6. März 2010

Manchmal hält das Leben doch recht seltsame Begegnungen bereit. Freitags gehe ich seit einiger Zeit nach Vaihingen zum Unisport und spiele Basketball in einer mehr oder weniger illustren Runde. Normalerweise habe ich eine Mitfahrgelegenheit, heute musste ich aber auf die VVS zurückgreifen. Das hätte ich mir sparen können, ein "Wahnsinniger" hat mir den Weg gekreuzt und mich unterlaufen und ich knickte zum millionsten Mal um. Es schmerzt etwas und ich bin etwas eher los, damit ich noch eine Bahn bekomme. Aber auch das lief suboptimal, 13 Minuten auf die S-Bahn warten und dann nochmal 17 Minuten auf die U-Bahn warten. 17 Minuten??? In klirrender Kälte.

Ich war der einzige an der Haltestelle bis auf ein kleines Emo-Girl, dass da wahrscheinlich schon eine Ewigkeit saß. Sie umklammerte ihr Handy und wippte mit dem Bein. Ich schätzte sie auf 14 oder 15, und sie entsprach all diesen wunderbaren Emo-Klischees. Ich setzte mich etwas entfernt neben sie und lauschte den Klängen meines iPods. Ich schaute kurz herüber, da merkte ich schon, dass sie mich beobachtete. Als ich ein zweites Mal hinüber blickte, öffnete sie ihren Mund.

"Hallo", sagte sie.
"Hai", erwiderte ich.
"Ziemlich kalt", meinte sie. Ich bemerkte, dass sie ziemlich falsch für den plötzlichen Kälteeinbruch gekleidet war.
"Jop", hielt ich es kurz.

Sie ließ nicht locker: "Was hörst du so?" Ich fragte mich noch, ob sie sich wirklich für mich interessierte oder ob sie sich nur von der Kälte ablenken wollte. Aber da die Zeit zur nächsten Bahn gerade von 16 auf 15 Minuten gesprungen war, lentke ich ein. Und so nahm ich sie mit auf eine kleine Reise durch meine musikalische Welt. Ich spielte Reiseführer und sie den interessierten Touristen. Von Jazz zu Metal, von aktuellen Lieblingssongs zu alten Klassikern. Und da wir noch ein wenig Zeit hatten, zeigte ich ihr mein Lieblingssternbild und wie man Norden findet. Es war ein fantastischer Sternenhimmel.

Es war ein wirklich bizarres Gespräch, an dessen Ende sie mich fragte, ob wir nicht Handynummern austauschen könnten. "Nein", meinte ich. Wir würden doch eh nicht anrufen. "Ich schon", meinte sie. Ich sei ein ganz cooler Typ. "Ich nicht", entgegnete ich. "Ok...", meinte sie darauf, was mich wunderte, "aber es war doch ganz nett". Das konnte ich nicht verneinen. Und so gingen wir beide unserer Wege, wissend, dass es schon ganz nett war.

Und das konnte man wirklich nicht verneinen...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen