30. März 2009

Der Frühling kommt: Mit der Zeitumstellung werden die Tage länger und endlich traut sich die Sonne auch noch ein Stück heraus. Gutgelaunt und nichts ahnend ging ich an diesen Tag, doch er sollte schwarz und bitter werden.

Aber von Anfang an. Der Tag begann wie jeder Tag, um 0 Uhr. Nachdem ich am Sonntag mit 2 exzellenten Left4Dead-Runden meine Zeit verbrachte, musste die erste Stunde dieses Montags für mein BBA Studium an der Steinbeis Universität Berlin (Stuttgart) herhalten. Ich musste für BWL noch einen 10-seitigen Report beenden. Als um 0:30 Uhr gar nichts mehr ging und ich mich von Wort zu Wort quälte, tat ich nur noch das nötigste um die Seitenzahl voll zu bekommen. Um 1 Uhr kam der letzte Seitenumbruch. Yes, geschafft! Dafür hatte ich nur meine Wachsamkeit für den Rest des Tages eingebüßt. Sechs Stunden Schlaf sind zwar ausreichend, aber der hellste und schnellste ist man dann gerade nicht.

Auf dem Weg zur Arbeit bin ich mal wieder fast umgefahren worden. Das Beachten von Fahrradfahrern und das Einhalten von Rechts-vor-Links ist ein Thema für sich. Im Büro saß ich heute an einem zähen Problem, dass sich partout nicht lösen lassen wollte und die Minuten verstrichen vor meinen müden Augen im Stundentakt.

In der Mittagspause machte ich den Fehler, zu schauen, was die Politik Deutschlands im Netz so zu bieten hat und stieß so auf die Blogs der Jungen Liberalen (juli-blogs.de). Meine Güte, meinen Hass auf Politik hat das noch geschürt. Ich hasse, hasse, hasse, hasse Politik. Warum? Weil sie schmutzig ist. Weil Lügen verbreitet werden. Weil sie Meinungen zu Tatsachen macht. Weil sich Leute an ihr berreichern. Weil sie viele Leute nicht verstehen. Pauschal jemanden verurteieln oder Dinge, die man nicht versteht schlecht machen ist dort an der Tagesordnung. Egal. Mein Problem wartete.

Mit einem Lösungsansatz, aber trotzdem keinem guten Gefühl verließ ich das Büro und machte mich auf zum Basketballtraining. Einen Tag nach dem Abstieg vermutete ich, dass nicht viele Leute kommen. Ich irrte mich. Die Halle war voll und die Stimmung einigermaßen gut. Aber schon im ersten Spiel passierte mir es: Ich knickte um! Das Jahr der Verletzungen, erst Oberschenkel, dann linker Fuß und jetzt rechter Fuß. Großartig. Und was mache ich? Ich spiele natürlich weiter. Im nachhinein keine gute Idee, denn jetzt ist der Fuß doppelt so dick als er wohl wäre, wenn ich gleich ausgesetzt hätte. Der blöde Ehrgeiz kostet mich mal wieder meinen Sport für den Rest der Woche. Doch die Chance auf mein neues Leben sollte noch auf mich warten.

Von der Halle geht es immer mit der Schönbuch-Bahn zum Böblinger Bahnhof und von dort aus mit der S-Bahn nach Stuttgart. Bei der Einfahrt der Schönbuch-Bahn bemerkte ich sofort 2 Mädels in der Bahn. Eigentlich keine Seltenheit, aber diese waren normal gekleidet, hatten kein Makeup und keine erkennbare Frisur (Unfrisur), was im aufgetakelten Böblingen schon eine Außnahme ist.

Und dann passierte es während der Fahrt, eine von beiden Stand auf, kam auf mich zu und sprach mich an und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Mit meinem iPod voll dröhnend mit System of a Down habe ich natürlich nichts verstanden, also fragte ich nett "Wie bitte?"

Ob ich mich schonmal mit Gott beschäftigt hätte...

"Öh.. ja", damit war die Diskussion für mich beendet und ich wollte meine Kopfhörer wieder aufsetzen, da fragte sie, was ich denn für einen Glauben hätte. "Keinen", erwiderte ich, "ich bin Atheist aus Überzeugung". "Wirklich?", fragte sie, "Die meisten sind Atheisten aus Tradition. Gott ist die Chance auf ein neues Leben." Dabei hätte ich es eigentlich belassen können, aber ich machte natürlich den Fehler zu sagen, dass ich mich schonmal mit Religion auseinandergesetzt hätte und zu dem Schluss gekommen bin, dass ich besser nicht glaube an Gott glaube. Dann machte ich den Fehler zu erwähnen, dass ich eigentlich Agnostiker bin.

"Was bitte ist ein Agnostiker". Na toll, Mädel, du willst mit mir eine Diskussion über Gott und Religion führen und weißt noch nicht mal, was Agnostizismus ist. Ich erklärte ihr kurz, dass ich schon an eine höhere Macht glaube und dass es Dinge gibt, die man nicht erklären kann und durchaus als Wunder bezeichnen kann und dass man diese Dinge nicht aufklären muss oder vielleicht nie erklärbar sind. Ich lebe damit ziemlich gut, aber nur wenn ich eine philosophische Diskussion führe. Gegenüber Gläubigen Menschen bezeichne ich mich doch gerne als Atheist. Warum ich das heute nicht gemacht habe, weiss ich nicht.

Die Schönbuchbahn kam inzwischen im Böblingener Hauptbahnhof an und ich humpelte zum nächsten Gleis. Die Mädels ließen nicht locker. Mit meinem kaputten Fuß war ich wohl ein leichtes Opfer.

"Warum kann denn diese höhere Macht nicht Gott sein?" Ja, warum denn wohl? Sie ließ nicht locker. Meh. Also fing ich an. Ich habe mich schon oft mit der Kirche kritisch auseinander gesetzt und für mich die Entscheidung getroffen, dass ich aufgrund der Historie und langen Geschichte der Kirche mit Kriegen, Inquisition und Verbrennungen es nicht mit mir und meinem Gewissen vereinbaren könnte, ein Christ zu sein.

Sie meinte, dann kenne ich vom modernen Christentum wenig und wüsste nicht viel...

Oha.

Im modernen Christentum vergehen sich Priester an Kindern, während der Papst die Lüge verbreitet, Kondome würden AIDS weiterverbreiten.

"Jaaaa, neeeee, von solchen Dingen versuchen wir uns ja zu distanzieren."

Achja? Das macht diese Verbrechen und Lügen aber nicht ungeschehen, deswegen kann ich es noch weniger mit mir vereinbaren, Christ zu sein, oder sogar an einen christlichen Gott zu glauben. Aus diesem Grund habe ich für mich die Entscheidung getroffen, kein Christ zu sein.

"Die falsche Entscheidung!!" Für diesen Satz allein hätte ich ausrasten können. Aber der Schmerz im Fuß beim Treppensteigen verhinderte, dass ich diesen Individuen weiteren Nährboden bot. Ich reagierte überlegt und meinte, dass ich mich mit dem Thema auseinader gesetzt hätte und die Entscheidung für mich getroffen habe, während andere Menschen Religion pauschal ablehnen.

Wow! Ich hätte gar nicht gedacht wie schnell und einfach man solche Personen zum Schweigen bringt: Entzieht man ihnen die Diskussionsgrundlage, haben sie nix mehr zu sagen. Großartig. Ein wenig verzweifelt standen sie mit mir am Gleis (sie mussten auch wirklich in die selbe Richtung wie ich), und suchten nach neuen Argumenten und Ansatzpunkten. Fanden sie aber nicht.

Zurück bleibt mir nur die Frage "Warum ich?" In der Bahn waren genug junge Leute, die allein unterwegs waren, aber ich war das Opfer. Sehe ich so aus, als bräuchte ich Gott?

Was für ein bitterer Tag...

Studium: muh.
Arbeit: muh.
Politik: muh.
Basketball: muh.
Gott: meh.
Neues Leben: Nein.

Oder vielleicht doch. Auf einen solchen schlechten Tag können eigentlich nur gute folgen. Sport mache ich keinen mehr, als habe ich die Abende mehr oder weniger frei. Vielleicht kommt ja was gutes dabei rum. Ich bin gespannt...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

lol sehr gut

Kommentar veröffentlichen