2. August 2009

Jedes Mal, wenn ich Sonntagabend ins Cinemaxx im SI-Zentrum gehe, bin ich überrascht, wieviele Leute doch tatsächlich sonntag abends ins Kino gehen. Zwischen 7 und 8 ist da fast kein Durchkommen, weder an den Kassen noch bei den Fressständen. Mein Mitbewohner schlug vor, "Hangover" anzuschauen und durch geschicktes Manövrieren an den Kassenschlangen bekamen wir sogar noch einen passablen Platz in der "Loge". Das Einzige, was die Logenplätze von den normalen Plätzen in diesem Kino unterschieden hat, war ein glitzernder Aufnäher "Loge". Ich fand es so ironisch cool, dass ich sie glatt abreißen und mitnehmen wollte.

"Hangover" dreht sich um den Junggesellenabschied in Las Vegas. Nach einer verrückten Nacht erwachen 3 Freunde ohne Erinnerung und ohne den Bräutigam. Um es rechtzeitig zur Hochzeit zu schaffen, müssen die Freunde die Nacht rekonstruieren und schlittern so von einer urkomischen Situation zur nächsten.

Bei Filmen wie Hangover ist alles drin. Die Filmmacher haben die totale Freiheit. Nach einer Nacht ohne Erinnerung kann man wirklich alles machen, da man nichts erklären muss sondern nur auf den Effekt und die Reaktion der Charaktere in der Situation abspielt. In diesem Film hat man ein Baby, ein Polizeiauto, eine Hochzeit (ist ja klar in Vegas), ein Tiger, einen nackten Asiaten, Mike Tyson und und und... Im Grunde könnte man noch 20 Filme machen, jedes Mal mit anderen witzigen Situationen, aber Hangover ist irgendwie der erste. Als eine der vielen modernen Hollywoodkomödien, eine Mischung aus "Ey Mann, wo ist mein Auto", "Old School" und "Wedding Crasher", besitzt Hangover leider nicht sehr viel Tiefgang und kaum Charakterentwicklung. Dennoch ist er auf jeden Fall einen Blick wert mit vielen Lachern von Anfang bis Ende und witzigen Szenen.

Was diesem Film besonders hilft ist Heather Graham und ihr Charakter. Zwar bietet Hangover nicht viel weibliche Charaktere, auch deren Entwicklung bleibt auf der Strecke, und der Humor ist für einen Kinobesuch mit der Freundin manchmal grenzwertig, aber alle Szenen mit ihr sind eine Wohltat für diesen Film. Zum einen ist sie natürlich eine Augenweide, zum anderen bringt sie Balance in das Chaos und sorgt während ihrer kurzen Auftritte für eine angenehme Ruhe. Eine Ruhe, die vielen anderen Komödien manchmal einfach fehlt.

Der Film baut am Anfang den Spannungsbogen sehr gut auf. Viele Filme starten mittlerweile mitten im Geschehen, aber Hangover beginnt klassisch ganz am Anfang, stellt alle Charaktere vor und die Situation, in der sie sich befinden. Es wird dem Zuschauer die Zeit gelassen, sich mit den Charakteren vertraut zu machen und zu identifizieren, bevor er sie in den Mixer wirft und Hühner im Hotelzimmer rumrennen lässt. Dadurch entsteht der Handlungsrahmen ganz von allen und fühlt sich natürlich und ungezwungen an. Dadurch wirken auch die verrückten Situationen nach dem verkaterten Trip nicht so aufgesetzt und deshalb umso lustiger. Das ist ein sehr geschickter Schachzug der Filmemacher und hat perfekt zu Hangover gepasst.

Wo der Film bei mir genau ins Schwarze getroffen hat, ist an den Stellen, wo den Freunden bewusst wird, was sie eigentlich getan haben und sich Fragen, ob sie das wirklich tun würden. Bei manchen Dingen kam mir der Gedanke, dass ich in völliger Betrunkenheit wahrscheinlich genau das Selbe in den Situationen getan hätte. Das ist doch eigentlich das großartige am Vollrausch, dass man Dinge tut, die man schon immer machen wollte. Genauso müssen sich die Autoren des Filmes gefühlt haben und genauso werden sie sich wohl fühlen, wenn sie die Fortsetzung schreiben, denn die scheint schon beschlossene Sache. Man darf gespannt sein, ob mit neuen oder den selben Charakteren. Die Formel bleibt wohl die gleiche, ob sie nur nochmal so gut funktioniert?

3,5 Sterne von 5.

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