21. Februar 2012

Seit ein paar Jahren lausche ich schon andachtsvoll der Klaviermusik von Ludovico Einaudi. Es ist einfach nur wahnsinn, wieviel Emotion der Mann mit nur einem einzigen Piano erzeugen kann. Eins meiner Lieblingslieder ist dabei Fly aus dem wunderbaren Album Divenire.



Ich staunte nicht schlecht als ich am Freitag völlig unvorbereitet im Kino zu "Ziemlich beste Freunde" saß. Der Film aus Frankreich ist seit Wochen in Deutschland auf Platz 1 und das war eigentlich der einzige Grund ihn mir anzusehen. Als dann aber genau dieses Lied den Film eröffnete, lief es mir das erste Mal kalt den Rücken runter.

Und ich wurde nicht enttäuscht. Jemand hat mit "Ziemlich beste Freunde" die perfekten Bilder zur perfekten Musik gemacht. Der Film ist sooooo gut. Rein auf der emotionalen Ebene. Es geht um Driss, der aus sozial schwierigen Verhältnissen kommt und sich mit Arbeitslosengeld über dem Wasser hält und der auf der obligatorischen "Arbeitssuche" zum querschnittsgelähmten Philippe kommt und sein Pfleger wird. Und aus dieser Konstellation ergibt sich im Lauf des Films auch der Titel.

Ich kann gar nicht genau beschreiben, was den Film so gut macht. Vielleicht sind es die ausdrucksstarken Szenen oder es es die kompromisslose Geradlinigkeit und der Fokus nur auf die Hauptpersonen. Denn es gäbe so viele Möglichkeiten in diesem Film noch eine externe Quelle von Drama, Gewalt oder Nebenhandlungen einzuschieben, aber er verliert nie den Fokus und stellt nur die Beziehung von zwei Männern dar, die unterschiedlicher nicht sein können.

Dabei wird selbst das körperliche Leiden von Philippe dieser Beziehung untergeordnet, sodass man gar nicht mitbekommt, wie er durch Driss eigentlich ein zweites Leben geschenkt bekommt. Dies wird einem nur schlagartig bewusst, als auf der Geburtstagsparty von Philippe auf einmal alle tanzen und er in seinem Rollstuhl daneben sitzt und sich mit den Personen freuen kann. Und als Zuschauer weiß man sofort: Diese Freude, dieses Lächeln ist echt. Und das weiß man, weil man diese ganze Entwicklung bis dahin mitgemacht hat.

Das ist ganz großes Kino. Vom Drehbuch über Inszenierung durch den Regisseur bis hin zur Schauspielkunst. Respekt. Und dafür hat auch "Ziemlich beste Freunde" den ersten Platz in Deutschland redlich verdient. Denn zum Ernst der Handlung gesellen sich viel Charme, Humor und durchweg eingängige Charaktere.

Klar sind manche Lösungen hier zu einfach, zu verführerisch und manche losen Enden werden nicht aufgegriffen, aber das muss man halt opfern, wenn man den Fokus auf eine Freundschaft, statt auf eine Handlung legt. Und diese Rechnung geht definitiv auf.

Ziemlich beste Freunde ist ein Besuch im Kino wert und fast ein Pflichtkauf auf DVD bei Erscheinungsdatum. Es ist ein Film, den man eher selten findet. 5 von 5 Sterne!



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