6. März 2010

Flexo blieb über das Wochenende. So oft sehe ich meinen Mitbewohner nicht, dass man nicht irgendwas unternehmen sollte. Als eingefleischter Dortmund-Fan war das Bundesligaspiel der Borussia natürlich Pflicht für ihn und da es erst um 18.30 Uhr angepfiffen wurde, verbanden wir das Nützliche mit dem Praktischen und machten mal wieder einen Ausflug ins SI-Zentrum. Erst großes Kino auf dem Rasen, dann großes Kino im Cinemaxx.

"The Book of Eli" war angesagt. Schließlich sah der Trailer nach ordentlich Kick-Ass aus und laut Flexo ist Denzel Washington, der den namensgebenden Hauptcharakter spielt, ein Garant für gute Filme. Mir viel auf Anhieb auch kein schlechter Film mit dem guten, alten Denzel ein, um Flexo contra geben zu können. Nach dem Film sollte er seine Meinung allerdings revidieren, ich andererseits konnte danach nur zustimmen.

Das Buch von Eli ist ein Buch von unschätzbarem Wert für die Menschheit, die nach dem Krieg vor 30 Jahren stark dezimiert und zurück zur Überlebensgesellschaft getrieben wurde. Nach nur wenigen Szenen ist klar, um welches Buch es sich da handelt, aber die Menschen können in dieser wunderschönen post-apokalyptischen Welt nichts anfangen. Viele sind ungebildet, degeneriert oder sind durch ihren Konsum von Menschenfleisch so labil und zittrig geworden, dass es ihnen egal ist.

Eli ist auf dem Weg nach Westen, wo er das Buch hinbringen will. Gary Oldman, dessen Charakternamen ich schon wieder vergessen habe, will das Buch und seine Macht für sich nutzen und so ergibt sich genug Konfliktpotential.

Ich mag religiösen Subkontext, wenn er in Filmen nicht um der Relgionen Willen benutzt wird, sondern um starke Metaphern und kraftvolle Bilder zu erschaffen. "The Book of Eli" ist hier eine Gradwanderung. Zum einen gibt es wunderschöne Bilder in dieser verwüsteten Welt (grandios in Szene gesetzt, wirklich) und wunderschöne Metaphern, auf der anderen Seite kam es mir an der ein oder anderen Stelle schon wie ein großer Werbespot vor. Das ging soweit, dass ich Denzel Washington für Jesus himself gehalten hab, auch weil die Handlung diese Interpretation einfach zuließ (Ja, komplett mit Wundern, Stimmen aus dem Nichts, Wiedergeburt).

Ganz am Ende gibt es noch eine Überraschung mit großem Twist, an dessen Offenbarung man sich sofort wünscht den ganzen Film mit dem jetzigen Wissensstand nochmal zu schauen. Andere wiederum werden sich einfach am Kopf kratzen und "ORLY?" fragen. Das Ende hat mich jedenfalls nicht vom Hocker gehauen und dafür muss ich schon einen ganzen halben Stern abziehen.

Denzel Washington ist ganz in seinem Element und es macht einfach Spaß ihm zuzuschauen. Er ist schon ein guter Schauspieler. Überrascht hat mich allerdings Mila Kunis, Denzels Sidekick. Nach ihrem Desaster in Max Payne hatte ich sie schon aufgegeben, aber hier zeigt sie, dass sie doch eine gute Schauspielerin ist, läuft dem guten Herrn Washington manchmal sogar den Rang ab und macht Lust auf mehr.

Bei apokalyptischen Zukunftsszenarien ist mir die Atmosphäre ganz wichtig, und die hat hier einfach gepasst. Die Kamerawinkel und -führung hatte einen Mix aus Mad Max und Bad Boys und manche Bilder und Einstellungen waren einfach atemberaubend und brachten einem diese Welt ganz nah. Die Nahkämpfe waren großartig choreographiert und stilisiert. Keine Shaky-Cam und keine tausend Schnitte in 1 Sekunde. Wenn Denzel die Messer wetzt, dann fliegen hier und da schonmal ein paar Arme oder Köpfe, aber hier steht die Choreographie im Vordergrund und nicht die Gewalt oder Brutalität. So machen Kämpfe Spaß. Die Welt von Eli erinnerte mich auch sehr an das gulte alte Dos-Spiel "Burntime".

Nun, die Message von "The Book of Eli" macht schon Sinn. Auf der einen Seite gibt ein Buch, eine Botschaft dem Prediger die Macht über Menschen, auf der anderen Seite muss ein solch kultureller Schatz der Menschheit erhalten bleiben. Und wenn die Welt mal den Bach runtergeht, dann sind Bücher unser höchstes Gut. Was mach ich denn mit meinem iPod, wenn es keinen Strom mehr gibt? Mein Buch kann ich immer lesen. Das macht auch für mich als Atheist Sinn und deshalb fand ich den religiösen Unterton nicht schlimm.

Hier und da war es ein wenig zu viel Werbung für unser aller Freund, aber das ist Hollywood. Ich wünschte, wenn sie sich schon zum Verbreiter des Wortes erheben könnten sie auch mal Mut haben, eine Vergewaltigung stattfinden zu lassen, statt die Übeltäter vorher abzuschnetzeln, aber das ist meine Meinung. Hollywood ist ja auch, wenn die Hauptcharaktere makelose Zähne und Körper haben und die Extras alle degeneriert sind.

"The Book of Eli" ist durchaus sein Geld wert: Religiöser Subkontext, postapokalyptische Welt, arschtretender Denzel Washington, grandiose Mila Kunis, Twist am Ende, tolle Bilder, Atmosphäre, schöne Anspielungen auf Vorbilder wie "A Boy and his Dog" oder "Mad Max". Gerne mehr von sowas. Flexo mag nicht meiner Meinung sein, aber egal (sooft sehe ich ihn ja nicht).

4 von 5 Sterne.

Links:
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