9. April 2009

Der Titel birgt schon etwas perverses. Über Spiegel Online bin ich auf die Seite www.beichthaus.com gekommen, wo man online beichten kann. Andere Nutzer können diese Beichte lesen und kommentieren.

Beichten gehen dort so los, wie:

Ich(23/m/Student) beichte, dass ich meine kompletten Semesterferien mit lauter unproduktiven Dingen wie Schlafen, Essen, Fernsehen und Seiten wie beichthaus/youporn verbracht habe. [...]

Kommentare sind dann eher so was:

Mach halt was aus deinem Leben, du faules Stinktier

Schon ein bisschen krank, aber die eigene Neugier ist dann schon so groß, dass man sich einige der Beichten durchliest. Manchmal mit Abscheu, meistens mit Schmunzeln. Man lacht doch immer gern über das Misgeschick anderer, keiner ist frei von Schadenfreude, aber was da einem manchmal geboten wird, geht zu weit.

Ich möchte gar nicht die Leute kritisieren, die sich einen Spaß daraus machen und die Beichten lesen, denn so einer bin ich auch; aber was muss in einem Menschen vorgehen, sich nicht Freunden oder Verwandten anzuvertrauen, sondern der Öffentlichkeit? Wie verzweifelt oder dumm muss man sein? Die Seite bietet großes Potential, um in Foren und Chats auseinandergenommen und lächerlich gemacht zu werden. Sogar den Ort des Geschehens kann man über eine Schnittstelle mit Google Maps angeben.

Vergebung gibt es für die Beichte bestimmt nicht und mit Religion und Spiritualität hat es wenig zu tun, aber vielleicht senkt die vorgegaukelte Anonymität des Webs die Hemmschwelle bei einigen Nutzern. Oder vielleicht sind es nur die 10 Sekunden Ruhm im schnelllebigen Web. Ich habe auf jeden Fall den RSS Feed der Seite abonniert und bin gespannt, was manche da so schreiben.

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