16. September 2009

Gestern war wieder Kinodienstag in Stuttgart. Das Ziel: Der sagenumwobene District 9. Man hatte schon viel von ihm gehört und eigentlich nur positives Feedback mitbekommen und trotzdem wusste man nicht so richtig, wie der Film wird. Ich freute mich sehr darauf.

Vorher ging es nach langer Zeit mal wieder ins Vapiano gegenüber vom Metropol. Das Essen war gewohnt super und diesmal habe ich mich auch echt gut mit meiner Köchin "Rita" unterhalten. Sie war ziemlich lebhaft und ich fand es echt cool und vor allem aber sehr nett, wie sich angeregt mit ihren Kunden unterhielt. Das war eine sehr persönliche Note und macht so einen Besuch sehr angenehm.

Ich schleppte meinen Mitbewohner mit. Als ich ihm letzte Woche erklärte, worum es in dem Film ging, war ich ziemlich überrascht, dass er sofort sagte, dass er mitkommt. Eigentlich wusste ich, dass das Thema eigentlich nicht in seinen Filmpräferenzen liegt. Als wir dann vor dem Kino standen und er das Plakat musterte, meinte er auf einmal "Waaaaaaaas? Da kommen UFOs drin vor?" und ich wusste sofort, dass er nicht wirklich zugehört hatte. Allerdings glaube ich, dass er es nicht bereut hat.

Vor dem eigentlichen Film kam Werbung und soweit ich mich erinnere kein einziger Trailer. Das ist bitter, denn ich bezahle eigentlich Geld, damit ich einen guten Film sehe und werde dann trotzdem noch mit Werbung zugeballert, ohne die Möglichkeit zu bekommen zu entscheiden, wann ich das nächste Mal ins Kino gehe. So wahrscheinlich gar nicht, denn ich weiß ja nicht, was als nächstes kommt. Das wirklich erschreckende war aber die Art der Werbung: Wahlwerbung. Da will man einen Abend mal abschalten, in andere Welten abtauchen und einfach nur Weg von der Welt da draußen und bekommt Wahlwerbung vorgesetzt. Und dafür hab ich auch noch Geld bezahlt.

Da war da also dieser Stefan Kaufmann, dessen Werbung für sich ist, dass er Stuttgarter ist und alle anderen ernstzunehmenden Kandidaten nicht. Cem Özdemir zum Beispiel kommt aus Berlin. Und Stefan regte sich also auf, dass jedes Mal, wenn Cem nach Stuttgart kommt, Cem fliegt und Bonusmeilen bekommt. Ist da nicht ein großer Logikfehler, Stefan? Denn wenn du in Stuttgart wohnst, dann musst du jedes Mal nach Berlin fliegen und bekommst auch Bonusmeilen. So eine schwache Argumentation erwarte ich von Kindergartenkindern und nicht von Politikern, die dieses Land regieren wollen.

Aber genug. Es ist Zeit für den Sprung in eine andere Welt, in den District 9. Eigentlich ist es ja unsere Welt im Jahre 2010. Gleich am Anfang wird die Prämisse umrissen: Vor 20 Jahren erschien ein UFO über Johannesburg in Südafrika und blieb dort hängen. Nachdem nichts passiert, entscheiden die Menschen in das UFO einzudringen. Dort finden sie über 1 Million ausgehungerte Aliens, die sie auf die Erde siedeln, in den sogenannten District 9. Sprung in die Gegenwart des Filmes. Die Menschen sind aufgebracht, es gibt rassistische Übergriffe und die Aliens werden angefeindet. Sie sollen umgesiedelt werden, weg von den Menschen. Wikus van de Merwe übernimmt die Verantwortung die Umsiedlung durchzuführen. Dass das nicht läuft wie geplant kann sich jeder wohl denken.

Die Themen von District 9 sind Zwangsumsiedlung und Fremdenfeindlichkeit, dabei stehen die Aliens nur als Sinnbild für die Menschheit. Kein anderes Land hätte hier Schauplatz sein können als Südafrika. Vor dem Hintergrund der Apartheid in diesem Land bleibt dem Zuschauer nichts anderes übrig als die Seite der Aliens zu ergreifen. Der Regisseur Neill Blomkamp verarbeitet hier seine eigene Vergangenheit in seinem Heimatland Südafrika und seine eigene Erfahrungen. Er zeigt dabei aber nicht auf die Ursachen des Rassenhasses, sondern auf die Auswirkungen. Und Blomkamp will, dass wir für die Unterdrückten fühlen. Er hält der Menschheit den Spiegel vor und zeigt das ganze hässliche Ausmaß von Xenophobie.

Der Film ist 3-Wege-Kino. Er unterteilt sich klar in 3 unterschiedliche Stile: Den in Form einer Dokumentation, den des Politikums und den das klassichen Actionfilms. Verbunden mit einer tollen Spannungskurve, die mich bis um Ende gefesselt hat, ist District 9 für mich bisher der beste Film des Jahres.

Die erste halbe Stunde sind für mich filmisch die perfektesten 30 Minuten seit Jahren. In Form einer Doku wird gezeigt, wie die Menschen die Umsiedlung vorbereiten und die Aliens darüber informieren. Der visuelle Stil ist kommt einer Doku so sehr gleich, dass man sie glatt auf dem Discovery Channel senden könnte. Dabei kommt die politische Situation, der Hass der Menschen und die Misere der Aliens so deutlich rüber, dass man sofort gefesselt ist. Warum bleibt man an einer echten Dokumentation hängen? Weil sie fasziniert. Und hier haben wir die faszinierendste halbe Stunde der Filmgeschichte. Da passt einfach alles: Die Kameraführung, der Soundtrack, das politische Thema, die menschlichen Reaktionen der Aliens und der Menschen, der Symbolcharakter und die Schauspieler. Wow.

Die Mitte des Filmes entwickelt sich zur rasanten Verfolgungsjagd und es wird aufgeklärt, hinter was die Menschen eigentlich her sind und das in erschreckender Weise. Da wird dem Zuschauer das ganze grausame Ausmaß der "Menschlichkeit" klar und er wird vollends auf die Seite der Aliens gezogen. Hier wird der Spannungsbogen auf das Maximum gespannt, damit er im letzten Teil losschnippen kann.

Dort wandelt sich der Film in einen klassischen Actionfilm, bei dem es einem kaum mehr im Sitz hält, weil es so spannend ist, wie es letztendlich ausgeht. Verrückt ist dabei, wieviele Statisten da auf grausamste Art und Weise ihrem Schicksal begegnen und einem das als Zuschauer so egal ist, weil man im zweiten Teil gesehen hat, was die Menschen mit den Außerirdischen machen.

District 9 endet sehr passend - mit einem offenen Ende. Man weiß nicht was als nächstes passiert, dabei nennt der Film selbst die 3 möglichen Szenarien. Der Zuschauer darf sich für eines entscheiden. IMDB sagt, dass es insgesamt 6 verschiedene Endsequenzen gibt. Und ich will sie alle auf der DVD sehen. Oder besser nicht?

Ganz entfernt hat mich District 9 ein wenig an City 17 aus Half-Life 2 erinnert und während den Actionsequenzen hatte ich auch ein paar Mal das Gefühl, dass das Spiel ein paar Vorlagen geliefert hat. Die deutlichste Anspielung war dabei die Gravity Gun mit einem sehr "kreativen" Geschoss.

Der Film hat eigentlich für jeden etwas und genau dieser Mix macht den besonderen Reiz aus. Jeder kommt eigentlich auf seine Kosten, und selbst wenn man nicht auf Action steht, kann man bei den intesiveren Szenen einfach nur mitfiebern, was passiert und wie es ausgeht. District 9 ist so spannend, wie schon lange kein Film mehr, denn in so einem Film kann einfach alles passieren. So muss ein Film aussehen. Da passt einfach alles. Er hat alles, was man sich wünscht: Story, Thema, Schauspieler, Soundtrack, Bilder, Kameraführung und vor allem eins: Herz.

5 von 5 Sternen.

1 Kommentar:

Daniel Schmid hat gesagt…

Jaaaaaaa .... ich war auchgestern in district9 ... allerdings schonum 17:20 in cinemaxx. Ich fand ihn auch echt klasse und gut gemacht ... auch für mich bisher der Film des Jahres. Morgen schau ich mir im wake-up-Kino noch "Oben" an ... mal sehen - den hast du ja auch so positiv bewertet ...

Meine Bewertung kommt auch noch im Blog .. wobei ich da glaube einfach auf dich verweise ... du kannst echt gut Filmkritiken schreiben...

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