Der Wahlkampf geht in den Endspurt und auch die FDP schickt ihren Spitzenkandidaten in die Hauptstadt Baden-Württembergs zu einem kritischen Review von mir. Wie auch schon Frau Merkel und Herrn Steinmeier trat ich ihm auf dem Schlossplatz gegenüber und hörte mir an, was er zu sagen hatte.
Die Organisation war schonmal schlecht. Herr Westerwelle hat in seiner Rede sehr deutlich klar gemacht, dass er für den Mittelstand kämpft. Aber wenn ich für den Mittelstand kämpfe, dann setze ich doch um 17 Uhr keine Wahlkampfveranstaltung an! Denn da arbeitet der Mittelstand noch oder macht gerade Feierabend. Sorry, aber das ist schon ein großer Fail. Zielgruppe wahrscheinlich nicht erreicht. Ich kam auch einige Minuten zu spät und verpasste so die ersten Absätze seiner Rede.
Dafür kam ich pünktlich zu einer ganz großen Lüge. "Für jeden, der nicht Wählen geht", so meint der gute Guido nämlich, "zählt jede Stimme für eine radikale Partei doppelt". Das stimmt erstens rein rechnerisch nicht und zweitens ist längst erwiesen, dass Nichtwähler meist den großen, etablierten Parteien helfen. Aber solche Lügen und Sprüche hört man ja auch gern bei den anderen Veranstaltungen. Hier kam es mir eher so vor, als wolle Herr Westerwelle gar nicht von den anwesenden Zuschauern gewählt werden. Er beleidigt die Protestierer und wirft ihnen vor sie seien intolerant, undemokratisch und radikal und dass sich sowas in einer Demokratie nicht gehört. Das hätte er mal seinen Julis bei den anderen Veranstaltungen auch sagen können.
Auffällig waren dabei die Aktionen von Campact, die Westerwelle "seine Internetfreunde" nennt. Die trugen vermeintliche FDP-Plakate, die sie umklappten und die zu Atomgegner-Plakaten wurden. Das ganze nannten sie die Aktion auf Fylern, die sie verteilten, "Flashmob". Auf Kosten derer machte Guido nur schlechte Witze und hatte eigentlich keine richtige Antwort. Die wahre Haltung der FDP zur Atompolitik dürfte ja bekannt sein... ich sag nur "Fail"...
Dannach meint er, dass wenn er aus den 70ern erzählt, dass das für die jungen Leute wie Geschichten vom Opa "von vor dem Krieg" klinge. In welcher Traumwelt lebt der Mann einfach. Ja, später meint er sogar, dass alle Jugendlichen später in den Mittelstand gehen - frei nach dem Motto: Ihr bringt es zu nichts besserem. Sein Abschlusssatz sticht aber alles andere aus: "Wir wollen, dass die Rentner nichts zu sagen haben!" Ist dieser Satz aus dem Zusammenhang? Nein - denn er hatte keinen Zusammenhang mit dem Rest der Rede. Er hat quasi die meisten Wähler verunglimpft. Sorry, aber ein Großteil der Wähler sind nunmal Rentner. Und die sollen keine Macht haben. Das wird er schon sehen, wenn keiner von denen die FDP wählt.
Natürlich gab es auch hier wieder Zombies, die einfach nur geklatscht haben, egal was für einen rhethorischen Bockmist der arme Mann da oben verbrochen hat. Für ihn ist die Sache quasi schon geritzt und die FDP wieder an der Macht. Das hätte er wohl gern. Wie ein arrogantes Arschloch steht er da oben, verunglimpft andere und bringt selbst nicht mehr als heiße Luft zu stande. Er meint, dass die FDP die einzige Partei ist die sagt, dass jemand, der in der Woche 40 Stunden arbeitet und Überstunden macht, davon auch leben muss. Genau das selbe sagt Steinmeier auch. Immerhin ist der Wahlspruch der FDP "Deutschland kann es besser" und die SPD meint nur "Unser Land kann mehr".
Er betont, "Deutschland muss besser sein", allerdings wäre ich an seiner Stelle vorsichtig, denn das haben in der Geschichte schon ganz andere Persönlichkeiten gemeint. Immer wieder versucht er auf Kosten von anderen einen Witz zu reißen, damit die Zombies was zu lachen haben. Für mich kommt es eher vor, als würde er auf einer Beliebtheitswelle reiten, die gar nicht existiert. Für einen Außenstehenden ist das einfach nur das Image eines unsympathischen Schnösels. Die ganze Rede ist wohl auch auf solche anderen SChnösel aus dem Bundestag konzipiert, deswegen auch immer mal dieses "... will diese Republik... äh... wollen Sie...".
Nach der Logik von Herrn Westerwelle kann man auch nur FDP wählen. Denn wer die CDU wählt, bekommt die SPD. Wer SPD oder Grüne wählt, bekommt die Linkspartei. Und die sind RADIKAAAAAAAAAAL. Immerhin, Guido will mich in der FDP sehen, er braucht die Mitglieder. Aber ganz ehrlich, wer FDP wählt, bekommt die CDU. Nach der Logik bekommen wir die SPD, wodurch wir die Linkspartei bekommen. Sorry, das funktioniert einfach nicht. Dann spricht er von Chancengleichheit, will aber nur 10% der Studierenden begünstigen. Wie wäre es statt einem Stipendium für die Besten mal mit echter Chancengleicheit, nämlich der Abschaffung der Studiengebühren??
Als nächstes versucht er sich darin, ein bisschen Netzpolitik zu machen (jaja, er will das Internet nicht zensieren) und scheitert kläglich, da er mehr als "gegen Zensur" auch nicht sagen kann. Dann ist das Thema der Grünen dran, die Umweltpolitik. Dort beweist er auch, dass er von dem Thema soweit entfernt ist, dass der Ton von seinen Aussagen wahrscheinlich millionen Jahre bis zu seinem Parteiprogramm brauchen würde. Es schien einfach so, als wolle er von jeder Partei etwas, um so verzweifelt noch an Stimmen zu kommen. Aber zuletzt war natürlich seine Paraderolle dran, die Außenpolitik.
Das einzige, was er dazu rausbringt, ist eine atomwaffenfreie Welt, die er sich wunderschön vorstellt. Sorry, aber Atomwaffen haben in der heutigen Welt nicht nur den Zweck des Abwerfens, sondern sie dienen vor allem der Abschreckung, Eindämmung und Regulierung. Guido kann sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wenn es nicht so viele Länder gäbe, die einen Atomkrieg fürchten müssten. Was durch die bloße Präsenz dieser Killermaschinen schon für Kriege und Konflikte verhindert worden sind und welche Gestalten wohl ohne sie in der Welt machen würden was sie wollten, ist gar nicht auszudenken. Schon gar nicht für unseren lieben FDP-Mann da oben.
Der wohnt sowieso in seiner Traumwelt, ist schon Außenminister und meint es sich mit jedem verscherzen zu können. "Was wir vor der Wahl sagen, das halten wir hinterher auch." Jaja, wer's glaubt. Diese ganze Veranstaltung hat mir doch nur gezeigt, wie unwählbar die FDP wirklich ist. Kein Sinn für Bodenständigkeit, kein Sinn für die Zuhörer, kein Sinn für Realität und keine Glaubwürdigkeit. Das ist mein Abschlusszeugnis. Sorry, durchgefallen, setzen, Sechs.
Die positive Überraschung sind die Reaktionen der Leute auf mein Piraten T-Shirt. Ein Ehepaar, dass ich so um die 40 geschätzt habe, findet gut, was die Piratenpartei macht. Viele Junge Leute kommen an mir vorbei und heben ihre Fäusten "Piraaaten" und eine ältere Frau war gestern ganz verzückt vom gläsernen Mobil in Stuttgart und wollte es heute nochmal sehen. Schade. Eine größere Gruppe Piraten selbst habe ich irgendwie auf der Veranstaltung vermisst. Vielleicht war es auch für die zu früh.
Zu guter Letzt komme ich in eine Diskussion mit einem Herrn mit FDP-Ballon. Ob die Piraten denn Chancen hätten. Ich lasse wieder meinen Standard-Spruch los: Ich glaube, der Bundestag ist dieses Mal noch nicht drin und ganz realistisch sehe ich die Partei am Ende bei 2%. Er sagt darauf, dass es ja beim nächsten Mal aufwärts gehen kann. Ich hoffe das, aber da muss die Partei das Momentum beibehalten, dass sie jetzt gerade hat. Die Themen dürfen halt nicht unter den Tisch gekehrt werden.
Er meint, dass Online-Durchsuchungen rechtlich total abgesichert sind und darum da überhaupt kein Diskussionsbedarf bestehe. Bei Verdacht darf die Polizei durchsuchen. Das ist richtig, allerdings glaube ich, dass die Hemmschwelle der Ermittler im Netz deutlich niedriger liegt. Wenn die Möglichkeit der einfachen Untersuchung da ist, dann wird sicherlich auch nur bei komischem Verhalten durchsucht, was einfach nicht sein darf. Das mit der Hemmschwelle ist wie beim illegalen Downloaden.
Er findet, dass es "illegale" Downloads gar nicht gibt. Denn wenn es nirgends steht, dass etwas illegal ist, dann kann er sich im Netz laden, was er will. Jeder Betreiber einer Download-Seite solle doch bitte dazuschreiben, ob es illegal ist. Selbst dann dürfte er privat mit seinem Download machen, was er wolle. Ich finde diese Logik gut und muss sagen, dass da gewiss etwas dran ist.
Schließlich fragt er, ob ich Mitglied der Piratenpartei wäre. Ich käme ihm bekannt vor und er hätte mich auf der Homepage gesehen. Ich identifiziere mich zwar mit der Piratenpartei und trage deren T-Shirt, allerdings bin ich kein Mitglied. Vielleicht werde ich mal eins, wenn der Hype abgeklangen ist und der Populismus etwas verschwunden ist. Ich bin eher für konkrete Themen als für hohle Parolen. Das muss man nämlich dazusagen: Genauso wie es in den anderen Parteien Leute gibt, die sie für Kinderschänder halten, gibt es in der Piratenpartei, die nicht diskutieren wollen und einfach alles so haben wollen, wie sie das sehen.
Das ist für mich auch der falsche Weg. Auch die anderen Parteien haben bestimmt Argumente, aber beim Thema Netzzensur und Kinderpornografie reicht purer Aktionismus einfach nicht aus. Egal ob in der Piratenpartei oder anderen Parteien, es muss Leute geben, die sich damit auseinandersetzen, sich mit dem Thema beschäftigen und mehrere Lösungsvorschläge machen. Jeder mag hier einen anderen Standpunkt vertreten, aber es ist wichtig, erstmal zu diskutieren und debattieren, bevor man handelt. Und genau das ist falsch gelaufen. Aber weil so mittlerweile Politik gemacht wird und die Basis der Piraten genau das nicht will, sympathisiere ich mit der orangenen Partei.
Es ist schön, wenn man dadurch zum Diskutieren kommt, denn dann überdenkt man auch seinen eigenen Standpunkt. Aber das ist für mich einer der Gründe, warum ich noch nicht in der Partei bin. Weil ich erstmal viele Standpunkte brauche und mich wirklich erstmal vollständig mit dem Thema auseinander gesetzt haben will, bevor ich eine vorschnelle Entscheidung treffe.
Nach der der Guido-Horror-Show ging es über die Königstraße zum Pizza-Hut. Dort traf ich auf ein sehr altes Rentnerehepaar, dass bei uns am Tisch saß. Der Mann war im Rollstuhl, konnte sich kaum bewegen und sprechen und musste von seiner Frau gefüttert werden. Irgendwie war das ein sehr melancholisches und tragisches Bild, was mich ziemlich nachdenklich machte. Bei dem ganzen Wahlkampf-Gedöhns vergessen wir doch echt, um was es wirklich geht... Menschlichkeit. Und wenn ich dieses Ehepaar da sitzen sehe, da muss ich mich fragen, was eine Regierung gerade für solche Leute tun kann, damit sie es am einfachsten wie möglich haben. Dafür sollte mal jemand Wahlkampf machen... Menschlichkeit...
Die Organisation war schonmal schlecht. Herr Westerwelle hat in seiner Rede sehr deutlich klar gemacht, dass er für den Mittelstand kämpft. Aber wenn ich für den Mittelstand kämpfe, dann setze ich doch um 17 Uhr keine Wahlkampfveranstaltung an! Denn da arbeitet der Mittelstand noch oder macht gerade Feierabend. Sorry, aber das ist schon ein großer Fail. Zielgruppe wahrscheinlich nicht erreicht. Ich kam auch einige Minuten zu spät und verpasste so die ersten Absätze seiner Rede.
Dafür kam ich pünktlich zu einer ganz großen Lüge. "Für jeden, der nicht Wählen geht", so meint der gute Guido nämlich, "zählt jede Stimme für eine radikale Partei doppelt". Das stimmt erstens rein rechnerisch nicht und zweitens ist längst erwiesen, dass Nichtwähler meist den großen, etablierten Parteien helfen. Aber solche Lügen und Sprüche hört man ja auch gern bei den anderen Veranstaltungen. Hier kam es mir eher so vor, als wolle Herr Westerwelle gar nicht von den anwesenden Zuschauern gewählt werden. Er beleidigt die Protestierer und wirft ihnen vor sie seien intolerant, undemokratisch und radikal und dass sich sowas in einer Demokratie nicht gehört. Das hätte er mal seinen Julis bei den anderen Veranstaltungen auch sagen können.
Auffällig waren dabei die Aktionen von Campact, die Westerwelle "seine Internetfreunde" nennt. Die trugen vermeintliche FDP-Plakate, die sie umklappten und die zu Atomgegner-Plakaten wurden. Das ganze nannten sie die Aktion auf Fylern, die sie verteilten, "Flashmob". Auf Kosten derer machte Guido nur schlechte Witze und hatte eigentlich keine richtige Antwort. Die wahre Haltung der FDP zur Atompolitik dürfte ja bekannt sein... ich sag nur "Fail"...
Dannach meint er, dass wenn er aus den 70ern erzählt, dass das für die jungen Leute wie Geschichten vom Opa "von vor dem Krieg" klinge. In welcher Traumwelt lebt der Mann einfach. Ja, später meint er sogar, dass alle Jugendlichen später in den Mittelstand gehen - frei nach dem Motto: Ihr bringt es zu nichts besserem. Sein Abschlusssatz sticht aber alles andere aus: "Wir wollen, dass die Rentner nichts zu sagen haben!" Ist dieser Satz aus dem Zusammenhang? Nein - denn er hatte keinen Zusammenhang mit dem Rest der Rede. Er hat quasi die meisten Wähler verunglimpft. Sorry, aber ein Großteil der Wähler sind nunmal Rentner. Und die sollen keine Macht haben. Das wird er schon sehen, wenn keiner von denen die FDP wählt.
Natürlich gab es auch hier wieder Zombies, die einfach nur geklatscht haben, egal was für einen rhethorischen Bockmist der arme Mann da oben verbrochen hat. Für ihn ist die Sache quasi schon geritzt und die FDP wieder an der Macht. Das hätte er wohl gern. Wie ein arrogantes Arschloch steht er da oben, verunglimpft andere und bringt selbst nicht mehr als heiße Luft zu stande. Er meint, dass die FDP die einzige Partei ist die sagt, dass jemand, der in der Woche 40 Stunden arbeitet und Überstunden macht, davon auch leben muss. Genau das selbe sagt Steinmeier auch. Immerhin ist der Wahlspruch der FDP "Deutschland kann es besser" und die SPD meint nur "Unser Land kann mehr".
Er betont, "Deutschland muss besser sein", allerdings wäre ich an seiner Stelle vorsichtig, denn das haben in der Geschichte schon ganz andere Persönlichkeiten gemeint. Immer wieder versucht er auf Kosten von anderen einen Witz zu reißen, damit die Zombies was zu lachen haben. Für mich kommt es eher vor, als würde er auf einer Beliebtheitswelle reiten, die gar nicht existiert. Für einen Außenstehenden ist das einfach nur das Image eines unsympathischen Schnösels. Die ganze Rede ist wohl auch auf solche anderen SChnösel aus dem Bundestag konzipiert, deswegen auch immer mal dieses "... will diese Republik... äh... wollen Sie...".
Nach der Logik von Herrn Westerwelle kann man auch nur FDP wählen. Denn wer die CDU wählt, bekommt die SPD. Wer SPD oder Grüne wählt, bekommt die Linkspartei. Und die sind RADIKAAAAAAAAAAL. Immerhin, Guido will mich in der FDP sehen, er braucht die Mitglieder. Aber ganz ehrlich, wer FDP wählt, bekommt die CDU. Nach der Logik bekommen wir die SPD, wodurch wir die Linkspartei bekommen. Sorry, das funktioniert einfach nicht. Dann spricht er von Chancengleichheit, will aber nur 10% der Studierenden begünstigen. Wie wäre es statt einem Stipendium für die Besten mal mit echter Chancengleicheit, nämlich der Abschaffung der Studiengebühren??
Als nächstes versucht er sich darin, ein bisschen Netzpolitik zu machen (jaja, er will das Internet nicht zensieren) und scheitert kläglich, da er mehr als "gegen Zensur" auch nicht sagen kann. Dann ist das Thema der Grünen dran, die Umweltpolitik. Dort beweist er auch, dass er von dem Thema soweit entfernt ist, dass der Ton von seinen Aussagen wahrscheinlich millionen Jahre bis zu seinem Parteiprogramm brauchen würde. Es schien einfach so, als wolle er von jeder Partei etwas, um so verzweifelt noch an Stimmen zu kommen. Aber zuletzt war natürlich seine Paraderolle dran, die Außenpolitik.
Das einzige, was er dazu rausbringt, ist eine atomwaffenfreie Welt, die er sich wunderschön vorstellt. Sorry, aber Atomwaffen haben in der heutigen Welt nicht nur den Zweck des Abwerfens, sondern sie dienen vor allem der Abschreckung, Eindämmung und Regulierung. Guido kann sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wenn es nicht so viele Länder gäbe, die einen Atomkrieg fürchten müssten. Was durch die bloße Präsenz dieser Killermaschinen schon für Kriege und Konflikte verhindert worden sind und welche Gestalten wohl ohne sie in der Welt machen würden was sie wollten, ist gar nicht auszudenken. Schon gar nicht für unseren lieben FDP-Mann da oben.
Der wohnt sowieso in seiner Traumwelt, ist schon Außenminister und meint es sich mit jedem verscherzen zu können. "Was wir vor der Wahl sagen, das halten wir hinterher auch." Jaja, wer's glaubt. Diese ganze Veranstaltung hat mir doch nur gezeigt, wie unwählbar die FDP wirklich ist. Kein Sinn für Bodenständigkeit, kein Sinn für die Zuhörer, kein Sinn für Realität und keine Glaubwürdigkeit. Das ist mein Abschlusszeugnis. Sorry, durchgefallen, setzen, Sechs.
Die positive Überraschung sind die Reaktionen der Leute auf mein Piraten T-Shirt. Ein Ehepaar, dass ich so um die 40 geschätzt habe, findet gut, was die Piratenpartei macht. Viele Junge Leute kommen an mir vorbei und heben ihre Fäusten "Piraaaten" und eine ältere Frau war gestern ganz verzückt vom gläsernen Mobil in Stuttgart und wollte es heute nochmal sehen. Schade. Eine größere Gruppe Piraten selbst habe ich irgendwie auf der Veranstaltung vermisst. Vielleicht war es auch für die zu früh.
Zu guter Letzt komme ich in eine Diskussion mit einem Herrn mit FDP-Ballon. Ob die Piraten denn Chancen hätten. Ich lasse wieder meinen Standard-Spruch los: Ich glaube, der Bundestag ist dieses Mal noch nicht drin und ganz realistisch sehe ich die Partei am Ende bei 2%. Er sagt darauf, dass es ja beim nächsten Mal aufwärts gehen kann. Ich hoffe das, aber da muss die Partei das Momentum beibehalten, dass sie jetzt gerade hat. Die Themen dürfen halt nicht unter den Tisch gekehrt werden.
Er meint, dass Online-Durchsuchungen rechtlich total abgesichert sind und darum da überhaupt kein Diskussionsbedarf bestehe. Bei Verdacht darf die Polizei durchsuchen. Das ist richtig, allerdings glaube ich, dass die Hemmschwelle der Ermittler im Netz deutlich niedriger liegt. Wenn die Möglichkeit der einfachen Untersuchung da ist, dann wird sicherlich auch nur bei komischem Verhalten durchsucht, was einfach nicht sein darf. Das mit der Hemmschwelle ist wie beim illegalen Downloaden.
Er findet, dass es "illegale" Downloads gar nicht gibt. Denn wenn es nirgends steht, dass etwas illegal ist, dann kann er sich im Netz laden, was er will. Jeder Betreiber einer Download-Seite solle doch bitte dazuschreiben, ob es illegal ist. Selbst dann dürfte er privat mit seinem Download machen, was er wolle. Ich finde diese Logik gut und muss sagen, dass da gewiss etwas dran ist.
Schließlich fragt er, ob ich Mitglied der Piratenpartei wäre. Ich käme ihm bekannt vor und er hätte mich auf der Homepage gesehen. Ich identifiziere mich zwar mit der Piratenpartei und trage deren T-Shirt, allerdings bin ich kein Mitglied. Vielleicht werde ich mal eins, wenn der Hype abgeklangen ist und der Populismus etwas verschwunden ist. Ich bin eher für konkrete Themen als für hohle Parolen. Das muss man nämlich dazusagen: Genauso wie es in den anderen Parteien Leute gibt, die sie für Kinderschänder halten, gibt es in der Piratenpartei, die nicht diskutieren wollen und einfach alles so haben wollen, wie sie das sehen.
Das ist für mich auch der falsche Weg. Auch die anderen Parteien haben bestimmt Argumente, aber beim Thema Netzzensur und Kinderpornografie reicht purer Aktionismus einfach nicht aus. Egal ob in der Piratenpartei oder anderen Parteien, es muss Leute geben, die sich damit auseinandersetzen, sich mit dem Thema beschäftigen und mehrere Lösungsvorschläge machen. Jeder mag hier einen anderen Standpunkt vertreten, aber es ist wichtig, erstmal zu diskutieren und debattieren, bevor man handelt. Und genau das ist falsch gelaufen. Aber weil so mittlerweile Politik gemacht wird und die Basis der Piraten genau das nicht will, sympathisiere ich mit der orangenen Partei.
Es ist schön, wenn man dadurch zum Diskutieren kommt, denn dann überdenkt man auch seinen eigenen Standpunkt. Aber das ist für mich einer der Gründe, warum ich noch nicht in der Partei bin. Weil ich erstmal viele Standpunkte brauche und mich wirklich erstmal vollständig mit dem Thema auseinander gesetzt haben will, bevor ich eine vorschnelle Entscheidung treffe.
Nach der der Guido-Horror-Show ging es über die Königstraße zum Pizza-Hut. Dort traf ich auf ein sehr altes Rentnerehepaar, dass bei uns am Tisch saß. Der Mann war im Rollstuhl, konnte sich kaum bewegen und sprechen und musste von seiner Frau gefüttert werden. Irgendwie war das ein sehr melancholisches und tragisches Bild, was mich ziemlich nachdenklich machte. Bei dem ganzen Wahlkampf-Gedöhns vergessen wir doch echt, um was es wirklich geht... Menschlichkeit. Und wenn ich dieses Ehepaar da sitzen sehe, da muss ich mich fragen, was eine Regierung gerade für solche Leute tun kann, damit sie es am einfachsten wie möglich haben. Dafür sollte mal jemand Wahlkampf machen... Menschlichkeit...
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