Völlig unvorbereitet traf mich heute/gestern die Doppelsneak im Metropol. Einfachsneak war angekündigt, zwei Brocken sollten es werden. Die letzte Sneak für eine längere Zeit. Aus dem ersten Film kam ich ziemlich aufgedreht und hoffte für den zweiten Film auf ein Spektakel á la Transformers, wo man den Kopf ausschalten kann... falsch gedacht.
Es kam "Crossing Over", eine Art Episodenfilm, den ich am besten mit "Babel meets Crash" beschreiben würde. Während es in Babel aber um Kommunikation und Sprache und in Crash um Rassismus ging, handelte "Crossing Over" von Immigranten und illegalen Einwanderen in den USA. Während die beiden ersteren also ein internationales und gesellschaftsübergreifendes Thema hatten, geht es in diesem Streifen ausschließlich um Amerika (Fuck yeah!). Das schränkt die Zugänglichkeit natürlich etwas ein und die Sichtweise auf diesen Film wird stark von der Sichtweise des Zuschauers auf die Vereinigten Staaten geprägt.
Die Figuren in diesem Spiel sind ein Ehepaar, welches sich mit Einwanderung beschäftigt, wobei der Ehemann für die Behörden arbeitet, während die Frau Zivilanwältin ist. Der Mann beginnt also ein Verhältnis mit einer Australierin, die eine Arbeitsgenehmigung braucht, genauso wie ihr Freund, der es über seinen religiösen Glauben probiert. Die Frau kümmert sich um ein afrikanisches Mädchen in einer Jugendanstalt und vertritt gleichzeitig ein iranisches Mädchen, welches vom FBI abgeschoben werden soll, da sie sich unpassend über den 11. September geäußert hat und "gefährliche" Tendenzen zeigt.
Parallel dazu begeht ein koreanischer Teenager, der bald eingebürgert werden soll, einen Fehler, der ihn auf einen iranisch-amerikanischen Zoll- und Einwanderungsbeamten treffen lässt, dessen Vater ebenso eingebürgert wird. In dieser Familie geschieht ein Ehrenmord, den sich sein abgehalfterter Kollege zu herzen nimmt, während er gleichzeitig versucht eine mexikanische Familie wieder zusammen zu bringen.
Klingt kompliziert? Ist es nicht. Der Film balanciert die parallelen Stränge wunderbar und selbst ein Typ, der vorher einen Horrorfilm gesehen hat, kann ihm leicht folgen. Ohne Rückblenden oder Seitenausflüge läuft der Film vor sich hin. Dabei trifft man auf viele bekannte Gesicher, allen voran Harrison Ford. Ich wusste gar nicht, dass Ford im Moment einen Film hat und hatte auch von Crossing Over nichts gehört. Lautlos hat er sich anzuschleichen.
Harrison Ford hat in Crossing Over nicht viele Momente zu glänzen, was dem Film gut tut. Er ist kein Starvehikel und strebt nie an, Ford, der gut spielt, ins Rampenlicht zu rücken. Unter den anderen bekannten Darstellern finden sich unter anderne Ray Liotta, Cliff Curtis und Ashley Judd. Schauspielerisch gibt es nichts auszusetzen. Filmisch hat mich nur die deutsche Bearbeitung verwundert. Bei den Einblendungen der Handlungsorte gabe es immer ein Computergeräusch für jeden einzelnen Buchstaben, der deutsche Text hat aber immer gewartet, bis die Geräusche fertig waren und dann die Worte komplett eingeblendet. Das hätte man sicher etwas besser machen können.
Fast wie bei Crash ist meine Erkenntnis, dass wir nicht frei von Schuld und Fehlern sind und dass sich Menschlichkeit in vielen Facetten zeigen kann. Das Thema ist kontrovers, aber um eine wirkliche Diskussion über das Zentrale Thema Immigration zu führen, müsste man in der amerikanischen Kulter und Gesellschaft leben. Es wäre genauso, wenn Amerikaner deutsche Probleme diskutieren würden. Ich finde es interessant, wie unterschiedlich der Film auf meine Mitstreiter gewirkt hat. Für mich war der Film einfach eine Tatsachenbeschreibung, kein wirkliches Statement. Mein linker Nachbar war überrascht, wie kritisch der Film war und mein rechter Nebensitzer fand es gut gemacht, wie sehr der Film auch Mitleid für Personen erzeugen konnte, die eigentlich keins verdient hätten.
All das trifft zu, definitiv, und wer menschliche Dramen und Abgründe gerne erkundet wird bei "Crossing Over" tiefe Schluchten finden. Ziemlich kontrovers fand ich die Referatsszene in der Schule, wo einem vorgeführt wird, wie sehr man doch selbst von der amerikanischen Kultur entfernt ist, obwohl man sich dieser selbst so nahe fühlt. Über das Thema selbst muss sich jeder seine Meinung bilden, ich für mich reagiere darauf ziemlich emotional und werde wohl immer auf meiner Meinung beharren, aber für emotionale Ausbrüche ist jetzt nicht die Zeit dafür und außerdem ist es zu spät.
Über jeden Film dieser könnte man gesellschaftliche und menschliche Abhandlungen schreiben, man könnte emotional oder nüchtern bleiben, man könnte Pro- oder Anti-USA sein, doch diese Diskussionen werden oft und heftig geführt (so auch bei meinen Mitstreiter und mir) und deshalb will ich jetzt darauf verzichten. Am Ende bleibt es bei einem Film, den ich als Film beurteilen will. Ein Film soll mich unterhalten, Emotionen hervorrufen und das Denken anregen und das hat "Crossing Over" jedenfalls geschafft.
"Crossing Over" ist ein gutgemachter Film mit interessantem Thema, den ich aber nicht unbedingt weiterempfehlen muss. Da sind mir Crash und Babel lieber, und für den Zuschauer sicherlich zugänglicher. Normalerweise habe ich bei Filmen eine ziemlich klare Vorstellung, welche Wertung sie bekommen, bei diesem Sneaker bin ich mir immer noch nicht so sicher. Da ich den Film aber nicht zu den Topfilmen zählen würde, dennoch aber großen Respekt vor dem Thema habe, mache ich etwas, was ich normalerweise nie machen würde: meine Wertung nochmals aufteilen und genau die Hälfte vergeben, die ich mit meinem System vergeben kann. 2,75 von 5 Sterne.
Es kam "Crossing Over", eine Art Episodenfilm, den ich am besten mit "Babel meets Crash" beschreiben würde. Während es in Babel aber um Kommunikation und Sprache und in Crash um Rassismus ging, handelte "Crossing Over" von Immigranten und illegalen Einwanderen in den USA. Während die beiden ersteren also ein internationales und gesellschaftsübergreifendes Thema hatten, geht es in diesem Streifen ausschließlich um Amerika (Fuck yeah!). Das schränkt die Zugänglichkeit natürlich etwas ein und die Sichtweise auf diesen Film wird stark von der Sichtweise des Zuschauers auf die Vereinigten Staaten geprägt.
Die Figuren in diesem Spiel sind ein Ehepaar, welches sich mit Einwanderung beschäftigt, wobei der Ehemann für die Behörden arbeitet, während die Frau Zivilanwältin ist. Der Mann beginnt also ein Verhältnis mit einer Australierin, die eine Arbeitsgenehmigung braucht, genauso wie ihr Freund, der es über seinen religiösen Glauben probiert. Die Frau kümmert sich um ein afrikanisches Mädchen in einer Jugendanstalt und vertritt gleichzeitig ein iranisches Mädchen, welches vom FBI abgeschoben werden soll, da sie sich unpassend über den 11. September geäußert hat und "gefährliche" Tendenzen zeigt.
Parallel dazu begeht ein koreanischer Teenager, der bald eingebürgert werden soll, einen Fehler, der ihn auf einen iranisch-amerikanischen Zoll- und Einwanderungsbeamten treffen lässt, dessen Vater ebenso eingebürgert wird. In dieser Familie geschieht ein Ehrenmord, den sich sein abgehalfterter Kollege zu herzen nimmt, während er gleichzeitig versucht eine mexikanische Familie wieder zusammen zu bringen.
Klingt kompliziert? Ist es nicht. Der Film balanciert die parallelen Stränge wunderbar und selbst ein Typ, der vorher einen Horrorfilm gesehen hat, kann ihm leicht folgen. Ohne Rückblenden oder Seitenausflüge läuft der Film vor sich hin. Dabei trifft man auf viele bekannte Gesicher, allen voran Harrison Ford. Ich wusste gar nicht, dass Ford im Moment einen Film hat und hatte auch von Crossing Over nichts gehört. Lautlos hat er sich anzuschleichen.
Harrison Ford hat in Crossing Over nicht viele Momente zu glänzen, was dem Film gut tut. Er ist kein Starvehikel und strebt nie an, Ford, der gut spielt, ins Rampenlicht zu rücken. Unter den anderen bekannten Darstellern finden sich unter anderne Ray Liotta, Cliff Curtis und Ashley Judd. Schauspielerisch gibt es nichts auszusetzen. Filmisch hat mich nur die deutsche Bearbeitung verwundert. Bei den Einblendungen der Handlungsorte gabe es immer ein Computergeräusch für jeden einzelnen Buchstaben, der deutsche Text hat aber immer gewartet, bis die Geräusche fertig waren und dann die Worte komplett eingeblendet. Das hätte man sicher etwas besser machen können.
Fast wie bei Crash ist meine Erkenntnis, dass wir nicht frei von Schuld und Fehlern sind und dass sich Menschlichkeit in vielen Facetten zeigen kann. Das Thema ist kontrovers, aber um eine wirkliche Diskussion über das Zentrale Thema Immigration zu führen, müsste man in der amerikanischen Kulter und Gesellschaft leben. Es wäre genauso, wenn Amerikaner deutsche Probleme diskutieren würden. Ich finde es interessant, wie unterschiedlich der Film auf meine Mitstreiter gewirkt hat. Für mich war der Film einfach eine Tatsachenbeschreibung, kein wirkliches Statement. Mein linker Nachbar war überrascht, wie kritisch der Film war und mein rechter Nebensitzer fand es gut gemacht, wie sehr der Film auch Mitleid für Personen erzeugen konnte, die eigentlich keins verdient hätten.
All das trifft zu, definitiv, und wer menschliche Dramen und Abgründe gerne erkundet wird bei "Crossing Over" tiefe Schluchten finden. Ziemlich kontrovers fand ich die Referatsszene in der Schule, wo einem vorgeführt wird, wie sehr man doch selbst von der amerikanischen Kultur entfernt ist, obwohl man sich dieser selbst so nahe fühlt. Über das Thema selbst muss sich jeder seine Meinung bilden, ich für mich reagiere darauf ziemlich emotional und werde wohl immer auf meiner Meinung beharren, aber für emotionale Ausbrüche ist jetzt nicht die Zeit dafür und außerdem ist es zu spät.
Über jeden Film dieser könnte man gesellschaftliche und menschliche Abhandlungen schreiben, man könnte emotional oder nüchtern bleiben, man könnte Pro- oder Anti-USA sein, doch diese Diskussionen werden oft und heftig geführt (so auch bei meinen Mitstreiter und mir) und deshalb will ich jetzt darauf verzichten. Am Ende bleibt es bei einem Film, den ich als Film beurteilen will. Ein Film soll mich unterhalten, Emotionen hervorrufen und das Denken anregen und das hat "Crossing Over" jedenfalls geschafft.
"Crossing Over" ist ein gutgemachter Film mit interessantem Thema, den ich aber nicht unbedingt weiterempfehlen muss. Da sind mir Crash und Babel lieber, und für den Zuschauer sicherlich zugänglicher. Normalerweise habe ich bei Filmen eine ziemlich klare Vorstellung, welche Wertung sie bekommen, bei diesem Sneaker bin ich mir immer noch nicht so sicher. Da ich den Film aber nicht zu den Topfilmen zählen würde, dennoch aber großen Respekt vor dem Thema habe, mache ich etwas, was ich normalerweise nie machen würde: meine Wertung nochmals aufteilen und genau die Hälfte vergeben, die ich mit meinem System vergeben kann. 2,75 von 5 Sterne.
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