24. Oktober 2012

Am Montag schaffte ich es mal wieder zur Sneak Preview in Stuttgart. Dort kam im Metropol "Dredd" in 3D. Ein guter Sneaker und obwohl der Sneak-Ansager endlich mal gut drauf war und einen guten Job gemacht hat, sprang das Publikum nicht so auf den Film an. Jedenfalls die Tussi, die neben uns saß und ständig pallavern musste.

Dredd ist kein Remake oder eine Anknüpfung an den Stallone-Film von 1995. Er nutzt nur die gleiche Vorlage, den Comic Judge Dredd. Der spielt in einer Zukunft, in der es auf der Erde so ziemlich überall strahlt, außer in großen "Megacities", in denen mal gut und gerne 800 Millionen Menschen leben. Diese Städte werden beherrscht von Judges, Richtern, die Polizei, Ankläger, Richter, Jury und Vollstrecker in einem sind.

Kriminalität steht an der Tagesordnung und die Judges können sich nicht auf alles konzentrieren, was in den Straßen passiert. Seit kurzem ist eine neue Droge auf dem Markt ("Slo-Mo"), die die Welt für den Benutzer in Zeitlupe verlangsamt und die sich stark ausbreitet.

Die Zukunft ist düster. Nur mit Sarkasmus und Zynismus kommt man da über die Runden. Trotzdem hält der Film der heutigen Gesellschaft einen Spiegel vor. Vor allem das harte Durchgreifen der Judges, bis hin zur Exekution, weckt Bilder an zu hartem Polizeivorgehen in der heutigen Welt. Aber wer kann schon was machen, wenn sie innerhalb der Regeln operieren, die ihnen auferlegt wurde. Man nutzt seine Privilegien immer voll aus und das machen die Judges mit eiskalter Härte. Vor allem der Hauptcharakter Judge Dredd ist erbarmungslos. Viel Blut und Gewalt und harte Sprüche, die man nur aus 80er Jahre Filmen kennt, sind die Folge.

Dredd hat alles. Solide Action, gute Portion Sarkasmus, der nie ins Lächerliche abdriftet, einen guten Bösewicht, eine nette Optik, einen schonungslosen Hauptcharakter und eine menschliche Seite, mit der der Zuschauer mitfühlen kann. Wenn einem die Gewalt nichts ausmacht, wird diese Orgie virtuos zur Kunst und man weiß genau, dass sich diese Spirale nach der Handlung immer weiterdrehen würde, wenn sich das System oder die Welt nicht ändern würde. Doch wer würde das in einer so düsteren Welt tun?

Judge Dredd jedenfalls nicht, denn er macht im ganzen Film keinerlei Weiterentwicklung durch. Wieso auch? Dieser Charakter kann gar nicht anders. Karl Urban beweist, dass es noch Schauspieler in Hollywood gibt, indem er diesem Tier, dass sich Dredd nennt, Leben einhaucht, ohne dass dieser je seinen Helm abnehmen muss. Wie in einem Computerspiel arbeitet er sich Level für Level nach oben, ohne nach unten zu schauen.

Besonders virtuos waren die Slo-Mo-Szenen. Sehr kunstvoll und ein farbvoller Kontrast zu dieser düsteren Welt. Gerade wenn man denkt, dass dieser Film keine Zeitlupenszenen mehr verträgt, hören sie auf. Als hätte sich der Filmmacher echte Gedanken gemacht. Trotzdem war das 3D wie immer vollkommen unnötig, auch wenn die Drogen wirklich glitzert.

Es ist verrückt, aber Dredd macht Spaß. Er ist Actionfilm für Actionfilmfreunde, Science-Fiction-Film für SciFi-Nerds, Gesellschaftsspiegel für Kritiker, Gemetzel für Gore-Freunde und in den Slo-Mo-Momenten fast kunstvoll für Bilderfreunde. Da hat einmal alles gepasst, weil der Film es auch nicht mit aller Kraft probiert. Danke, Sneak-Gott, denn wahrscheinlich hätte ich ihn Verpasst.

Genau das, was ich gebraucht hatte. Dredd, wir haben uns sicher nicht das letzte Mal gesehen... 4 Sterne von 5.

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