26. Juli 2009

Wenn jemand zu seinem Geburtstag einlädt, dann schlägt man diese Einladung eher selten aus. Gestern hatten Die Fantastischen Vier zum "Heimspiel" in Stuttgart geladen, um ihr 20jähriges Jubiläum zu Feiern. Etwa 60000 Fans schlugen diese Einladung nicht aus und fanden sich auf dem Cannstatter Wasen ein, mein Mitbewohner und ich, waren 2 von ihnen.


Wir entschieden uns, früh ind die Stadt zu gehen, um rechtzeitig zum Einlass um 15:30 Uhr auf dem Wasen zu sein. An einem so schönen Samstag ist in der Stadt zu viel los, das ist nicht meine Welt. Einzig und allein der Penner mit dem Schild "Säuglingstaufe ist Satanswerk!" konnte mich etwas auflockern. Als wir dann zum Wasen-Gelände kamen, war ich schon verwundert. Es war komplett abgesperrt mit nur einem Eingang, der so lag, dass man das ganze Areal noch zu Fuß ablaufen musste. Zusätzlich waren schon die ersten Bierzelte für das Herbstfest in 2 Monaten (!) aufgebaut.


Da wir schon so früh da waren, hatten wir einen grandiosen Platz links ziemlich nahe der Bühne und am Laufsteg. Dafür war die Wartezeit auch groß. Um 17:30 Uhr begannen "Mamas Gun", eine britische Rockband, das Gelände zu rocken. Besonders die denglische Version von "Die da!" hat mir gefallen. Die Leinwände mit Live-Einblendungen der Band gespeist, über die immer mal ein paar transparente Grafiken liefen. In diesen Grafiken fand sich halb versteckt und halb viral die Internetadresse voxyd.com, wahrscheinlich irgendeine "coole" Agentur.

Danach war Christoph Sonntag dran, ein schwäbischer Kabarettist. Er brachte ein paar gute Sprüche, aber hat, wie es ein guter Kabarettist so tut, die meiste Zeit einfach nur das aktuelle Geschehen und die Politik und deren Widersprüche wiedergegeben, und das auf schwäbisch. Für ein paar gute Lacher unter dem Publikum reichte das. Der nächste Act war Clueso. Wow. Mein Landsmann aus Thüringen hat schon was drauf. Er und seine Band sind schon allein ein Konzert wert. Hat er gut gemacht und ich werde wieder mehr auf seine Musik achten. Zwischen den verschiedenen Künstlern lief auf den Leinwänden Werbung! OMG, Werbung auf einem Konzert. Ich bezahle doch nicht, um Werbung zu schauen. Vor allem, wenn es nur 5 verschiedene Spots sind, die in Dauerschleife gezeigt werden. Nervig!

Um 20.15 Uhr war es dann endlich soweit, die Fantastischen Vier betraten die Bühne. Was folgte waren zweieinhalb Stunden großartiges Konzert. Ein Konzert, bei dem wirklich nichts fehlte. Es hatte grandiose Songs, eine tolle Band, die 4 Altmeister, diesen wunderbaren Bier-Schweiß-Gras-Geruch, einen Technikausfall und ganz vorne natürlich eine geniale Stimmung. Wow. Es waren viele alte Hits und aktuelle Songs dabei. Vorallem über "Ichisichisichisich" habe ich mich sehr gefreut, am meisten ab ging es bei "MfG". Vermisst habe ich aber meinen aktuellen Lieblingssong von ihnen: "4 Gewinnt". Ich war wirklich positiv überrascht über das Orchester. Ich hatte gedacht, dass viele Songs durch ein Orchester seichter werden, aber die Jungs und Mädels haben ordentlich reingehauen und gerockt.

Die Fantas haben wirklich nichts verlernt, sie boten eine großartige Show, nahmen ein Bad in der Menge und haben ihre Songs würdig zelebriert. Leider ist kein einziges meiner Bilder etwas geworden, aber davon wird es wohl genug Bilder geben. Ich kann jedem, der nicht dabei war, nur empfehlen, das Konzert am 21.8. um 0:40 auf ZDF zu schauen. Das war eine tolle Erfahrung und das lange Stehen, von 15:30 bis 23:00 Uhr immerhin 8,5 Stunden, hat sich gelohnt.

Was aber nach dem Konzert folgte, war eine kleine Hölle. Und ich weiß nicht so recht, wem ich die Schuld zuschieben soll. Dem Konzertveranstalter, der VVS, den Taxiunternehmen oder der Stadt Stuttgart. Zuerst strömten also 60000 Leute wieder aus nur einem Ausgang heraus, was die U-Bahn-Haltestelle natürlich nicht wirklich verkraftete, auch wenn Sonderzüge fuhren. Ohne Hoffnung auf eine Bahn machten wir uns erstmal auf, etwas zu trinken. Mit über 8 Stunden ohne Flüssigkeit und sowieso wenig im Körper um Klogänge zu reduzieren war ich nahezu am verdursten.

Danach wollten wir eigentlich nur in die Stadt, aber es fuhr keine Bahn mehr. Die Sonderzüge waren schon alle weg und die normalen Bahnen fuhren nur noch in komische Richtungen. Also war der Plan ein Taxi zu nehmen, aber in Cannstatt war weit und breit keins aufzutreiben. Sorry Jungs, aber da findet ein Konzert mit 60000 Leuten statt und ihr kriegt es 1 Stunde danach nicht mehr auf die Reihe die Leute vom Veranstaltungsort zu transportieren? Vor allem, wenn dort noch eine Aftershow-Party stattfindet, von der noch Menschen weg wollen?

Wir liefen also zum Cannstatter Bahnhof, um ein Taxi aus dem Taxistand zu nehmen. Der war natürlich auch leer. Und wieviele Taxis schickt die Taxizentrale auf einen Anruf aus dem hauseigenen Taxiruf mit den Worten "Hier stehen etwa hundert Leute, die nach Hause wollen"?? Ein ganzes Taxi!!!! WOW. Ihr Arschlöcher. Also ging es zum Nachtbus, denn mittlerweile war die Zeit schon so sehr fortgeschritten. Mit den hundert Leuten vom Taxistand ging es also zum Schlossplatz und von dort mit einem anderen und nochmal hundert Leuten nach Hause. Der Weg nach Hause war fast genauso lang wie das Konzert.

Für diesen Abend ergaben sich also folgende Fragen: Warum hat der Veranstalter nur einen Ausgang zu einer verkehrsungünsitgen Lage (Nadelöhr) bereitgestellt und nicht den direkten Weg zur S-Bahn auch noch freigemacht? Warum gibt es kein besseres System der VVS, wenn Veranstaltungen stattfinden, außer ein paar popligen Sonderzügen? Warum fährt ohnehin ab um halb 1 in Stuttgart keine Bahn mehr? Warum bekommen es die Subways, McDonald's und Dönerläden nicht hin, sich auf solche Konzerte vorzubereiten (Die Brote im Subway waren aus! omg)? Wieso schickt die Taxizentrale nur ein popeliges Taxi für hundert Leute? Wieviele Personen gehen eigentlich in so einen Nachtbus? Und wo liegt eigentlich Mühlhausen?

Das Konzert war einfach nur geil. Aber ich muss sagen, dass ich die Fantastischen Vier nun gesehen habe und nicht unbedingt noch eins schauen muss. Ich mag die Jungs und ihre Songs sehr, aber sie sind irgendwie keine Band, die ich mir Live immer und immer wieder anschauen würde. Die Stimmung war riesig, vorallem bei den Spritt- und Dummköpfen neben mir, aber auch beim Gesamtpublikum, und viele werden so wie ich zufrieden nach Hause gehen. Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, wie die Leute weiter hinten ordentlich etwas sehen konnten, aber das ist mir ja egal. Die Heimfahrt war ein Kapitel für sich und soll die Konzerterfahrung nicht trüben. Ich bin sehr gespannt auf die ZDF-Aufzeichnung im August.

Die Fantastischen Vier, Heimspiel, Stuttgart, ganz großes Kino. Der Heimweg, eine Odyssee...

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