15. Juni 2009

Wie kann man sich besser vom Lernen ablenken als ins Kino zu gehen? Natürlich ins Kino gehen und dabei nicht wissen was kommt. Montag ist Sneaktag und ich verkrümelte mich vor meinen Aufzeichnungen ins Metropol in der Innenstadt.

Gezeigt wurde der Film "State of Play" (dt. Untertitel: Stand der Dinge), der als potentieller Blockbuster von den zwei Kaspern im Kino angekündigt wurde. Ich kenne deren Definition von Blockbustern nicht, aber für mich war es definitiv keiner. Auch wenn ich mir die Zahlen des Filmes aus den USA anschaue, sehe ich kein wirkliches Blockbusterpotential. Aber wie es mit so vielen Begriffen heutzutage ist, ist auch Blockbuster ein eher subjektiver Begriff.

"State of Play" ist also kein Popcornkino, sondern ein intelligent gemachter Thriller mit geradliniger Handlung. Es ist schon verblüffend, dass ein Film ohne Rückblenden oder parallel laufende Handlungen noch so spannend sein kann. Zusammen mit der Hauptfigur, Cal McAffrey (gewohnt gut von Russel Crowe gespielt), findet man sich als Zuschauer in einem Verwirrspiel aus Mord, Korruption und politischen Intrigen wieder.

McAffrey ist Journalist bei einer großen Zeitung von Washington, der eine Intrige aufdeckt, die sich um seinen ehemaligen Mitbewohner, den Kongressabgeordneten Stephen Collins (Ben Affleck), dreht. Alles beginnt mit dem Tod von Collins Assistentin und einem scheinbar bezugslosen Mord an einem Dorgenabhängigen. Nach und nach beginnt Crowes Charakter alle Puzzleteile zu finden und mit Hilfe einer jungen Bloggerin (Rachel McAdams) zusammenzusetzen, dabei gerät er immer wieder an seine Verlegerin (Helen Mirren). Immer tiefer gerät er dabei in die Kreise der Politik, aber auch in seine eigene Vergangenheit.

Zu diesem nennenswerten Schauspielerensemble gesellt sich noch Jeff Daniels in einer nicht unwichtigen Nebenrolle. Die Charaktere sind glaubhaft und lebhaft gespielt. Dabei kann Ben Affleck seit langem mal wieder glänzen. Filmisch macht "State of Play" nicht viel falsch. Die Story wird von den Figuren getrieben und der Zuschauer weiß nie mehr als die Figuren. Neben den politschen Spielchen werden noch allerlei andere Themen angeschnitten, die in der heutigen Zeit von Bedeutung sind: Die Rolle des Printjournalismus im Vergleich zu Onlinemedien, vor allem Bloggern, die gesellschaftliche Gefühlslage in den USA, den Wandel der Medien und Berichterstattung und die Verstrickung von Politik und Wirtschaft.

Der Film sollte ein leuchtendes Beispiel für die Ethik und Rolle der Medien in der Gesellschaft sein. Eine Zeitung soll Bilden und wahrheitsgemäß Nachrichten berichten. Beides sieht man heutzutage nicht mehr oft, gerade in Zeiten, in der die Zeitungen in der Krise sind und Auflage und Umsatz mehr Wert hat als die Wahrheit. Diese Gegensätze finden sich sehr gut in Crowes rechtschaffenden Charakter und Mirrens Figur, die um das Überleben ihrer Zeitung kämpft, wieder. Wenn alle Storys so recherchiert und mit Beweisen abgedeckt würden, bräuchten wir uns um Bild und Co. keine Gedanken machen.

Einen Schönheitsfehler hatte "State of Play" dann doch. Der letzte Twist, die letzte Überraschung, wirkte fehl am Platz. Eine große politische Handlung wird auf eine persönliche Geschichte reduziert. Ich konnte bis zu diesem Punkt sehr gut mit dem Film leben, aber die letzten 5-10 Minuten schmeckten mir nicht mehr so gut. Die Politik war zwar immer noch präsent und auch nicht invalidiert, aber dennoch für ein persönliches Schicksal in den Hintergrund gerückt. Das musste nicht mehr sein. Der Film war spannend und interessant genug, dass er allein auf den politischen Beinen stehen konnte, durch die letzte Wendung entstand nicht wirklich ein Mehrwert, weder für die Handlung noch für den Zuschauer. Aber das ist wieder meine subjektive Meinung und muss von jedem selbst entschieden werden.

Alles in allem ist "State of Play" ein würdiger und guter Sneak-Film gewesen, den ich einfach so sicher nicht gesehen hätte. Spannend, geradlinig und mit Topbesetzung, was will man eigentlich mehr? 3,5 von 5 Sterne.

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