5. Mai 2009

Heute war Doppelsneak im Metropol. Ganz armselig von den Jungs im Kino: Nach der ersten Sneak musste man das Kino komplett verlassen, auf die Straße gehen, zum Haupteingang laufen und wieder reingehen. In den Massen, die das Kino verließen, waren das 5 Minuten. Fünf Minuten, die vom Anfang des zweiten Films gefehlt haben. Eine Frechheit, da bezahle ich vollen Preis und sehe keinen vollen Film. Diese Arschlöcher, bei 2 Meter Luftlinie zum nächsten Kino muss man so einen Umweg machen. Da sagen die beiden Kasperle vor dem ersten Film noch, dass sie sich beeilen wollen, kommen aber trotzdem nicht zu Potte mit ihren schwulen Preisen. Ich bin empört, kein großes Kino im Metropol Stuttgart diesen Montag. Die sollten darüber nachdenken, diese beiden Clowns vor den Filmen abzuschaffen.

Der zweite Film war ganze harte Kost. "Der Junge im gestreiften Pyjama" handelt von Bruno, der mit seiner Familie zu Zeiten des zweiten Weltkriegs nach Auschwitz umzieht. Sein Vater ist neuer Kommandant dieses Lagers. Durch seine Neugier gelangt Bruno an den Zaun des Lagers und trifft dort den gleichaltrigen Shmuel. Die beiden freunden sich schnell an und nach einigen Erlebnissen verschwindet Shmuels Vater im Lager. Da beschließt Bruno ins Lager zu kommen und seinem Freund bei der Suche zu helfen. Der Film zeigt die Geschehnisse aus Brunos Blickwinkel und zeigt nicht den Schrecken, der in Auschwitz passiert ist.

Es ist schwierig, so einen Film objektiv zu bewerten. Die Thematik ist schwer und der Film dramatisch inszeniert. Bei solchen Filmen kommen immer Gedanken über Trivialisierung, Relativierung, Kittsch oder Verdrehung der Geschichte auf. Darüber will ich mich hier jetzt nicht äußern. Künstlerische Freiheiten gehören auch im Film dazu und bei so einem sensiblen Thema ist es immer einfach, jemanden auf die Füße zu treten. Das will ich mit dieser Filmkritik natürlich nicht.

Es ist immer schwierig, als Deutscher an die eigene Geschichte heranzugehen, ohne zu klingen, als wolle man relativieren oder hätte Vorurteile. Es ist ein britisch-amerikanischer Film und so wirkt er auch nicht ganz so gekünstelt, weil der Blickwinkel auf das Thema ein anderer ist, als ihn ein deutscher Regisseur gehabt hätte. Dennoch sollte man sich immer vorher mit dem Film auseinander setzen, bevor man sich politisch darüber äußert.

Es gibt eine große Sache, die der Film falsch macht. Er präsentiert Charaktere und deren Meinungen nur aus dem Nazi-Blickwinkel. Mal ist es die großartige Herrenrasse, mal sind es die Juden als Feinde. Was fehlt ist das Kontra, eine Antithese. Diese findet man bei diesem Film nur im Ansatz in den Charakteren, es gibt keine einzige Dialogzeile, die das Geschehen verurteilt. Mal hier und da eine Frage von Bruno, der die Sache nicht versteht, aber ansonsten sind alle Charaktere nur passiv. Seine Wirkung und damit die Verurteilung der Ereignisse erzielt "Der Junge im gestreifen Pyjama" einzig und allein über die Bilder und das erschreckende Ende.

Ein blinder Mensch würde den Film für rechte Propaganda halten, ein tauber Mensch für die Dokumentation der Verbrechen der Nazis. Das Verhältnis ist nicht ausbalanciert und deshalb funktioniert der Film in meinen Augen nicht so gut. Was dem Film außerdem fehlt ist ein Objekt/eine Person, in der der Zuschauer den Bösewicht erkennen kann, auf den man seine Wut konzentrieren kann. Er zeigt, dass es selbst im Dritten Reich auch nur Menschen gab, die man nicht ganz klar in Gut und Böse einteilen kann. Das ist einerseits gut, hilft aber dem Film nicht. Als Zuschauer sucht man die ganze Zeit verzweifelt nach etwas, dass man in die Schublade "Böse" stecken kann.

Diese Rolle hätte man vielleicht Brunos Vater zuschreiben können, allerdings kommt das durch die Synchronisation und die Art, wie ihn sein Darsteller (David Thewlis) spielt, nicht rüber. Die beiden Jungstars Asa Butterfield als Bruno und Jack Scanlon als Shmuel machen einen sehr guten Job und auch die weitere Besetzung spielt überzeugend. Musikalisch wurde der sehr gut von James Horner umgesetzt.

Alles in allem ist "Der Junge im gestreifen Pyjama" ein sehr bewegender und auch sehenswerter Film, allerdings muss man sich fragen, ob ihn die Welt wirklich gebraucht hätte. Ich denke nicht. Durch die Synchronisation wirkt der Film nicht so, als würde er wirklich in Deutschland spielen und das tut nochmals extra weh. Zuviele Parolen und zu wenig Kontra geben ihm den Rest und die Bilder und die Musik allein retten ihn nicht.

Empfehlenswert für Leute, die sich mit dem Thema auseinandersetzen oder eventuell das gleichnamige Buch gelesen haben, auf dem er basiert. Ansonsten sollte man sich in dem Genre eher an "Schindlers Liste" oder "Der Untergang" halten.

Ich habe lange gehadert, für die Thematik kann es natürlich keine Wertung geben, aber allein für den Film und die Aufbereitung sind es von mir 2,5 Sterne von 5.

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