3. Juli 2009

Das Highlight des heutigen Tages war definitiv die Inka-Ruine in Ingapirca. Allerdings ist sie nicht komplett von den Inkas, sondern auch von den Cañari. Da diese aber vor den Inkas in Ecuador waren, nehme ich mal an, dass Staette von den Inka erobert oder platt gemacht wurde und neu aufgebaut wurde.


Es ist schon beeindruckend in diesen Steinueberresten zu stehen und sich vorzustellen, wie es wohl vor 600, 800 oder 1000 Jahren hier ausgesehen hat. Ich mag diese Momente. Man atmet tief ein und laesst sich von dem Ort vereinnahmen. Geschichte spueren, Geschichte atmen, Geschichte fuehlen, Geschichte beruehren. Es ist einfach unvorstellbar, dass vor so langer Zeit vielleicht schonmal jemand genau an der gleichen Stelle gestanden hat. Was mag wohl in demjenigen vorgegangen sein? Welche taeglichen Gedanken hatten die Menschen? Waren sie auch so random, wie meine? (Wenn man ein Schwein, pig, mit einem Hasen, rabbit, kreuzt, erhaelt man dann ein piggit?)


Das war auf jeden Fall nur ein Aussenposten der Inka, denn ihre Praesenz in Ecuador war nicht gross. Anscheinend wollten sie weiter noerdlich in das Land, wo die Sonne nie untergeht. Da hatten sie noch einen langen Weg vor sich. Doch dann zerstritten sich die Soehne des Koenigs und die Inka fuehrten Krieg untereinander. Inmitten dieses Krieges kam der Spanier. Diese nahmen den Sieger der beiden Brueder als Geisel und verlangten Gold und Silber. Das bekamen sie auch zu Hauf, aber sie toeteten den Gefangenen trotzdem. *sick* Einfach nur grossartig, wie der moderne christliche Mensch die Welt doch besser macht.

Wir fuhren den ganzen Tag an Berghaengen und Paessen entlang. Es war grossartig zu beobachten, wie die Sonne rauskam, sobald wir ueber die Wolken fuhren. Kamen wir wieder darunter, regnete es oft. Dieser Wechsel begleitete uns den meisten Tag. Dabei hatten wir eine tolle Aussicht auf die umliegenden Berge und Taeler. Landschaften wirken auf Fotos einfach nicht so bombastisch, wie in echt. Man muss sie einfach live erleben.


Ein Mann in meiner Reisegruppe verbrachte die meiste Zeit damit, Einheimische der verschiedenen ethnischen Gruppen aus dem fahrenden Bus heraus zu fotografieren. Das ist schon ein bisschen pervers. Nicht mal offen zeigen, dass man fotografiert. Vielleicht ist das ja sogar gegen deren Glauben fotografiert zu werden. Das sind mir die Richtigen: Wahrscheinlich gegen Google Streetview sein, aber Leute heimlich aus dem Bus heraus knipsen.

Ein weiterer Punkt des heutigen Tages war die Bergbahn von Alausí. Diese fuehrt die Teufelsnase hinab bis ins Tal und faehrt anschliessend die selbe Strecke wieder hinaus. Das besondere daran ist, dass der Hang so steil ist, dass die Bahn keine Kurven fahren kann. Aus diesem Grund faehrt der Zug eine gewisse Strecke, haelt dann an, der Fahrer steigt aus und stellt eine Weiche und danach faehrt der Zug in die andere Richtung weiter hinab, quasi Zick-Zack. Teufelsnase heisst der Berg, weil er aus einem bestimmten Winkel wie ein Gesicht mit einer grossen Nase aussieht, dass in den Himmel starrt; neidisch wie der Teufel. Schade, dass man auf der Bahn nicht oben sitzen durfte, aber zwei Japaner haben es wohl mal mit der Anschnallpflicht nicht zu ernst genommen und haben den Kopf verloren (*autsch*). Aber von einer kleinen Plattform hinten (oder vorne, je nachdem wie man gerade fuhr) hatte man auch einen guten Blick.


Den Rest der Fahrt in unser Hotel in Cuenca verbrachten wir mit einem Werbefilm: "Quito - Touch the Sky!" mit dem sehr treffenden deutschen Titel "Quito - Fass den Himmel". Langsam hinterlaesst der Urlaub auch Spuren an mir: Ich fange an in Fotos zu denken. Wie wuerde dieser Berg auf einem Bild aussehen? Koennte die Sonne nicht etwas tiefer stehen? Nein, die Landschaft ist zwar schoen, aber fuer ein Foto lohnt es sich nicht... Ich weiss nicht, ob das so gut ist und ob das nicht meine Sicht auf die Dinge verzerrt. Jedenfalls moechte ich den Urlaub eigentlich geniessen und nich auf Teufel komm raus unbedingt die tollsten Bilder schiessen... Oder geht vielleicht beides?

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