17. Mai 2009

Zeitreisen sind eines meiner Lieblingsgedankenspiele. Die Implikationen, die sich hinter einer Zeitreise verbergen, sind spannend und immer sehr diskussionwürdig.

Während man sich in der Realität ziemlich sicher ist, dass Zeitreisen in die Vergangenheit nicht möglich sind, sind sie dennoch ein beliebtes Thema für Film und Fernsehen. Gestern vor dem Einschlafen kam mir der Gedanke, dass ich noch nie gehört oder gelesen habe, dass jemand Zeitreisen in den Kontext mit Religion gesetzt hat. Also ich meine hier nicht eine Zeitreise im spirituellen Sinne, sondern eine Zeitreise á la "Zurück in die Zukunft" und was das für die Religion bedeutet.

"Unsere" Wahrnehmung

Zeit wird generell erst einmal als eine unendliche Linie angesehen, das heißt es gibt keinen Anfang und keine Entstehung. Desweiteren schreitet die Zeit linear vorwärts. Diese Ansicht resultiert aus dem Ablauf unseres Lebens. Unser Verstand ist so darauf fixiert, so dass wir gar nichts anderes annehmen können. Weitere Grenzen bauen wir uns durch die Einteilung in Einheiten auf. Diese Einheiten haben wir uns natürlich nicht aus der Nase gezogen, sondern durch die Beobachtung der Natur. Trotzdem sind wir mittlerweile so sehr von "Stunden", "Minuten" und "Tagen" abhängig, dass selbst unser Körper unterbewusst danach tickt.

In der christlichen Religion schuf Gott die Welt in 6 Tagen. Da fragt man sich doch als erstes, woher hat Gott diese Einheit? Ohne Erde und Sonne gibt es keine Tage. Hat sich Gott also erstmal hingesetzt und sich ausgedacht, was Tage sind? Auf der anderen Seite kann die Arbeit auch diese gewisse Zeitspanne gedauert haben und erst hinterher stellte er fest, dass sich die Erde dabei zufällig genau 6 Mal um die Sonne gedreht hat. Aber Zufälle gibt es ja eigentlich nicht.

Eine weitere Frage ist natürlich auch, ob Gott sich das Konzept der Zeit ausgedacht hat oder ob er selbst an die Zeit gebunden ist. Bewegt sich Gott auch linear wie wir Menschen durch die Zeit?

Am Anfang der Zeit

Eine der interessantesten Fragen ist natürlich, was man findet, wenn man an den Anfang der Zeit reist. Wissenschaftlich dürfte es ihn nicht geben. Selbst der Urknall kann nicht der Beginn der Zeit sein. Es muss immer etwas gegeben haben. Schon nach dem Energieerhaltungssatz der Thermodynamik. Nichts kann aus nichts entstehen. Wenn man aber mit seiner theoretischen Zeitmaschine eine unbestimmte Zeit in die Vergangenheit vor dem Urknall reisen könnte, was würde man da sehen? Chaos?

Religiös ist das eine andere Sache. Ist im christlichen Glauben die Schöpfung der Beginn der Zeit oder vielleicht der Beginn Gottes? Was hat Gott eigentlich gemacht, bevor er die Erde erschaffen hat?

Der Hinduismus sieht die Welt periodisch-zyklisch entstehen und wieder vergehen. Ist eine Periode zu Ende, beginnt eine neue, ein klassischer Kreislauf. Der Buddhismus will auf dem Anfang keine klare Antwort geben. Er verneint die Schöpfung nicht, bestätigt sie aber auch nicht. Das liegt vor allem daran, dass man sich aus der Beantwortung oder Diskussion dieser Frage keinen Erkenntnisgewinn verspricht.

Ich selbst denke, dass es schon immer etwas gegeben haben muss, glaube aber auch, dass es irgendwann einen Anfang gab. Zwei Widersprüchlichkeiten, die über meinen Verstand hinaus gehen. Im DC Animated Universe sieht der Anfang der Zeit so aus:


Was würde Gott zu Zeitreisen sagen?

Nehmen wir also an, dass man durch die Zeit in die Vergangenheit reisen könnte. Was meint wohl Gott dazu? Dafür muss man wohl 2 Fälle unterscheiden:

1. Gott steht über der Zeit.
2. Gott ist an die Zeit gebunden wie wir Menschen.

Wenn Gott über der Zeit steht, also ein zeitloses Wesen ist, dann sieht er gleichzeitig Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit und kennt dadurch auch die Konsequenzen seines Handelns. Er würde deshalb auch Zeitreisen sehen und als solche erkennen. Würde er also eingreifen, wenn er wüsste, dass jemand den Lauf der Dinge ändern kann, dass jemand z.B. die Kreuzigung verhindern könnte? Wäre das Teil seines göttlichen Willens, seines Plans, dass Menschen ihr Schicksal ändern könnten? Ich glaube nicht, dass das im Sinne von ihm wäre.

Da wäre natürlich Fall 2 logischer. Gott ist genauso linear wie wir. Er würde nicht erkennen, dass da jemand aus seiner Zukunft kommt und er würde die neue Zeitlinie genauso wie wir erleben: Als die einzig richtige Zeitlinie. Für ihn würde es also genauso weitergehen wie für uns, wenn die Kreuzigung verhindert würde und er würde das als den normalen Lauf der Dinge akzeptieren müssen.

Man könnte jetzt auch wieder argumentieren, dass Gott deshalb Zeitreisen wissenschaftlich unmöglich gemacht hat, damit genau so etwas nicht passiert. Denn der Gott der Gegenwart würde wissen, dass jemand eine Zeitreise in die Vergangenheit plant und das verhindern zu wissen. Auf der anderen Seite könnte es genauso Gottes Plan sein, jemanden in die Vergangenheit zu schicken.

Das Großvaterparadoxon Gottes

Wenn Gott sich aber nun entschließt, dass die Erde und der Mensch ein Fehler sei und von vorneherein nicht hätte existieren dürfen, und eine Zeitreise unternimmt und sein anderes Ich davon abzubringen, die Erde zu schaffen, haben wir das klassische Großvaterparadoxon.

Denn ohne Erde würde Gott sich nie entscheiden, die Zeitreise zu machen und könnte sich selbst nicht daran hindern die Erde zu erschaffen und würde es wieder machen. Gnah.

Die Erkenntnis

Für mich ist aus den Gedankenspielen klar geworden, dass Zeit ein Konzept ist, welches über Gott und Religion steht. Nach dem menschlichen Verstand muss sowieso alles an Zeit gebunden sein. Zeitreisen bleiben ein Stoff, aus dem Träume gemacht sind und sind immer wieder eine interessante Handlungsgrundlage für Geschichten. Die religiöse Komponente sollte man dabei lieber außen vor lassen, da man mit der Zeitreise selbst schon viele Köpfe rauchen lässt.

Die Implikationen von Zeitreisen und deren Zusammenhang mit Religion sind letztendlich einfach nur zu groß, aber das Thema ist sicherlich ein paar großartige Diskussionen wert. Wenn ich das nächste Mal von Christen in der Bahn angesprochen werde, dann weiß ich schon, was meine Frage sein wird. Letztendlich bin ich nicht von meiner ursprünglichen Meinung abgerückt: Zeitreisen können richtig eingesetzt die besten Handlungselemente einer Geschichte sein. Religion macht Geschichten meist kaputt. In diesem Sinne wünsche ich dem Leser eigene frohe Überlegungen zu diesem Thema.

Anmerkung: Der Autor hat nicht viel mit Religion zu tun und möchte hiermit weder eine Religion preisen noch kritisieren. Der Artikel ist eher christlich geprägt, weil der Autor in einer christlich geprägten Gesellschaft aufgewachsen ist. Keine Religion soll hier vorzugsweise behandelt werden. Alle Fakten basieren einzig und allein auf dem Wissen des Autors. Es wurden für diesen Artikel keinerlei Recherchen gemacht. In diesem Text ist einzig und allein die Meinung des Autors wiedergespiegelt. Wer die Meinung anprangen oder diskutieren will oder einfach nur eine Ergänzung oder einen Einwand hat, kann das in den Kommentaren tun. Dem Autor tut es nicht leid, wenn sich irgendjemand vor den Kopf gestoßen fühlt mit diesem Artikel. Pseudo-Religiöse Bastarde, die eh nur flamen können: Fuck-Off.

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