7. September 2009

Immer wieder gern gesehen: Plakate am Straßenrand. Während die meisten einfach nur langweilige oder nervige Werbung enthalten, sind manche wahre Fundstücke. Sie bieten dem Betrachter einen genialen Spruch oder eine nette Aufmachung, so dass sie im Gedächtnis bleiben. Die andere Art von Fundstücken sind diese, die einfach nur einen sich am Kopf kratzen lassen.

Eins dieser wunderbaren Plakate ist ein aktuelles Wahlwerbeplakat der SPD zur Bundestagswahl, das ich heute auf dem Weg nach Hause in Möhringen bestaunen durfte.


Gehen wir mal ganz analytisch vor. Wir sehen auf dem Bild den Kanzlerkandidaten der SPD, MC Steinmeier (amerikanisch auch Fränk-Wolter), wie er einem Mädchen etwas auf einem Globus zeigt. Nach seiner Fingerposition suchen sie wohl nach Atlantis, denn dort ist nur Ozean. Dazu der Claim: "Das schaffen unsere Ingenieure: Saubere Energie ohne Atomkraft." Dazu der obligatorische Wahlspruch, dass unser Land mehr kann.

Die einfache Frage lautet also jetzt: Was zum Geier hat dieser Spruch mit diesem Bild zu tun?? Die nüchterne Antwort nichts. Ich weiß nicht, welche Marketing-Agentur sich das ausgedacht hat, aber das ging ja mal voll in die Hose. Soll das Mädchen vielleicht einmal Ingenieur werden? Fränk-Wolter möchte wohl eher, dass sie Geografielehrerin wird. Hat der Globus überhaupt eine Bedeutung? Vielleicht könnte man ihn mit dem Wort "Umwelt" in Verbindung bringen, aber nicht in diesem Umfeld. Kann unser Land wirklich mehr? Die Message des Bildes ist eher "Unsere Welt kann mehr". Naja, das Wort "unsere" wird auch ein bisschen zu häufig verwendet. "Unsere Ingenieure", aha, die Ingenieure der SPD also. Die der CDU schaffen es nicht. Denn jeder Partei hat mittlerweile eigene.

Um was sollte es in diesem Spruch bei so einem Bild gehen? Natürlich um die Zukunft. Kinder sind unsere Zukunft. Um Bildung, die die Kinder benötigen. Um Geografie.

Um was sollte es in dem Bild bei so einem Spruch gehen? Fränk-Wolter wie er ein Solarkraftwerk besucht. Die Folgen, die ein Atomkraftwerk hat.

Nichts.

Dieses Plakat ist marketingtechnisch ein Fail. Denn der Claim hat keinen Bezug zum Bild. Was will uns die SPD damit sagen. Dass wir unseren Kindern den Atomaustieg überlassen sollen? Dass Atlantis viel bessere Energiequellen hat? Dass MC Steinmeier gut mit Kindern kann? Wer weiß, wer weiß.

Wahlplakate sind sowieso eine ganz besondere Sorte von Werbung, die nicht immer richtig Sinn ergeben, aber die Menschen sich trotzdem daran erinnern. Ich erinnere mich da gerne noch an die Finanzhaie zur Europawahl. Ich würde mal gerne Menschen aus verschiedenen Schichten befragen, was sie zu diesem Plakat meinen. Ich meine einfach, es hat sein Ziel verfehlt...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Mal wieder leger, ohne Schlips widmet sich der Kanzlerkandidat diesmal dem Nachwuchs und - warum nicht? - der ganzen Welt. Im harmonischen Dialog mit dem Mädchen neigt er sich seiner Zuhörerin zu. Wieder ist er derjenige, der handelt, erklärt, den Mann von Welt markiert. Dass er alles im Griff hat, demonstriert er auch, indem er mit der Linke Handfläche einen Teil des Erdballs «besetzt». Das schelmische Grinsen soll zeigen: «Ich habe Pfiff.»

Auch hier ist das SPD-Klötzchen wieder auf gleicher Höhe wie Steinmeiers Kopf und stellt somit eine gedachte Verbindung zwischen Parteilogo und Geist des Kanzlerkandidaten her. Das Mädchen verjüngt auch den SPD-Mann, macht das Bild lebendiger und bunter. Sie stellt auch den emotionalen Bezug zum Thema Atomkraft her. «Das schaffen unsere Ingenieure: Saubere Energie ohne Atomkraft» lautet der Slogan dieses Plakats. Das Mädchen steht für kommende Generationen, die nicht verstrahlt sein wollen. Was die aufblasbare Weltkugel mit Atomenergie zu tun hat, bleibt allerdings ein Rätsel.

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