6. Juni 2009

Rassismus ist ein zweischneidiges Schmerz: Jedes Opfer kann gleichzeitig auch Täter sein, jeder Täter gleichzeitig Opfer. Crash, bzw. L.A. Crash (dt. Titel, IMDB | Wikipedia), zeigt Ausschnitte aus dem Leben von Weißen, Schwarzen, Asiaten, Mexikanern und Iranern über eine Periode von 2 Tagen. Wie viele gute Filme beginnt er am Ende und macht die Reaktion zum zentralen Motiv und nicht die Aktion. Genauso wie die Charaktere sich ihrer Taten erst bewusst werden, nachdem sie gehandelt haben, wird dem Zuschauer erst bewusst, welche Zusammenhänge und Zufälle zur ersten Szene des Films führen.

Crash vereint ein großes Charakterensemble, dessen Schauspieler allesamt bekannt aus anderen Filmen oder Serien sind. Keiner dieser Charaktere steht im Vordergrund, keiner ist der Star. Genausowenig ist keiner der Charaktere gut oder böse, sie alle sind Menschen mit ihren Stärken und Schwächen, obwohl es Crash sehr gut schafft, diese unterbewussten Schwächen herauszuarbeiten. Der Film zeigt uns deutlich auf, dass wir in einer Welt leben, in der wir ganz normal mit unseren Mitmenschen umgehen sollen, aber schon allein dieses Verhalten als Animosität gedeutet werden kann.

Crash rückt nicht die Handlung in den Vordergrund oder wo die Charaktere im Leben stehen, sondern wie sie auf bestimmte Situationen und Menschen reagieren. Dabei werden die Verbindungen zu den anderen Charakteren deutlich. Diese Bindung kulminiert in der letzten Szene des Films und am Ende bleibt der Zuschauer damit zurück, dass er nicht weiß wie es weiter geht, sondern wie es überhaupt dazu gekommen ist. Crash ordnet sich damit in das Genre der Episodenfilme ein, versucht aber nicht krampfhaft Verbindungen herzustellen, wo keine sind, sondern fühlt sich letztendlich sehr natürlich an. Es wird gezeigt, dass man sich nicht treffen muss, um Einfluss auf das Leben anderer zu nehmen.

Der Film spielt mit vielen bekannten Klischees und Verhaltensmuster, die viele Menschen im Umgang mit anderen zeigen. Dabei sehen die Leute nur das was sie sehen wollen und nicht die richtige Person. Dabei gibt es den rassistischen weißen Polizist, der mit seinem Hass seine Angst um seinen Vater kompensiert, den schwarzen Reggiseur, der so weiß wie möglich wirken will, den Iraner, der nicht für einen Araber oder Terroristen gehalten werden will, den weißen Generalstaatsanwalt, der unbedingt einen Vertreter einer Minderheit in ein hohes Amt befördern will, den schwarzen Polizisten, der nicht mal die Herkunft seiner Freundin kennt und viele weitere Charaktere, deren Situation man doch irgendwie kennt aber so noch nie damit konfrontiert wurde.

Der Name ist Crash ist dabei Programm, denn die Charaktere prallen aufeinander, während sie Schlüsse allein auf Grund der Rasse ziehen. Letztendlich lernt der Zuschauer allerdings nicht, wie man Rassismus kontert, sondern nur wie die Charaktere damit umgehen. Dabei muss der Film allerdings aufpassen, dass er nicht zu sehr in diese Klischees verfällt und nicht ins Belanglose abdriftet. Dies fängt er aber sehr gut mit den super Schauspielerleistungen ab. Die Charaktere sind sehr gut gezeichnet und kommen natürlich rüber. Der Film hat zu Recht den Oskar für den besten Film gewonnen und er zeigt, dass es auch bei Rassismus kein schwarz und weiß gibt. Defintiv sehenswert.

4,5 von 5 Sterne.

1 Kommentar:

Paul hat gesagt…

/agree!

Rassismus? Das kann nicht sein! Ich misch mich ein! ;-)

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