22. Oktober 2009

Heute habe ich bei Spiegel Online einen neuen Begriff gelernt: Amphibienfilm.

Amphibienfilme sind Filme, die für das Kino und für das Fernsehen produziert werden. Im Kino kommen sie dann als langer Film und im Fernsehen als Zweiteiler mit erweiterten Szenen. Das Interessante daran ist, dass die Produktion anscheinend extra darauf ausgelegt ist, wie im Spiegel-Artikel zu lesen ist. Mir gefällt der Begriff jedenfalls richtig gut und ich bin überrascht, dass er noch nicht bei Wikipedia zu finden ist. Anscheinend scheint das auch eher ein deutsches Phänomen zu sein, denn ich kenne bisher nur deutsche Filme, die anscheinend so produziert sind, meist von den öffentlich-rechtlichen Programmen mitfinanziert.

Über Sinn und Unsinn dieser Filme lässt sich streiten, und das wird auch schon gemacht. Eine einfache Google-Suche lässt erbitterte Debatten zum Vorschein kommen. Da findet man unter den ersten Ergebnissen fast ausschließlich Zeitungsartikel und Meinungen. Mich selbst fasziniert eher der Begriff und finde es interessant, dass sich einige bekannte Filme so kategorisieren lassen. Kinoproduktionen finde ich vom Gefühl her besser, allerdings werden die oft durch zusätzliche Szenen, die sich dann auf der DVD oder einem Director's Cut befinden, aufgewertet.

Also warum das nicht im Fernsehen zeigen? Wenngleich das Zweiteiler-Prinzip an einen schlechten RTL- oder SAT1-Katastrophenfilm erinnert. Die Frage, die man sich noch stellen sollte, ist, ob es längere TV-Produktionen heruntergeschnitten ins Kino schaffen sollten? Ist das nicht Abzocke der zahlenden Kinokundschaft, denen ein qualitativ hochwertiger Film mit "billigem" TV-Budget vorgegaukelt wird? Mir würde es schon übel aufstocken, wenn ich für ein Kinoerlebnis Geld bezahle und dann Spezialeffekte á la Xena und Charakterentwicklung á la GZSZ bekomme.

Dieses Doppeldenken von Kino und TV kann einer Produktion schaden, muss aber nicht. Der Hintergrund ist klar: Gewinnmaximierung. So lang da das Produkt, das Kunstwerk Film nicht darunter leidet, finde ich das ok. Jeder Bauer würde seine Kuh zweimal melken, würde sie doppelt so viel Milch geben. Allerdings werde ich jetzt eher darauf achten, ob mir im Kino eventuell nur Fernsehware vorgesetzt wird.

Mir bekannte Amphibienfilme sind Das Boot, Der Untergang, Die Päpstin und anscheinend auch Der Baader-Meinhof-Komplex. Davon habe ich nur Der Untergang gesehen und der war als Kinoproduktion durchaus gerechtfertigt.

Aber auch in amerikanischen Produktionen erkenne ich angedeutete Amphibienfilme; Filme, die nur zusammen gesehen werden können, bei denen einer direkt in den anderen überleitet und die allein wenig Sinn machen. TV-Sender haben hier eher einen kleinen Einfluss, da sind es eher die Filmstudios. Kill Bill ist da ein ganz prominentes Beispiel, aber auch Fortsetzungen eines erfolgreichen Filmes, die in eine Trilogie übergehen. Nehmen wir hier Matrix Reloaded und Revolutions oder Fluch der Karibik 2 und 3. Das sind zwar keine TV-Produktionen, machen aber nur als Gesamtwerk Sinn. Auch dahinter stehen wohl eher nicht die Leute, die eine Geschichte erzählen wollen, sondern die Studios, die kräftig melken wollen.

Ich habe auf jeden Fall meinen Wortschatz erweitert und kann meiner eigenen kleinen Filmwelt eine neue Kategorie hinzufügen: Amphibienfilm.

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