29. April 2010

Es ist dieses erwartungsvolle Klackern, wenn man nach oben fährt, die tolle Aussicht am Gipfel, die Freiheit die man spürt und dieses unglaubliche Bauchgefühl bei der ersten Abfahrt. Ich rede natürlich von Achterbahnen. Einmal im Jahr muss es raus. Was sage ich da? Einmal am Tag, einmal in der Stunde oder besser gleich einmal in der Minute. Das innere Kind. Bevor es für immer weg ist.

Ist schon seltsam, wie sehr wie uns auch gegen das Älterwerden stämmen, der Zellverfall schreitet trotzdem voran. Aber so erwachsen wie wir auch sein wollen, der Charakter ändert sich kaum.

Und so wird es auch immer bleiben, dass mir beim Anblick von blinkenden Lichtern, drehenden Karrusells und Achterbahnen mein Herz höher springt. Ja, es ist wieder Wasenzeit und mein innerer kleiner Junge möchte sofort aus dem Ballparadies abgeholt werden und gebrannte Mandeln gekauft bekommen. W00t.

Was ich am Volksfest auf dem Wasen ja so liebe, neben den ganzen Besoffenen, der schlechten Musik und den seltsamen Begegnungen, ist einfach das man was zu einem guten Preis (höhö) geboten bekommt. Wie zum Beispiel Bier für 7,90 Euro. Das ist eine Preissteigerung von 1 Euro, seit ich in Stuttgart bin. Ich habe das Bier teurer gemacht.

So zog es mich doch tatsächlich heute zum Familientag los, nicht um mir mein Hirn wegzupusten, sondern um mal zu schauen, welche lustigen Fahrten es wohl dort geben mag, die mein inneres Kind zufrieden stellen können.


Als erstes war der Höllenblitz dran. Den sieht man immer als erstes, wenn man auf das Volksfest kommt, im Herbst und im Frühling. Und ich denke mir jedes Mal "Das müssteste doch mal ausprobieren". Aber nie hatte ich jemanden dabei. Die wollten alle nur BIER. Heute gab's nur Flexo... und der wurde einfach zu allem gezwungen. Also, schwups 3,50 Euro (ist ja schließlich Familientag, gnah) hingelegt und eingestiegen, ganz vorne sogar. Nunja, das was mich am meisten genervt hat war, dass die erste Abfahrt gebremst wurde. Toll, nix Bauchgefühl und dann konnte mir der Rest auch gestohlen bleiben. Ist ja eh nur dunkel mit ein bissl Licht und sich drehenden Waggons. Knirsch. Junge möchte schon wieder zurück ins Ballparadies.


Was nicht enttäuschen kann ist der Transformer (mit Star-Wars-Fanfare). Ob nüchtern oder nicht, er schüttelt kräftig durch, dass man danach gerne sein Hirn von der gegenüberliegenden Wand abholen möchte. Ein Euro fuffzig mussten wir hinlegen, die Fahrt nach uns kostete schon 2 Euro, um 19 Uhr werden wohl die Preise erhöht. Auch tolle Taktik, wenn sowieso keiner kommt. Naja, jedenfalls geht es im Kreis, rauf und runter, schräg und gerade und um tausend verschiedene Achsen. Meine Schultern waren etwas zu hoch für die Sicherung und Halsschmerzen waren vorprogrammiert. Ein guter Tipp: Einfach den Kopf zurücklehnen und nicht versuchen gegenzusteuern. Könnte den Tag retten. Nach dem Ritt: Kopfschmerzen. Knirsch. Wo sind meine Plastikbälle?


Nächster Rollercoaster: Teststrecke. Formel 1 und/oder so. Zwei Loopings und eine schöne erste Abfahrt. Die 3,50 Euro waren ok, aber trotzdem war die Fahrt einfach nur kurz. Knirsch.


Will man das Ganze jetzt noch etwas ausklingen lassen - romantisch, kindisch oder einfach nur sachlich - ist sicher das Riesenrad das beste Mittel. Knutschen ist wohl nicht, weil der böse Schausteller am Boden einen immer wieder um die eigene Achse wirbelt. Ob er noch nie gesehen hat, wie einer in Spiralen kotzt? Das Preisleistungsverhältnis ist hier etwas... hmmm... unverhältnismäßig. Viermal ging es rundherum für 3 Euro am Familientag. Wieviel kostet das denn normalerweise!? Knirsch. Zu sehen bekommt man auch nicht sehr viel von Stuttgart, hauptsächlich Cannstatt halt. Fernsehturm, Stadion, Neckar, Industrie.



Nun, ich will nichts schlechtreden. Zum Volksfest sitzt jeder in seinem eigenen Sattel. Will heißen: Er kann das Pferd dahin steuern, wo er will. Will heißen: Macht euch einfach selbst nen Kopp. Bier trinken kann ich woanders günstiger, lustiger und mit besserer Beschallung, definitiv. Und nur ein Schluck von dieser Plörre, die sie dort Bier nennen, kam ich zu dem Entschluss, dass es nächste Woche mit den Freunden im Zelt kein Bier für mich geben wird. ("Eine Maß Spezi bitte"... Ich kann mir schon den genervten Blick des Kellners vorstellen... hrhr) Da vergifte ich mich lieber mit Zuckerbomben als mit echtem Gift. Das ist bestimmt nur ungefiltertes Neckar-Wasser. Das tut mir jetzt leid für meine Freunde und es halt mir schon jetzt durch die Ohren, was für eine Spaßkanone ich doch bin, aber ich muss gar nichts... vielleicht zwitscher ich ja wieder...

Natürlich hat Wasen auch etwas Gutes: Jede Menge Vollpfosten in einem Zelt versammelt. Dass da nicht Leute schon auf Gedanken gekommen sind. Im Frühling noch besser: Frau Nobrain trifft auf Mr. Intelligenz. Frühlingsgefühle für Lowlifes. ("Und wo habt ihr euch kennengelernt?" "Beim Kotzen unter der Biertischgarnitur." "Ihr auch?!?" "Ja, er zupfte mir am Dirndl während ich ihm die Lederhose einsaute.")

Ja, ich weiß, da spricht mal wieder der Neid. Kopf aus, Schwanz an geht halt nicht, weiß ich ja seit letztem Wochenende ("Aperwhaaaat?"). Wahrscheinlich schieße ich meine Elfmeter lieber ins eigene Tor, bevor ich mich vorher fragen muss, ob ich mich hinterher ärgere, nur Meister der Herzen in einem Spiel werden, wo nur der Sieger der Held ist. Kopf explodiert, aber das ist dem Jungen da drin mittlerweile egal.

Mein inneres Kind überlegt es sich bestimmt jetzt zweimal, ob es wieder rauskommt. Naja, beim nächsten Konzert mit vorher durchgemachter Nacht mit Umzug und Schrank aufbauen ist es bestimmt wieder soweit.

Du mich auch. Aber dem Flexo hat's Spaß gemacht...

Ich will trotzdem nicht erwachsen werden...

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