16. Oktober 2009

It has been said that something as small as the flutter of a butterfly's wing can ultimately cause a typhoon halfway around the world.
- Chaos Theory

Gestern hatte mein Mitbewohner "Butterfly Effect" für den Filmeabend herausgesucht. Ich hatte die DVD schon seit Jahren, aber sie war noch eingeschweißt. Den Film hatte ich damals als Doppel-DVD mit Director's Cut besorgt, da ich bisher auch nur den Director's Cut gesehen hatte und gut fand.

Die Story dürfte ja bekannt sein. Evan Treborn hatte als Kind in einigen Schlüsselszenen seines Lebens Blackouts, an die er sich nicht erinnern kann. Als Psychologiestudent erkennt er, dass er durch seine Tagebücher in diese Szenen zurückkehren kann. Als er sieht, was aus seinen ehemaligen Freunden, vor allem seiner Jugendliebe Kayleigh, ist, beschließt er, Dinge seiner Vergangenheit zu ändern. Doch jedes Mal macht er das Leben von jemand anderem kaputt. Während er selbst durch verschiedene Realitäten seines Lebens springt, wird er immer verrückter. Letztlich beschließt er, dem ganzen ein Ende zu setzen und geht zurück zum Anfang.

Als ich am Donnerstag zum ersten Mal die Kinoversion sah, war ich so sehr enttäuscht, sodass ich heute direkt noch den Director's Cut geschaut habe. In der Kinoversion ist der Anfang sein erstes Treffen mit Kayleigh, das er so ändert, dass sie sich nie richtig kennenlernen. Dadurch ändert er die komplette Geschichte und kein einziger dieser Schlüsselmomente passiert jemals.

Der Director's Cut ändert am Grundkonzept des Films nicht viel, fügt aber meines Erachtens eine ganz neue Ebene hinzu und verleiht dem ganzen Werke richtig tiefe. Am Anfang findet Evan eine Kiste mit Erinnerungen an seinen Vater, der den gleichen "Fluch" wie er hatte. Darin ist das im Film mehrmals erwähnte Fotoalbum und ein Hinweis auf seinen Großvater, der auch diese Gabe besaß.

Eine weitere wichtige Szene ist der Besuch bei einer Wahrsagerin, die feststellt, dass Evan keine Lebenslinie und deshalb auch keine Seele hat; er gehöre nicht in diese Welt, ihn sollte es nicht geben. Daraufhin gesteht ihm seine Mutter, dass sie schon 2 Totgeburten hatte. Eine verheißungsvolle Andeutung. Im Gefängnis wird dann noch mehr auf Evans "enges Verhältnis" mit den anderen Insassen eingegangen, aber hier gibt es nichts wirklich Neues.

Der große Unterschied ist das Ende. Hier geht Evan wirklich zurück an den Anfang, seine Geburt. Er tötet sich selbst und sorgt dafür, dass er die dritte Fehlgeburt seiner Mutter wird. Ich finde, das ist einfach viel aussagekräftiger, schlägt viel mehr ein und nimmt auch emotional mehr mit. Evan erkennt, dass er nichts richtig machen kann und dass es immer unvorhergesehene Konsequenzen gibt. Er ist die Anomalie, so wie es die Wahrsagerin prophezeit und alles, was er macht, schadet ihm und seiner Umwelt. Deswegen ist sein Selbstmord die einzige logische Konsequenz. In den Einblendung während seiner Geburt sieht man die Leben seiner Freunde und das seiner später geborenen Schwester vorrüber ziehen.

Butterfly Effect ist ein toller Film, der vor allem das Thema Zeitreisen in den Mainstream einer Generation gebracht hat, die ohne Zurück in die Zukunft aufwachsen musste. Mit simplen Mitteln und einer einfachen Handlung werden hier die Konsequenzen einer simplen Entscheidung gezeigt. Dabei ist es geschickt von den Filmemachern, zu erst die Orginalszenen zu zeigen.

Für jemanden, der ein bisschen Gespür für das Thema hat, enthüllt sich aber schon ein grober Filmfehler in der Logik von Evans Reisen. In einer Szene versucht er seinem Zellengenossen im Gefängnis zu beweisen, dass er seine Gabe hat und reist zurück in seine Kindheit. Dabei verletzt er sich so sehr, dass Narben auf seinen Händen entstehen. Wenn der Film seiner eigenen Logik nun folgen würde, dann hätte seine Handverletzung eine größere Auswirkung als nur plötzlich erscheinende Narben. Wahrscheinlich würde er deswegen nicht mal im Gefängnis sitzen, denn schließlich hätte er nach einer solchen Verletzung ins Krankenhaus gemusst. Dabei hätten sich viele der gezeigten Schlüsselszenen anders abgespielt. Dass die Szenen anders ablaufen, beweisen die verschiedenen Kleidungsstücke, die die Kids in ein und der selben Szene tragen. Trotzdem wäre die Veränderung eigentlich schon fataler. Für den Film musste es sich aber so abspielen...

Die Schauspieler in allen Zeitebenen machen in "Butterfly Effect" alle samt eine super Figur und gestalten den Film lebhaft und glaubwürdig. Vor allem Ashton Kutcher kann überzeugen, dass er auch in ernsten Rollen gut besetzt ist. In den Nebenrollen sieht man einige bekannte Gesichter: Cameron Bright, Eric Stoltz und Callum Keith Rennie sind für Genrefans alte Hasen. Amy Smart ist sogar darüber hinaus in einigen Blockbustern zu sehen.

Die DVD bietet noch einige geschnittene Szenen, die aber dem Film keinen Mehrwert gegeben hätten. Trotzdem kann ich diese Doppel-DVD jedem an das Herz legen, dem dieser Film gefallen hat. Der Director's Cut ist so viel besser, als die Kinoversion... wie so oft. Wie schon beim echten Schmetterlingseffekt bewirken nur ein oder zwei andere Szenen, dass der Film ein komplett anderes Erlebnis wird. Allein das macht bei mir einen ganzen Stern aus. Die Kinoversion bekommt 3,5 und der Director's Cut 4,5 Sterne von 5.

Links
Wikipedia: Deutsch | Englisch
IMDB: Klick

1 Kommentar:

Daniel Schmid hat gesagt…

Krasse Sache. Ich habe selbst vor kurzem den Film das erste mal gesehen - allerdings nur den normalen Kinofilm. Ich fand den Film sehr beeindruckend. Vielelicht hättest du anders über die Kinofilmversion gedacht, wenn du davor nicht den Director's cut gesehen hättest. Aber das glaube ich gerne,d ass der Film durch ihn noch krasser wird, von dem her was du erzählt hast. Gut geschriebene Kritik.

Kommentar veröffentlichen