkt hat, als feiere er seinen 14. Er allein hätte mit seinen Sprüchen den Saal unterhalten können. Als im Film jemand meinte, dass in einem unaufgeräumten Zimmer "lange nichts mehr gemacht wurde", schrie er "Ja, in deinem Gesicht auch nicht" und der ganze Saal lachte. Und genau dieses Niveau durfte ich dann die ganze Vorstellung lang ertragen.

Aber zurück zum Vorspann. Schon beim ersten Verleih war klar, dass es ein deutscher Film sein wird. Riesen-Gemurmel und vereinzelt lautes Stöhnen. Als nächstes kam der Hinweis auf Filmförderung durch ARD und ORF. Es brach ein durcheinander aus mit mehreren Buh-Rufen. Der Film hatte nie eine Chance.

Dabei ging es um ein ganz heikles Thema, wie der Titel schon sagt. Um die Invasion der Privatsphäre. Josef (wirklich toll gespielt von Burghart Klaußner) ist Ende 50 und hat seinen Sohn und seine Frau verloren und wohnt nun allein auf einem riesigen Anwesen. Eines Tages taucht Nina, eine Verwandte seiner Frau, auf und kommt in sein Leben. Durch gutes Zureden überzeugen sie und ihr Sohn den trauernden und einsamen Mann dazu, Ninas Familie dort Leben zu lassen. Also tauchen zuerst der Sohn und seine Frau Milena auf, später noch Milenas Sohn und Ninas Freund.

Mit leeren Floskeln nutzt diese Gruppe den gelähmten Josef aus und nimmt ihm immer die Luft zum Atmen. Immer mehr und mehr schnüren sie Josef ab, doch dieser sieht es erst als willkommene Ablenkung und lässt sich dann noch von seiner Faszination von Milena einlullen. Als er merkt, was vor sich geht, ist es im Grunde schon zu spät und die Parasiten bestimmen über das Letzte, was er noch hat.

Eigentlich ist Invasion ein Film, der wohl eher Dienstag Abend 23 Uhr im ARD laufen würde und über den wohl die meisten einfach drüberzappen würden, aber er kommt trotzdem in die Kinos (siehe filmstarts.de). Aber für dieses Publikum gestern Abend war das wohl nichts. Das hatte schon längst abgeschaltet. Handys, Gelächter und laute Unterhaltungen, so dass man nicht mal mehr den Dialog verstand.

Selbst in dramatischen Momenten und ruhigeren Szenen, keine Chance. Sowas hat der Film einfach nicht verdient und ich muss ich mich echt fragen, was die Leute von der Sneak Preview erwarten und warum sie überhaupt ins Kino gehen. Wenn's ihnen nicht gefällt, können sie immer noch gehen, aber das taten die Wenigsten. Zumindest das Geburtstagskind ist zum Glück abgehauen. Aber der Rest entdeckte seinen inneren Schwaben und haben ihr Geld ausgesessen. Geld, das sie dafür ausgegeben haben, anderen den Film zu versauen, anstatt sich darauf einzulassen.

Es ist so schade, und ich frag mich echt, ob es sich überhaupt noch lohnt da hin zu gehen. Geld dafür zu bezahlen, dass ich den Film nicht mal genießen oder mich darauf einlassen kann? Als Kinobetreiber muss ich doch sowas merken. Wenn man in der 8. Reihe nicht mal mehr den Dialog versteht, weil sich die Leute zu laut unterhalten, kann ich doch wenigstens die Lautstärke hochdrehen.

Aber die zwei Nasen, die davor die Leute noch mehr gegen den Film aufhetzen würden sowas wohl nicht mitkriegen. Wo ist nur Mr. Sneak, wenn man ihn braucht? Ich will endlich mal ein Kino, wo man als Kino-Ethusiast noch hingehen kann.

Invasion war aber aber ein cooler, netter Film, der von mir 3,5 Sterne von 5 bekommt. Obwohl er bestimmt sogar noch einen halben Stern mehr bekommen könnte, wenn ich ihn als richtiges Kinoerlebnis erleben hätte dürfen und ich den ganzen Dialog verstanden hätte.


3. Januar 2013

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Am Neujahrstag lief in der Sneak im Offenburger Kino der Film "Zero Dark Thirty". Oder auch kurz: "Der Osama-Bin-Laden-Film".

Darin geht es um eine CIA-Agentin die zu einem Team stößt, das nach den Anschlägen auf das World Trade Center Bin Laden finden soll. Durch mehrere Rückschläge bleibt sie die einzige, die einer kalten Spur folgt und mit viel Durchsetzungskraft letztlich erfolgreich ist.

Ich weiß nicht, wie viel Wahrheit in dieser Geschichte steckt, aber die Filmmacher haben wohl großen Wert darauf gelegt, dass es sich mit der offiziellen Geschichte der US-Regierung deckt. Herausgekommen ist dabei ein beeindruckendes, aber auch erschreckendes Machwerk über die Methoden der CIA und das Durchhaltevermögen einer einzigen Person.

Der Einstieg ist verstörend und perfide, so dass gleich mehrere Pärchen den Kinosaal verließen. Am Anfang wird nämlich gleich mal schön durchgefoltert. Von körperlicher Folter mit Waterboarding und psychologischer Folter mit Entzug der Menschenwürde ist alles dabei. Ohne mit der Wimper zu zucken wird alles Menschliche in den Dreck gezogen. Nicht ein einziges Mal im Film werden diese Methoden von irgendeinem Charakter hinterfragt. Gerade so, als wäre das das einzige Mittel um erfolgreich an Informationen zu kommen.

Es folgen viele Sackgassen, die sich aus den Hinweisen ergeben und der Film zieht sich etwas durch die Abarbeitung der Hinweise und es folgt viel Politik und innere Quälereien. Und wenn man dann denkt, der Film ist aus und das Versteck gefunden kommt erst das Sahnehäubchen: Eine Dreiviertelstunde lang folgt man dem Navy Seal Team, welches Bin Laden letztlich zur Strecke bringt.

Diese 45 Minuten haben es wirklich in sich. Zum einen wurden sie so orginalgetreu wie möglich nachgestellt und zum anderen ist die Regie und der Schnitt in diesem Segment so perfekt inszeniert, dass man aus dem Gaffen nicht mehr rauskommt. Eigentlich ist das Gezeigte grausam und absurd, aber der Reflex zum Schaulustigen zu werden ist zu groß.

Ich kann nur nochmals wiederholen, Zero Dark Thirty ist erschreckend und beeindruckend zugleich. Der Mittelteil ist aber vor allem ziemlich langatmig und wenn man viel Gequatsche und Recherche oder Polit-Thriller an sich nicht mag, wird einem der Film nicht gefallen.

Für mich bleibt wie immer die Frage "Warum?". Warum muss man so einen Film machen? Vor allem vor dem Hintergrund wie viele Kontroversen und Verschwörungstheorien sich um das Gezeigte ranken. Aber auch wieviel davon der Film selbst transportiert. Ob man sich den Film anschauen muss, muss jeder selbst entscheiden. Er bietet neben einer durchaus spannenden Jagd auch viele Einblicke in die Funktionsweise der CIA auf der Jagd nach OBL.

Ich werde für Zero Dark Thirty aber den einfachen Weg gehen und meine seltene 50%-Wertung auspacken. Von der technischen Seite über die schauspielerische Leistung bis hin zur ganzen Ausführung des Filmes, ist es ein Meisterwerk. Vom Inhalt und den gezeigten Bildern ist es ein "Warum?" über "WTF!?" bis hin zum Gaffer-Fremdschäm-Reflex. 2,75 Sterne von 5.

24. Oktober 2012

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Am Montag schaffte ich es mal wieder zur Sneak Preview in Stuttgart. Dort kam im Metropol "Dredd" in 3D. Ein guter Sneaker und obwohl der Sneak-Ansager endlich mal gut drauf war und einen guten Job gemacht hat, sprang das Publikum nicht so auf den Film an. Jedenfalls die Tussi, die neben uns saß und ständig pallavern musste.

Dredd ist kein Remake oder eine Anknüpfung an den Stallone-Film von 1995. Er nutzt nur die gleiche Vorlage, den Comic Judge Dredd. Der spielt in einer Zukunft, in der es auf der Erde so ziemlich überall strahlt, außer in großen "Megacities", in denen mal gut und gerne 800 Millionen Menschen leben. Diese Städte werden beherrscht von Judges, Richtern, die Polizei, Ankläger, Richter, Jury und Vollstrecker in einem sind.

Kriminalität steht an der Tagesordnung und die Judges können sich nicht auf alles konzentrieren, was in den Straßen passiert. Seit kurzem ist eine neue Droge auf dem Markt ("Slo-Mo"), die die Welt für den Benutzer in Zeitlupe verlangsamt und die sich stark ausbreitet.

Die Zukunft ist düster. Nur mit Sarkasmus und Zynismus kommt man da über die Runden. Trotzdem hält der Film der heutigen Gesellschaft einen Spiegel vor. Vor allem das harte Durchgreifen der Judges, bis hin zur Exekution, weckt Bilder an zu hartem Polizeivorgehen in der heutigen Welt. Aber wer kann schon was machen, wenn sie innerhalb der Regeln operieren, die ihnen auferlegt wurde. Man nutzt seine Privilegien immer voll aus und das machen die Judges mit eiskalter Härte. Vor allem der Hauptcharakter Judge Dredd ist erbarmungslos. Viel Blut und Gewalt und harte Sprüche, die man nur aus 80er Jahre Filmen kennt, sind die Folge.

Dredd hat alles. Solide Action, gute Portion Sarkasmus, der nie ins Lächerliche abdriftet, einen guten Bösewicht, eine nette Optik, einen schonungslosen Hauptcharakter und eine menschliche Seite, mit der der Zuschauer mitfühlen kann. Wenn einem die Gewalt nichts ausmacht, wird diese Orgie virtuos zur Kunst und man weiß genau, dass sich diese Spirale nach der Handlung immer weiterdrehen würde, wenn sich das System oder die Welt nicht ändern würde. Doch wer würde das in einer so düsteren Welt tun?

Judge Dredd jedenfalls nicht, denn er macht im ganzen Film keinerlei Weiterentwicklung durch. Wieso auch? Dieser Charakter kann gar nicht anders. Karl Urban beweist, dass es noch Schauspieler in Hollywood gibt, indem er diesem Tier, dass sich Dredd nennt, Leben einhaucht, ohne dass dieser je seinen Helm abnehmen muss. Wie in einem Computerspiel arbeitet er sich Level für Level nach oben, ohne nach unten zu schauen.

Besonders virtuos waren die Slo-Mo-Szenen. Sehr kunstvoll und ein farbvoller Kontrast zu dieser düsteren Welt. Gerade wenn man denkt, dass dieser Film keine Zeitlupenszenen mehr verträgt, hören sie auf. Als hätte sich der Filmmacher echte Gedanken gemacht. Trotzdem war das 3D wie immer vollkommen unnötig, auch wenn die Drogen wirklich glitzert.

Es ist verrückt, aber Dredd macht Spaß. Er ist Actionfilm für Actionfilmfreunde, Science-Fiction-Film für SciFi-Nerds, Gesellschaftsspiegel für Kritiker, Gemetzel für Gore-Freunde und in den Slo-Mo-Momenten fast kunstvoll für Bilderfreunde. Da hat einmal alles gepasst, weil der Film es auch nicht mit aller Kraft probiert. Danke, Sneak-Gott, denn wahrscheinlich hätte ich ihn Verpasst.

Genau das, was ich gebraucht hatte. Dredd, wir haben uns sicher nicht das letzte Mal gesehen... 4 Sterne von 5.

14. August 2012

10 Kommentare
Dafuq?

Gestern kam in der Sneak im Metropol Stuttgart der Film mit dem vielsagenden Titel "Harodim". Was ein Harodim ist? Keine Ahnung. Es stand zwar unter dem Titel, aber es war so schnell wieder vom Bildschirm verschwunden, wie man diesen Film aus dem Gedächtnis löschen sollte. Bwah.

Harodim ist anscheinend ein Film aus Österreich, jedenfalls ist das Studio laut deren Homepage dort. IMDB verrät auch nicht so viel über den Streifen. Das liegt auch daran, dass der Film erst Ende Oktober ins Kino kommen soll. Dabei hätten so tolle Filme kommen können. Total Recall oder der neue Bourne, aber nein, es wurde dieser Mist. Dafür ich werd ihn gnadenlos spoilern, weil den sich eh keiner ansehen wird.

In Harodim entführt ein untergetauchter Soldat namens Lazarus den meist gesuchten Mann der Welt, was an vielen Stellen mit Osama bin Laden assoziiert wird, aber nie so genannt wird. Der Soldat ist auf einer Art persönlicher Vendetta, da er seinen Vater bei den Anschlägen auf das World Trade Center verloren hat. Warum er Osama nicht einfach umlegt, wird nicht klar, was aber klar wird ist, dass unser Lazarus immer kurz vorm Ausflippen steht.

Trotzdem hört er sich in aller Seelenruhe an, was der "Terrorfürst" so zu erzählen hat. Tjo, und das ist das, was man in Filmen wie Zeitgeist und etlichen Portalen schon tausend mal gehört hat. Al-Kaida wurde von den USA gegründet um ein neues Feindbild zu schaffen, die Anschläge wurden bin Laden untergeschoben und alles in allem war das alles ein großer Fake, bei dem so viele Fakten gar nicht zusammen passen.

Wäre einiges nicht so sehr an den Haaren herbeigezogen und hätte man das nicht schon in eine million anderen Filmen gehört oder gesehen, wäre das schon vielleicht interessant gewesen. Auf jeden Fall Futter für irgendwelche Spinner oder Größenwahnsinnige, die die Diskussion darüber aufrecht erhalten wollen und dabei eins vergessen: Dass es da um unschuldige Menschenleben geht und eins der größten Symbole der amerikanisch-westlichen Kultur.

Anyways, der Film driftete danach von Müll zu gequirlter Scheiße, als dann aus dem Nichts der totgeglaubte Vater auftaucht und sich herausstellt, dass er der Drahtzieher hinter allem ist, seinen Sohn von Kindheit an auf diesen Moment konditioniert hat und sowieso alles geplant war.

Alles? Ja genau, alles. Das gesamte Schicksal der Menschheit. Die neue Weltordnung. Dass die Erde 80% der Weltbevölkerung verlieren muss, damit es wieder aufwärts geht. Dass Krieg gut ist und dass es seit Jahrzehnten gibt, die an dieser Zukunft der Menschheit arbeiten und dass es für jeden einen Plan gibt. Und dabei spielt nicht nur Lazarus seine Rolle, sondern auch seinen Sohn eine Rolle, der natürlich auch schon konditioniert ist. BWAH!

Der gesamte Film spielt in einem Lagerhaus und hat nur die drei genannten Charaktere. Dramatik entsteht nur aus dem sich zuspitzenden Dialogen, es gibt keine Action. Einspieler und schnelle Schnitte auf echte Dokumentationen, Nachrichtensendungen und anderen Bildern sorgen für eine pseudo-reale Atmosphäre, wenn Osama über den Präsidenten und den Golf-Krieg spricht und dann dazu Einblendungen gezeigt werden. Wahrscheinlich wollte man besonders schlau und ein neues Genre schaffen, was Realität und Film vermischen soll, aber herausgekommen ist nur Mist. Und selbst wenn es gute Schauspieler gewesen wären, aus Mist kann man halt kein Gold machen.

Ich hab das Gefühl, dass der Film nicht wirklich weiß, was er will. WAS WILLST DU MIR SAGEN, HARODIM???? Die Geschichten um den 11. September sind bekannt - die offiziellen Informationen, sowie alles, was zur Legendenbildung beigetragen hat. Die Wahrheit kennt wohl keiner ganz, aber das ist auch nach dem Film nicht anders. Denn es ist einfach unglaubwürdig, dass es Menschen gibt, die an der Zukunft unserer ganzen Rasse arbeiten.

Schließlich ist der Mensch ein Egoist und es geht nur um Geld, Macht und das selbstzentrierte Ich. Keiner denkt dran, was in 100 Jahren ist, wenn er sich gleichzeitig selbst bereichern kann. Und da hilft es auch nicht den meistgesuchten Mann der Welt in eine hilflose Schachfigur zu machen, der nur geistig verwirrte Soldaten manipulieren kann, aber sonst sein Schicksal akzeptiert.

Am Ende dreht Lazarus gänzlich durch, es fällt ein Schuss im Dunkeln, Obama verkündet den Tod von bin Laden und ein Rapper schreit "TELL THE TRUTH NIGGA."



Nigga, auf den Film hätte ich echt verzichten können. Das war gar nichts. Weniger als Nichts. Das war Kacke. Am besten hat mir noch der saubere bin Laden ohne Bart gefallen, der lieber Englisch/Deutsch spricht anstelle seiner Muttersprache. Harodim bedeutet laut Google sowas wie Herrscher und wird mit Freimaurern assoziiert. Aber nur in ganz seltsamer Literatur. Haben nur noch die Illuminaten gefehlt, dann wäre das Quartett ja vollständig.

Hätte ich es nur so gemacht wie die Tussi, der Mr. Sneak einen "Schlotzer" ins Auge geworfen hat und wäre nach 5 Minuten gegangen... Gwahaha... 0 Sterne von nichts...


Einen Trailer zum Streifen gibt's nicht. Ist auch besser so. Hier aber noch ein paar Bilder und das Plakat von der Agentur 24Bilder für mehr Eindruck:



15. Mai 2012

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Gestern habe ich mir gedacht, dass ich mal anfange, die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Deswegen bin ich ins Metropol zur Sneak gestiefelt. Es kam auch wieder richtig gutes Sneak-Feeling auf, was vor allem auch am entsprechend guten Film lag.

Es lief "Hasta La Vista", ein belgischer Film, den man eigentlich ziemlich perfekt mit einer Mischung aus Ziemlich Beste Freunde (X) und Knockin' on Heaven's Door beschreiben kann. Dieser Mix trifft es auf den Punkt. Und auch wenn die Summe der beiden Filme nicht das Potential seiner beiden Einzelteile abruft, ist Hasta La Vista (oder "Come as you are" auf Englisch) ein ziemlich guter Film geworden.

Lars, Philip und Josef sind drei normale Jungs, wären da nicht ihre Behinderungen. Während zwei von ihnen durch Lähmung oder Tumor an den Rollstuhl gefesselt sind ist der dritte im Bunde nahezu blind. Durch ihr Schicksal sind sie für das andere Geschlecht nahezu unsichtbar. Als sie von einem Bordell in Spanien hören, das sich besonders im Menschen wie sie kümmert, machen sie sich auf die weite Reise durch Frankreich um ihr Ziel zu erreichen.

Themen wie Behinderung und die Nachteile, die sich daraus ergeben, sind im Kino nur schwer vermittelbar, deswegen wird oftmals auf die Form der Komödie zurückgegriffen, um es für den Zuschauer einfacher zu machen. Obwohl Hasta La Vista viele lustige Szenen hat, bleibt es ein Drama. Und das ist gut so. Hier wird einem nicht unter die Nase gerieben, dass man unbedingt lachen soll, sondern man wird nur ermutigt.

Viele Szenen untermauern die tragische und ausweglose Situation, in dem die Hauptfiguren stecken, und wie sie damit umgehen. Und in vielen Szenen überwiegt einfach das Mitleid. Während man als Zuschauer bei Ziemlich beste Freunde oftmals vergisst, das die Hauptfigur im Rollstuhl sitzt, wird man in Hasta La Vista oft genug daran erinnert.

Ich denke, der Film ist kein Meisterwerk und er hat seine Schwächen. Vor allem muss man aufpassen, dass man nicht zu viele dieser "Komödien" mit behinderten oder todkranken Menschen sieht, sonst wird man indifferent. Die Charakterentwicklung lässt ein wenig zu wünschen übrig. Trotzdem ist Hasta La Vista sehenswert, denn er bricht eine Lanze für diejenigen Menschen und deren Gefühle, die wir in unserer perfekten Welt übersehen.

Hasta La Vista war ein perfekte Sneak-Film, die Stimmung im Kino war gut und eigentlich sollte ich das wieder viel viel öfter machen. 3,5 von 5 Sterne.

23. Juni 2009

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Nach dem zweiten folgt der erste Streich
Der zweite Sneakfilm, der kommt gleich
Vorher muss ich noch was reimen
Denn ich sah in mir die Idee aufkeimen
etwas reimen zu müssen, und zwar dass
- und ich rauche auch bestimmt kein Gras -
ich reimen muss, um Platz zu füllen,
in diesem Film fallen auch keine Hüllen.
Das Haus der Dämonen ist leider schlecht
und das, meine Freunde, ist leider echt.

Dieser Reim kam mir heute früh unter der Dusche, als ich überlegte, was ich überhaupt über "Das Haus der Dämonen" aka "The Haunting in Connecticut" schreiben könnte, einen Film, der nur auf Schockwerte setzt. Eigentlich wollte ich mit einem grandiosen Zitat beginnen, aber das spare ich mir für weiter unten. Muss ja Platz füllen ;)

"Das Haus der Dämonen" war gestern also Sneak A im Metropol in Stuttgart. Dabei geht es um die Familie eines krebskranken Jungen, die um näher am Krankenhaus zu sein, in ein altes Haus in Connecticut zieht. Aber auf dem Haus lastet ein schwerer Fluch *schauder*, denn es war früher eine Leichenhalle, dessen Besitzer einen Jungen als Medium hielt um Geister und Tote zu beschwören. Es geschehen als die merkwürdigsten Dinge: Figuren in Spiegeln, Rituale hinter verschwommenen Gläsern, Personen, die plötzlich durchs Bild laufen. Alles das, was die Sitzreihe hochschrecken lässt. Ein paar hielten es dann doch nicht aus und sind gegangen. Hätten sie's wegen dem Film getan, hätte man ihnen nicht mal böse sein können.

Es stellt sich also heraus, dass unser krebskranker Junge die Fähigkeit hat zu sehen (so ähnlich wie Neo in Matrix Revolutions), da er nahe dem Tode steht. Seine Familie glaubt, er hat Halluzinationen, sein Vater betrinkt sich (grandios schlecht gespielt mit schlechten Dialogen) und die einzige die ihm glaubt ist Wendy, das Mädchen, welches mit der Familie lebt. Gespielt wird diese von Amanda Crews, die schon in Sexdrive/Spritztour so grandios aussah wie in diesem Film. Sie hat die großartige Zeile "Es gibt in den Staaten verteilt geheime Häuser, die unglaublich viel Wissen beherbergen. Kaum einer kennt sie und niemand geht hin. Man nennt sie... Bibliotheken" (so oder so ähnlich). *spontaner Szenenapplaus*

Dem Spuk muss irgendwann ein Ende gemacht werden und hier kommt Jonah ins Spiel. Auch dem Tode nahe kann er natürlich auch sehen und ist sowieso allwissend. Es stellt sich heraus, dass er mal Pfarrer oder sowas war und dann natürlich gleich alles weiß über Geisterbeschwörung und Exorzismus. Von ihm stammt des beste Zitat im Film. Auf die Frage "Was ist das?" in Bezug auf sein Kreuz antwortet er: "Das ist Eisen. Eisen hält das Böse ab. Deswegen sind in Gefängnissen auch Eisenstangen. Nicht, um die Menschen gefangen zu halten, sondern... das Böse."

Ok.

Neben den Schockmomenten wartet der Film noch mit einer gepfefferten Portion Gewalt und Ekelmomenten auf, bis er endet, wie man es erwartet. Filmisch und schauspielerisch nichts besonderes, konnte ich dem Film nicht viel abgewinnen, außer meine Sitzreihe im Saal zu beobachten, wie sie ihre Lehnen nach hinten strapaziert und spontan Szenenapplaus zu geben, als Jonah seinen ersten Exorzismus beendet.

Definitiv nix für's Langzeitgedächtnis, aber immerhin eine lustige Sache zur Sneak. Nüchtern betrachtet ist "Das Haus der Dämonen" aber nicht mehr wert als 1 Stern von 5.
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Völlig unvorbereitet traf mich heute/gestern die Doppelsneak im Metropol. Einfachsneak war angekündigt, zwei Brocken sollten es werden. Die letzte Sneak für eine längere Zeit. Aus dem ersten Film kam ich ziemlich aufgedreht und hoffte für den zweiten Film auf ein Spektakel á la Transformers, wo man den Kopf ausschalten kann... falsch gedacht.

Es kam "Crossing Over", eine Art Episodenfilm, den ich am besten mit "Babel meets Crash" beschreiben würde. Während es in Babel aber um Kommunikation und Sprache und in Crash um Rassismus ging, handelte "Crossing Over" von Immigranten und illegalen Einwanderen in den USA. Während die beiden ersteren also ein internationales und gesellschaftsübergreifendes Thema hatten, geht es in diesem Streifen ausschließlich um Amerika (Fuck yeah!). Das schränkt die Zugänglichkeit natürlich etwas ein und die Sichtweise auf diesen Film wird stark von der Sichtweise des Zuschauers auf die Vereinigten Staaten geprägt.

Die Figuren in diesem Spiel sind ein Ehepaar, welches sich mit Einwanderung beschäftigt, wobei der Ehemann für die Behörden arbeitet, während die Frau Zivilanwältin ist. Der Mann beginnt also ein Verhältnis mit einer Australierin, die eine Arbeitsgenehmigung braucht, genauso wie ihr Freund, der es über seinen religiösen Glauben probiert. Die Frau kümmert sich um ein afrikanisches Mädchen in einer Jugendanstalt und vertritt gleichzeitig ein iranisches Mädchen, welches vom FBI abgeschoben werden soll, da sie sich unpassend über den 11. September geäußert hat und "gefährliche" Tendenzen zeigt.

Parallel dazu begeht ein koreanischer Teenager, der bald eingebürgert werden soll, einen Fehler, der ihn auf einen iranisch-amerikanischen Zoll- und Einwanderungsbeamten treffen lässt, dessen Vater ebenso eingebürgert wird. In dieser Familie geschieht ein Ehrenmord, den sich sein abgehalfterter Kollege zu herzen nimmt, während er gleichzeitig versucht eine mexikanische Familie wieder zusammen zu bringen.

Klingt kompliziert? Ist es nicht. Der Film balanciert die parallelen Stränge wunderbar und selbst ein Typ, der vorher einen Horrorfilm gesehen hat, kann ihm leicht folgen. Ohne Rückblenden oder Seitenausflüge läuft der Film vor sich hin. Dabei trifft man auf viele bekannte Gesicher, allen voran Harrison Ford. Ich wusste gar nicht, dass Ford im Moment einen Film hat und hatte auch von Crossing Over nichts gehört. Lautlos hat er sich anzuschleichen.

Harrison Ford hat in Crossing Over nicht viele Momente zu glänzen, was dem Film gut tut. Er ist kein Starvehikel und strebt nie an, Ford, der gut spielt, ins Rampenlicht zu rücken. Unter den anderen bekannten Darstellern finden sich unter anderne Ray Liotta, Cliff Curtis und Ashley Judd. Schauspielerisch gibt es nichts auszusetzen. Filmisch hat mich nur die deutsche Bearbeitung verwundert. Bei den Einblendungen der Handlungsorte gabe es immer ein Computergeräusch für jeden einzelnen Buchstaben, der deutsche Text hat aber immer gewartet, bis die Geräusche fertig waren und dann die Worte komplett eingeblendet. Das hätte man sicher etwas besser machen können.

Fast wie bei Crash ist meine Erkenntnis, dass wir nicht frei von Schuld und Fehlern sind und dass sich Menschlichkeit in vielen Facetten zeigen kann. Das Thema ist kontrovers, aber um eine wirkliche Diskussion über das Zentrale Thema Immigration zu führen, müsste man in der amerikanischen Kulter und Gesellschaft leben. Es wäre genauso, wenn Amerikaner deutsche Probleme diskutieren würden. Ich finde es interessant, wie unterschiedlich der Film auf meine Mitstreiter gewirkt hat. Für mich war der Film einfach eine Tatsachenbeschreibung, kein wirkliches Statement. Mein linker Nachbar war überrascht, wie kritisch der Film war und mein rechter Nebensitzer fand es gut gemacht, wie sehr der Film auch Mitleid für Personen erzeugen konnte, die eigentlich keins verdient hätten.

All das trifft zu, definitiv, und wer menschliche Dramen und Abgründe gerne erkundet wird bei "Crossing Over" tiefe Schluchten finden. Ziemlich kontrovers fand ich die Referatsszene in der Schule, wo einem vorgeführt wird, wie sehr man doch selbst von der amerikanischen Kultur entfernt ist, obwohl man sich dieser selbst so nahe fühlt. Über das Thema selbst muss sich jeder seine Meinung bilden, ich für mich reagiere darauf ziemlich emotional und werde wohl immer auf meiner Meinung beharren, aber für emotionale Ausbrüche ist jetzt nicht die Zeit dafür und außerdem ist es zu spät.

Über jeden Film dieser könnte man gesellschaftliche und menschliche Abhandlungen schreiben, man könnte emotional oder nüchtern bleiben, man könnte Pro- oder Anti-USA sein, doch diese Diskussionen werden oft und heftig geführt (so auch bei meinen Mitstreiter und mir) und deshalb will ich jetzt darauf verzichten. Am Ende bleibt es bei einem Film, den ich als Film beurteilen will. Ein Film soll mich unterhalten, Emotionen hervorrufen und das Denken anregen und das hat "Crossing Over" jedenfalls geschafft.

"Crossing Over" ist ein gutgemachter Film mit interessantem Thema, den ich aber nicht unbedingt weiterempfehlen muss. Da sind mir Crash und Babel lieber, und für den Zuschauer sicherlich zugänglicher. Normalerweise habe ich bei Filmen eine ziemlich klare Vorstellung, welche Wertung sie bekommen, bei diesem Sneaker bin ich mir immer noch nicht so sicher. Da ich den Film aber nicht zu den Topfilmen zählen würde, dennoch aber großen Respekt vor dem Thema habe, mache ich etwas, was ich normalerweise nie machen würde: meine Wertung nochmals aufteilen und genau die Hälfte vergeben, die ich mit meinem System vergeben kann. 2,75 von 5 Sterne.

15. Juni 2009

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Wie kann man sich besser vom Lernen ablenken als ins Kino zu gehen? Natürlich ins Kino gehen und dabei nicht wissen was kommt. Montag ist Sneaktag und ich verkrümelte mich vor meinen Aufzeichnungen ins Metropol in der Innenstadt.

Gezeigt wurde der Film "State of Play" (dt. Untertitel: Stand der Dinge), der als potentieller Blockbuster von den zwei Kaspern im Kino angekündigt wurde. Ich kenne deren Definition von Blockbustern nicht, aber für mich war es definitiv keiner. Auch wenn ich mir die Zahlen des Filmes aus den USA anschaue, sehe ich kein wirkliches Blockbusterpotential. Aber wie es mit so vielen Begriffen heutzutage ist, ist auch Blockbuster ein eher subjektiver Begriff.

"State of Play" ist also kein Popcornkino, sondern ein intelligent gemachter Thriller mit geradliniger Handlung. Es ist schon verblüffend, dass ein Film ohne Rückblenden oder parallel laufende Handlungen noch so spannend sein kann. Zusammen mit der Hauptfigur, Cal McAffrey (gewohnt gut von Russel Crowe gespielt), findet man sich als Zuschauer in einem Verwirrspiel aus Mord, Korruption und politischen Intrigen wieder.

McAffrey ist Journalist bei einer großen Zeitung von Washington, der eine Intrige aufdeckt, die sich um seinen ehemaligen Mitbewohner, den Kongressabgeordneten Stephen Collins (Ben Affleck), dreht. Alles beginnt mit dem Tod von Collins Assistentin und einem scheinbar bezugslosen Mord an einem Dorgenabhängigen. Nach und nach beginnt Crowes Charakter alle Puzzleteile zu finden und mit Hilfe einer jungen Bloggerin (Rachel McAdams) zusammenzusetzen, dabei gerät er immer wieder an seine Verlegerin (Helen Mirren). Immer tiefer gerät er dabei in die Kreise der Politik, aber auch in seine eigene Vergangenheit.

Zu diesem nennenswerten Schauspielerensemble gesellt sich noch Jeff Daniels in einer nicht unwichtigen Nebenrolle. Die Charaktere sind glaubhaft und lebhaft gespielt. Dabei kann Ben Affleck seit langem mal wieder glänzen. Filmisch macht "State of Play" nicht viel falsch. Die Story wird von den Figuren getrieben und der Zuschauer weiß nie mehr als die Figuren. Neben den politschen Spielchen werden noch allerlei andere Themen angeschnitten, die in der heutigen Zeit von Bedeutung sind: Die Rolle des Printjournalismus im Vergleich zu Onlinemedien, vor allem Bloggern, die gesellschaftliche Gefühlslage in den USA, den Wandel der Medien und Berichterstattung und die Verstrickung von Politik und Wirtschaft.

Der Film sollte ein leuchtendes Beispiel für die Ethik und Rolle der Medien in der Gesellschaft sein. Eine Zeitung soll Bilden und wahrheitsgemäß Nachrichten berichten. Beides sieht man heutzutage nicht mehr oft, gerade in Zeiten, in der die Zeitungen in der Krise sind und Auflage und Umsatz mehr Wert hat als die Wahrheit. Diese Gegensätze finden sich sehr gut in Crowes rechtschaffenden Charakter und Mirrens Figur, die um das Überleben ihrer Zeitung kämpft, wieder. Wenn alle Storys so recherchiert und mit Beweisen abgedeckt würden, bräuchten wir uns um Bild und Co. keine Gedanken machen.

Einen Schönheitsfehler hatte "State of Play" dann doch. Der letzte Twist, die letzte Überraschung, wirkte fehl am Platz. Eine große politische Handlung wird auf eine persönliche Geschichte reduziert. Ich konnte bis zu diesem Punkt sehr gut mit dem Film leben, aber die letzten 5-10 Minuten schmeckten mir nicht mehr so gut. Die Politik war zwar immer noch präsent und auch nicht invalidiert, aber dennoch für ein persönliches Schicksal in den Hintergrund gerückt. Das musste nicht mehr sein. Der Film war spannend und interessant genug, dass er allein auf den politischen Beinen stehen konnte, durch die letzte Wendung entstand nicht wirklich ein Mehrwert, weder für die Handlung noch für den Zuschauer. Aber das ist wieder meine subjektive Meinung und muss von jedem selbst entschieden werden.

Alles in allem ist "State of Play" ein würdiger und guter Sneak-Film gewesen, den ich einfach so sicher nicht gesehen hätte. Spannend, geradlinig und mit Topbesetzung, was will man eigentlich mehr? 3,5 von 5 Sterne.

5. Mai 2009

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Für den die erste Sneak am gestrigen Abend wurde uns das Wiedersehen eines alten Bekannten angekündigt. Dieser alte Bekannte ist Jacques Mesrine, der schon in "Public Enemy No. 1 - Mordinstinkt" einen Sneak-Auftritt hatte. Nun war also der zweite Teil dran.

Während der erste Teil den Aufstieg Mesrines vom Kleinkriminellen zum Staatsfeind Nr. 1 zeigt, bekommt der Zuschauer im zweiten Film seine letzten großen Coups und sein Ende serviert. Der Film ist unglaublich dicht erzählt, spannend und dramatisch. Dafür sorgt nicht zuletzt die absolut passende Filmmusik.

Mesrines Psyche und Motivation stehen im Vordergrund. Was treibt ihn an? Wo will er hin? Dabei muss der Film sehr aufpassen, dass er Mesrine nicht zu sehr romantisiert. Vincent Cassel ist genial besetzt in der Rolle und beweist wie Mesrine seine Verwandlungsfähigkeit.

Als die Polizei letztenendes keinen Ausweg mehr weiß, beschließt sie dem Spiel ein Ende zu machen. In einem sehr starken Moment des Filmes, der auch als Intro für den ersten Film gezeigt wurde, fährt die Polizei mit einem Laster vor seinen Wagen und richtet ihn hin, seine Freundin neben ihm überlebt. In ihrem Schock schreit sie nach ihrem Pudel, der auch im Kugelhagel stirbt. Der Polizeichef erreicht die Szene. Er ruft nach einem Sanitäter für den Pudel, das Kino bricht in Gelächter aus. Vollkommen unverständlich. Da steht der Polizeichef, der sein Leben lang Mesrine gejagt hat vor einer Szene, die er nicht versteht, die er nicht begreifen kann und versucht sie irgendwie zu verarbeiten.

Da geht gerade eine Legende zu Ende und das Kino hat nichts besseres zu tun als in einen billigen Lacher zu verfallen. Soviel Unkenntnis und Filmunverständnis habe ich lange nicht mehr erlebt. Dieser Film hat auf jeden Fall ein besseres Publikum verdient, als Leute, die Filme als Massenware sehen und auf so etwas billiges hereinfallen.

Zusammen mit seinem ersten Teil ist "Public Enemy No. 1 - Todestrieb" ein tolles Werk, das auf jeden Fall sehenswert ist. 3,5 Sterne von 5.

27. April 2009

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Montag: Sneaktag. Heute kam Duplicity mit Clive Owen und Julia Roberts im Metropol und was mir beim Vorspann sofort ins Auge gefallen ist, war die Typografie des Titels. Eine wunderbar stylische Schrift, gepaart mit der Angewohnheit, alle Buchstaben im Wort groß und nur einen klein zu schreiben. Ein großartiger Schachzug, der Film wirkt dafür von vorneherein ziemlich stylisch.

Wenn nichts ist wie es scheint, warum sollte man viel in einen Film investieren? Das ist die Hauptfrage, die sich der Zuschauer in diesem Film stellen muss. Cinematisch und im Handlungsablauf orientiert er sich stark an modernen, erfolgreichen US-Serien. Split-Screen-Technik wie bei 24, keinen B-Plot wie in modernen Krimiserien (NCIS, CSI) und eine Rückblenden- und Szenensprungtechnik wie Lost, orginal mit passendem Geräusch, wenn eine Rückblende ansteht. Fans solcher Serien, werden am Stil des Filmes sehr viel Gefallen finden. Das Bild war immer klar (keine Shaky-Cam) und die Kameraeinstellungen waren auch großartig (oft schön Großbild mit den Charakteren im Zentrum, meist sogar fast symmetrisch).

Optisch und musikalisch erkannte man gleich das große Vorbild, genauso wie der Humor und die Mischung aus Ernst und Spaß sofort auf einen Film zeigen: Den modernen Ocean's Eleven. Viel offensichtlicher ging es gar nicht.

Storymäßig muss ich Fingerspitzengefühl walten lassen, denn wenn man zuviel verrät, dann ist es vorbei. Zwar ist das ein Film, den man auch nach dreimal Sehen nicht verstehen muss, allerdings geht mit zuviel Kenntnis der Spaß beim ersten Mal verloren. Es geht, wie der Titel schon sagt, um Doppelagenten und deren Versuch den großen Coup im Bereich Industriespionage zu landen. Was dazugehört ist das Versteck- und Katz- und Mausspiel, das Hin und Her, das Verwirren und Täuschen. Das, verflochten mit Lost-artigen Rückblenden, macht es am Anfang leicht verwirrend, ja sogar langweilig und einschläfernd. Die erste halbe Stunde tappt man so im Dunkeln, weil man nicht weiß, um was es eigentlich geht, dass man sich fast wünscht, es wäre doch lieber Wolverine gekommen.

Wenn man aber ein paar Hintergründe kennt, dann macht es Spaß mitzufiebern und zu rätseln. Für mich ging es aber dann zu schnell, der Film verflog dann etwas zu leicht in die Vorhersehbarkeit, vor allem ab dem Punkt, an dem man kennt, womit das große Geld gemacht werden soll. Das Ende des Filmes ist sehr im Stile von Ocean's Twelve und etwas frustrierend. Zwar ist es klar, dass der Film nicht so endet, wie man vermutet, allerdings ist die Auflösung nicht ganz zufriedenstellend.

Clive Owen macht einen fantastischen Job, obwohl er dafür nicht viel zu tun braucht, da er diesen gewissen natürlichen Charme hat, den man in einem solchen Film braucht. Aber was mich doch sehr negativ überrascht hat, war Julia Roberts. Diese Frau ist nicht mehr hübsch und es ist eine Qual, sie auf der Leinwand zu sehen. Dürr, zusammengefallen, botoxbehandelt... kurzum, sie ist einfach nur alt und zwar richtig alt. Da ist nix mehr mit tollem Lächeln oder Pretty Woman, manche Frauen altern mit Stil aber sie fällt einfach nur in sich zusammen. Schauspielerisch war es auch einfach nur bla, das hätte auch Tess Ocean sein können. Nur Owen und die Leistung der Nebencharaktere retten die Performance.

Insgesamt ist Duplicity gut für 2 unterhaltsame Stunden Kinounterhaltung und Rätselraten, mit einigen Julia-Roberts-Lowlights. Solide 3 Sterne von 5.

20. April 2009

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Was passiert mit einer populären High-School-Cheerleaderin, die es zu nichts bringt? Wie geht man mit dem Selbstmord seiner Mutter um, wenn der Tod zum Beruf gehört? Was ist, wenn man sein eigenes Leben nicht in den Griff bekommt und sich noch um einen Sohn im Grundschulalter, einen Vater mit verrückten Ideen und seine Schwester mit ähnlichen Tendenzen kümmern muss? Das sind die Hauptaspekte, die den Film "Sunshine Cleaning", den ich heute in der Sneak im Metropol in Stuttgart sehen durfte.

Passend zum zehnten Jahrestag des Columbine-Massakers beginnt der Film mit einem Mann, der in einem Supermarkt eine Schrotflinte ersteht, nur um sich am Ort selbst damit zu erschießen. Ein Glück entwickelte der Streifen sich dann doch in eine andere Richtung.

Rose Lorkowski (gespielt von Amy Adams) ist eine alleinerziehende Mutter, die seit der High School mit dem Quaterback schläft, geheiratet hat er jedoch eine andere. Die ehemalige Cheerleaderin hat es zu nichts gebracht und arbeitet als Putzfrau, als der Quaterback (jetzt als Polizist tätig) ihr von dem Selbstmord erzählt und sie auf die Idee bringt, sich unter dem Namen "Sunshine Cleaning" selbstständig zu machen und die Hinterlassenschaften von Toten und Unfällen zu beiseitigen. Zusammen mit ihrer Schwester (Emily Blunt) macht sie sich an die Arbeit und beginnt dabei mit ihr einen Selbstfindungstrip, um mit dem Selbstmord ihrer Mutter klarzukommen.

Der Film spielt zwar in Albuquerque, New Mexico (etwa eine halbe million Einwohner), hat aber ein gewisses Kleinstadt-Flair. Dies liegt vor allem an den Charakteren, die mal nicht typisch klischeehaft gezeichnet sind, sondern wie Menschen wie du und ich wirken, mit ihren Fehlern und Macken. Weitere Details zur Geschichte würden dem Filmerlebnis nur schaden, denn es ist ein wirklich sehenswerter Film, der viel Mut beweist, mal nicht mit einem typischen Hollywood-Ende aufzuwarten, beliebte Charaktere verschwinden zu lassen und mal nicht alle offenen Punkte zu beenden oder zu erklären.

Mary Lynn Rajskub (bekannt aus der Fernsehserie "24")spielt in "Sunshine Cleaning" eine fantastische Nebenrolle. Wir konnten uns im Kino dann aber doch nicht die Jack Bauer und Chloe O'Brian Sprüche verkneifen, besonders als sie im Fahrstuhl stecken blieb. ("Jack, ich stecke im Fahrstuhl fest." "Kein Problem, Chloe. Ich hol' dich da raus!")

Dialog des Tages war aber eher:
Wie starb deine Mutter?
War so eine Art 'Do-it-yourself'-Ding

Passend zum leichten Sommerwetter war es ein schön leichtes "Komödiendrama", das sehr gut in die Sneak gepasst hat und für ein wunderbares Gefühl für die Rückfahrt über die Weinsteige mit offenem Fenster und einem tollen Blick gesorgt hat.

3,5 Sterne von 5.

Links:

6. April 2009

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In Stuttgart ist es ziemlich leicht zu erkennen, wann es richtig warm draußen ist. Einfach abends halb 11 schauen, wieviele Leute noch am Palast rumhängen. Nach jedem Winter ist es unglaublich zu sehen, wie viele Leute da um diese nette Location Platz haben. Die Luft da draußen ist aber auch fantastisch, es ist schön warm und der Blick die Weinsteige herunter ist schon gigantisch. Ich freue mich auf mehr solcher Abende.

In der Sneak kam heute "Public Enemy No. 1 - Mordinstinkt", der erste Teil um das Leben des französischen Gangsters Jacques Mesrine. Basierend auf der wahren Geschichte, springt der Film anfangs ziemlich schnell durch die ersten Stationen seines Lebens, ohne dabei um große Aufklärung über die verstrichene Zeit zu geben. So wunderte es die Gruppe neben mir schon, dass sein Kind direkt nach der Geburt auf die Größe eines 10 Monate alten Säuglings anwuchs.

Anfangs hat mich der Film etwas irritiert, ich konnte aber nicht genau sagen, warum. Nach den ersten 20 Minuten entwickelte er sich aber zu einem spannenden und dichten Thriller. Ohne die Vorkenntnisse über Mesrines Person ist man darin wohl besser aufgehoben, denn so kann man mitfiebern, ob der simple Versuch des Gefängnisausbruchs funktioniert.

Anfangs fand ich die Musik zu groß, dramatisch und zu sehr im Vordergrund für den Film, aber als er an Fahrt aufnahm, war sie passend und im Hintergrund. Filmisch ist der Anfang sehr interessant. Dabei wird per Split-Screen die selbe Szene aus unterschiedlichen Winkeln gezeigt (bis zu 6 Einstellungen gleichzeitig). Allerdings sind das nicht die gleichen Aufnahmen der gleichen Szene nur mit anderer Kamera, sondern es ist die selbe Szene, nur aus einem anderen Schnitt. Interessant gemacht, vor allem wenn man versucht, herauszufinden, in welchen der 6 Szenen der Hauptcharakter sich nur an die Wand lehnt und in welchen er noch zusätzlich eine Zigarette anzündet.

Enttäuschend war das Ende, denn dieser Film ist nur der erste Teil. Der zweite, "Todestrieb", folgt erst im Mai. Nachdem es der Film geschafft hat, von Bla einen großen Bogen zu Spannung zu erzeugen, lässt er den Zuschauer fallen. Da hilft auch keine Vorschau auf den zweiten Teil.

Ich weiß nicht, was alles noch im zweiten Teil passieren wird, aber ich habe das Gefühl, dass man beide Film eventuell zusammenschneiden und dabei etwas weglassen können. Natürlich weiß man dabei aber nicht, ob die Vorgeschichte aus dem ersten Film noch eine Rolle spielen wird. Ich weiß nicht, ob ich den zweiten Teil jemals sehen werde. Lust hat man schon, aber nur jetzt nach dem ersten. Ob das in 1,5 Monaten noch so ist? Wer weiß.

Mordinstinkt bekommt von mir 3 Sterne von 5.

Auf die Sommernächte freue ich mich trotzdem, mit Freunden auf dem Schlossplatz...