16. Mai 2009

Samantha Darko ist der Hauptcharakter im fast gleichnamigen Film "S. Darko", welcher eine Fortsetzung zu "Donnie Darko" ist und vor 4 Tagen direkt auf DVD erschien.

Donnie Darko ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme, deshalb hatte ich von Vorneherein einen ziemlich kritischen Blick. Die Schauspieler sind alle ziemlich unbekannt, aber für Samantha konnte tatsächlich die selbe Schauspielerin gewonnen werden, die auch schon im ersten Film gespielt hat. Die Machart ist etwas simpler und bei einer Direct-To-DVD-Produktion ist das Budget normalerweise auch nicht so hoch, wie für eine Kinoproduktion.

Die Prämisse: Samantha Darko ist Donnies Schwester. Traumatisiert vom Tod ihres Bruders (übrigens schon seit einigen Jahren) verlässt sie ihre Heimat und macht sich auf zu einem Roadtrip mit ihrer Freundin. Als ihr Auto in einer Kleinstadt den Geist aufgibt, nimmt die Handlung ihren Lauf.

Zu Anfang scheint der Film komplex und versucht tatsächlich ein eigenes Universum zu schaffen, allerdings sind es unter der Oberfläche die gleichen Elemente wie beim großen Bruder Vorbild. Es werden erstmal viele Spieler in Position gebracht. Da haben wir Samantha und ihre Freundin, einen geistig verwirrten Kriegsveteranen (der "zufälligerweise" aussieht wie Donnie), einen Nerd, einen coolen Mechaniker im 50er Jahre Look, einen uber-religiösen Pfarrer und einen pflichtbewussten Polizist. Zufälligerweise sind diese alle jung und gutaussehend. Als Nebencharaktere treten noch der Motelbesitzer, die bibelfromme Frau, anzugtragende Regierungstypen und die Kaffeetante auf.

Samantha und ihre Freundin stecken also in dieser Kleinstadt fest, in der Leute verschwinden. In der ersten Nacht hat sie einen außerkörperliche Erfahrung, in der sie den Kriegsveteran vor dem Tod durch einen Meteoriten rettet. Sofort wird dem Kenner klar, dieser Film folgt nicht dem Zeitreisenden, sondern dem manipulierten Toten. Den Rest der Handlung kann sich ein aufmerksamer Zuschauer des ersten Teils nun zusammenreimen.

Diesmal soll das Universum am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag, enden. Einen besonderen Twist hat die Handlung noch, weil diesmal ein Universum im Universum entsteht, als Samantha plötzlich stirbt. Ihre Freundin, auch von Visionen eines verschwundenen Kinds geplagt, macht mitten im Film eine Zeitreise und rettet Samantha, damit sie am Höhepunkt des Filmes nochmals abkratzen kann, damit unser Kriegsveteran doch vom Meteoriten getroffen werden kann und das Universum retten kann.

Der Twist mit der zweiten Zeitreise verkompliziert die Handlung, da die ganze Geschichte nicht wie im ersten Teil erklärt wird. Ohne diese Erklärung oder ohne den ersten Film gesehen zu haben, kann man diesen Film eigentlich niemanden zumuten.

S. Darko versucht sich von Donnie Darko abzuheben, ist aber letztendlich doch genauso. Verschwundene Menschen ersetzen hier die Kinderpornografie, eine abgebrannte Kirche die geflutete Schule. Natürlich gab es auch eine Kinoszene und das berüchtigte Hasengesicht kam auch wieder vor. Während der erste Teil noch tiefgründe Dialoge hatte, Kritik an der Gesellschaft ausgeübt hat und jedes Bild eine Bedeutung hatte, verkümmert dieser Film in der Bedeutungslosigkeit. Die Dialoge sind zwar gut, aber mir fehlt der kritische Unterton. Ein weiterer großer Fehler ist Religion ins Spiel zu bringen. Diskussionen über Glaube und Gott und dadurch auch noch eine Erklärung für die übernatürlichen Geschehnisse zu finden sind absolut fehl am Platz. Überhaupt hat für mich Religion in Form eines übermotivierten Pfarrers, der keine richtige Diskussion oder vielschichtige Ansicht der Thematik zu lässt, in einem Film nichts zu suchen.

Gestört haben mich auch die Referenzen auf Donnie Darko. Zu oft wurde Samanthas Bruder erwähnt, das Buch "The Philosophy of Time Travel" ins Bild gehalten und am Ende kommt sogar heraus, dass unser Veteran Roberta Sparrows Enkel ist. In einer Szene blättert Samantha durch Zeitungsarchive und entdeckt mehr solche Phänomene, dass einfach Sachen aufgetaucht oder vom Himmel gefallen sind und Menschen getötet haben. Das heißt, dass Donnies Fall nichts besonderes ist und es eine Serie gibt. Das bewahrt uns wohl kaum vor einem dritten Teil.

Ich hasse es, wenn wie bei Butterfly Effect ein erfolgreicher Film nachgemacht wird, nur um daraus Geld zu pressen und daraus eine schlechte Filmserie zu machen. Immer wird das Gleiche passieren und es wird immer nur der Abklatsch von dem guten ersten Teil sein. Nie wird die Dichte und das Gewicht des ersten Teils erreicht werden. Und man wird auch nie den ersten Teil "verbessern" können, auch wenn man die Hauptdarsteller weiblich macht und sie die ganze Zeit in Hotpants rumlaufen lässt.

Insgesamt ist "S. Darko" aber trotzdem einen Blick wert. Wer Donnie Darko gemocht hat für seine Science-Fiction-Ansätze ist hier auf jeden Fall richtig. Mir hat der Film bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich alles herausgefunden hatte, richtig Spaß gemacht. Auch die Dialoge fand ich anfangs nicht so schlimm, wie es mein obiger Text vermuten lässt. Sehr schön waren wieder mal kleine Details. So läuft zum Beispiel im Kino gerade 12 Monkeys und im Hintergrund kann man ein Poster von Alice im Wunderland erspähen. Beide Werke ähneln thematisch diesem Film und waren wenigstens vielleicht für "Donnie Darko" eine grobe Vorlage.

Das letzte Drittel war dann um so schmerzhafter. Da man bis dahin eigentlich den Film durchschaut hat und die letzten Szenen eigentlich fast eine Kopie von "Donnie Darko" sind, hat der Film einer sehr faden Beigeschmack. Ein Charakter wird auch noch zum Super-Psycho, so dass man Angst bekommt, er driftet noch in einen Teenie-Slasher-Film ab

Bei der Bewertung bin ich ziemlich hin- und hergerissen. Eigentlich ist es nur eine etwas schlechter gemachte Kopie des Orginals, andererseits hat der Film auch einen gewissen Charme und ist für einen Filmabend durchaus geeignet. Er zeigt auf jeden Fall einige gute Ansätze, aber ihm fehlt die gewisse Dichte. Da er mich letztendlich aber dennoch unterhalten hat, kann ich ihm doch ein "gar nicht mal so schlecht" geben. 3 von 5 Sterne.

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