Gestern lief in der Stuttgarter Innenstadt-Sneak der Film "Self/Less" mit dem deutschen Untertitel "Der Fremde in mir". Warum der Untertitel wie ein Porno klingen muss oder warum es ihn überhaupt geben muss, weiß wieder keiner, allerdings ist die Nähe zu "Face/Off - Im Körper des Feindes" nicht zu übersehen.
Ich hatte den Film auf meiner Watchlist und war echt froh, dass er in der Sneak lief, weil ich sicher bin, dass ich ihn sonst verpasst hätte.
Ganz grob die Handlung: Ein reicher Mann, der vom Krebs zerfressen wird, lässt seinen Geist in einen jüngeren Körper transferieren. Doch beim angeblich für ihn gezüchteten Körper treten Nebenwirkungen auf.
Jetzt kommt hier der Trailer und danach kommen Spoiler. Ich muss auf das Ende des Filmes eingehen, weil ich ihn gerne diskutieren möchte. Als Wertung würde ich "okay" sagen, also 2,5 bis 3 Sterne von 5. Genau hab ich mich da noch nicht festgelegt, mehr siehe nach dem Trailer. Wer weitere Spoiler vermeiden will, hört jetzt auch zu lesen. Und natürlich für alle TL;DRs da draußen...
Natürlich stimmt etwas mit dem "gezüchteten" Körper für unseren reichen Hauptcharakter (Damian) nicht. Er hatte ein anderes Leben (Mark) und die Medizin, die er schluckt, unterdrückt die Erinnerung daran. Nach einem Jahr Medizin, wäre die Unterdrückung dauerhaft.
Als Damian als die Medizin vergisst, tauchen Erinnerungen von Mark wieder auf und er macht sich auf die Suche nach seinem früheren Leben und begegnet dabei der Familie von Mark. Damian kommt in einen Konflikt, der aber dadurch aufgelöst wird, dass die Firma, die ihm sein Überleben gesichert hat, alles und jeden mit dem Wissen auslöschen will. Damian beschützt die Familie von Mark und entscheidet sich am Ende, Mark den Körper wieder zu überlassen.
Ich hatte mir von der Prämisse etwas mehr erhofft. Ich dachte, im Film wird mehr auf dem Spiel stehen als das Leben von einer kleinen Familie. Ich hätte mir das ganze Thema etwas "globaler" gewünscht.
Schließlich geht es hier um eine der philosophischsten Fragen: Gebe ich mein eigenes Leben für ein anderes? Oder: Zerstöre ich ein fremdes Leben, um mein eigenes Überleben zu sichern? - Für einen durch Vernunft und Moral geprägten Menschen eine der schwierigsten Fragen überhaupt. Der Überlebenswille eines Menschen ist quasi Selbstzweck der Existenz, aber auf Kosten eines anderen Lebens? Puh... Ich wüsste nicht, wie ich mich entscheiden würde.
Nachdem er die Wahrheit herausfindet, macht Damian sofort klar, dass er diese Prozedur nie gemacht hätte, hätte er gewusst, dass ein anderes Leben zerstört wird. Allerdings zeigt der Film in den ersten 5 Minuten, wie Damian ohne Skrupel ein Leben zerstört. Zwar nimmt er der anderen Person nicht das Leben, aber er vernichtet seine Karriere, was der Zerstörung eines Lebens ziemlich nahe kommt. Diese Doppelmoral wird zwar im Film gezeigt, aber leider nicht adressiert.
Die ganze Auseinandersetzung mit dem Thema "Mein Leben oder seins" wird leider nicht behandelt. Der Schöpfer der Methode nennt es "eine Möglichkeit, die großen Geister der Menschheit zu erhalten" und nennt Beispiele wie Albert Einstein oder Steve Jobs. Andere Menschen, die diese Form des Überlebens gewählt haben, werden aber nicht gezeigt. Hier wäre die Chance gewesen, mehr Leute zu zeigen und wie sie mit der Wahrheit umgehen.
Ich gehe davon aus, dass es viele Menschen gäbe, die am eigenen Leben hängen und solange die Medizin genommen hätten, bis sie die alte Persönlichkeit verdrängt hätten. Andere hätten gezögert und einzelne hätten wahrscheinlich sofort aufgehört, die Medizin zu nehmen. Hier hätte der Film die Schwierigkeit dieser Entscheidung abwägen können und den Weg der Entscheidungsfindung von Damian zeigen können, aber stattdessen gibt es viele unnötige Actionszenen und die Entscheidung von Damian, sich für Mark zu opfern, wird ziemlich schnell klar, aber nicht so ganz nachvollziehbar.
Die Frage, ob es andere wie Damian gab, wird leider nicht geklärt. Auch die Ziele des Erfinders sind nicht ganz klar. Er verschafft Damian im neuen Körper eine neue Identität. Was bringt es den Leuten, die am Leben bleiben, wenn sie ihre Identität nicht behalten können? Was macht ein Immobilienmakler im neuen Körper, wenn er nicht der Immobilienmakler weiter sein kann und sein Imperium fortführen kann?
Schade, dass man sich eher mit Action beschäftigen wollte, als mit der sehr philosophischen Prämisse. Das hat ein anderer Film besser hinbekommen: Equilibrium. Auch hier geht es um vergessene Medizin, die etwas unterdrücken soll, was uns zum Menschen macht. Mit der Frage des Geistes in einem anderen Körper beschäftigt sich sehr schön die Folge "Das fremde Gedächtnis" aus der 6. Folge der zweiten Staffel von Star Trek: The next Generation. Hier überträgt ein Wissenschaftler seinen Geist in das Gehirn von Data. Darin werden die Erkenntnis der Figur und die philosophischen Implikationen seiner Entscheidungen besser behandelt als in diesem Film.
Der Film ist nicht schlecht, aber ich habe das Gefühl, dass er so viel mehr hätte sein können. Ich weiß nicht, ob es eine bewusste Entscheidung war, keinen Film zum Nachdenken zu drehen oder ob da was im Schneideraum liegen geblieben ist. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Bilder und die Stimmung, die der Film von New Orleans transportiert hat. Alles andere war eher solala...
Ich hatte den Film auf meiner Watchlist und war echt froh, dass er in der Sneak lief, weil ich sicher bin, dass ich ihn sonst verpasst hätte.
Ganz grob die Handlung: Ein reicher Mann, der vom Krebs zerfressen wird, lässt seinen Geist in einen jüngeren Körper transferieren. Doch beim angeblich für ihn gezüchteten Körper treten Nebenwirkungen auf.
Jetzt kommt hier der Trailer und danach kommen Spoiler. Ich muss auf das Ende des Filmes eingehen, weil ich ihn gerne diskutieren möchte. Als Wertung würde ich "okay" sagen, also 2,5 bis 3 Sterne von 5. Genau hab ich mich da noch nicht festgelegt, mehr siehe nach dem Trailer. Wer weitere Spoiler vermeiden will, hört jetzt auch zu lesen. Und natürlich für alle TL;DRs da draußen...
Natürlich stimmt etwas mit dem "gezüchteten" Körper für unseren reichen Hauptcharakter (Damian) nicht. Er hatte ein anderes Leben (Mark) und die Medizin, die er schluckt, unterdrückt die Erinnerung daran. Nach einem Jahr Medizin, wäre die Unterdrückung dauerhaft.
Als Damian als die Medizin vergisst, tauchen Erinnerungen von Mark wieder auf und er macht sich auf die Suche nach seinem früheren Leben und begegnet dabei der Familie von Mark. Damian kommt in einen Konflikt, der aber dadurch aufgelöst wird, dass die Firma, die ihm sein Überleben gesichert hat, alles und jeden mit dem Wissen auslöschen will. Damian beschützt die Familie von Mark und entscheidet sich am Ende, Mark den Körper wieder zu überlassen.
Ich hatte mir von der Prämisse etwas mehr erhofft. Ich dachte, im Film wird mehr auf dem Spiel stehen als das Leben von einer kleinen Familie. Ich hätte mir das ganze Thema etwas "globaler" gewünscht.
Schließlich geht es hier um eine der philosophischsten Fragen: Gebe ich mein eigenes Leben für ein anderes? Oder: Zerstöre ich ein fremdes Leben, um mein eigenes Überleben zu sichern? - Für einen durch Vernunft und Moral geprägten Menschen eine der schwierigsten Fragen überhaupt. Der Überlebenswille eines Menschen ist quasi Selbstzweck der Existenz, aber auf Kosten eines anderen Lebens? Puh... Ich wüsste nicht, wie ich mich entscheiden würde.
Nachdem er die Wahrheit herausfindet, macht Damian sofort klar, dass er diese Prozedur nie gemacht hätte, hätte er gewusst, dass ein anderes Leben zerstört wird. Allerdings zeigt der Film in den ersten 5 Minuten, wie Damian ohne Skrupel ein Leben zerstört. Zwar nimmt er der anderen Person nicht das Leben, aber er vernichtet seine Karriere, was der Zerstörung eines Lebens ziemlich nahe kommt. Diese Doppelmoral wird zwar im Film gezeigt, aber leider nicht adressiert.
Die ganze Auseinandersetzung mit dem Thema "Mein Leben oder seins" wird leider nicht behandelt. Der Schöpfer der Methode nennt es "eine Möglichkeit, die großen Geister der Menschheit zu erhalten" und nennt Beispiele wie Albert Einstein oder Steve Jobs. Andere Menschen, die diese Form des Überlebens gewählt haben, werden aber nicht gezeigt. Hier wäre die Chance gewesen, mehr Leute zu zeigen und wie sie mit der Wahrheit umgehen.
Ich gehe davon aus, dass es viele Menschen gäbe, die am eigenen Leben hängen und solange die Medizin genommen hätten, bis sie die alte Persönlichkeit verdrängt hätten. Andere hätten gezögert und einzelne hätten wahrscheinlich sofort aufgehört, die Medizin zu nehmen. Hier hätte der Film die Schwierigkeit dieser Entscheidung abwägen können und den Weg der Entscheidungsfindung von Damian zeigen können, aber stattdessen gibt es viele unnötige Actionszenen und die Entscheidung von Damian, sich für Mark zu opfern, wird ziemlich schnell klar, aber nicht so ganz nachvollziehbar.
Die Frage, ob es andere wie Damian gab, wird leider nicht geklärt. Auch die Ziele des Erfinders sind nicht ganz klar. Er verschafft Damian im neuen Körper eine neue Identität. Was bringt es den Leuten, die am Leben bleiben, wenn sie ihre Identität nicht behalten können? Was macht ein Immobilienmakler im neuen Körper, wenn er nicht der Immobilienmakler weiter sein kann und sein Imperium fortführen kann?
Schade, dass man sich eher mit Action beschäftigen wollte, als mit der sehr philosophischen Prämisse. Das hat ein anderer Film besser hinbekommen: Equilibrium. Auch hier geht es um vergessene Medizin, die etwas unterdrücken soll, was uns zum Menschen macht. Mit der Frage des Geistes in einem anderen Körper beschäftigt sich sehr schön die Folge "Das fremde Gedächtnis" aus der 6. Folge der zweiten Staffel von Star Trek: The next Generation. Hier überträgt ein Wissenschaftler seinen Geist in das Gehirn von Data. Darin werden die Erkenntnis der Figur und die philosophischen Implikationen seiner Entscheidungen besser behandelt als in diesem Film.
Der Film ist nicht schlecht, aber ich habe das Gefühl, dass er so viel mehr hätte sein können. Ich weiß nicht, ob es eine bewusste Entscheidung war, keinen Film zum Nachdenken zu drehen oder ob da was im Schneideraum liegen geblieben ist. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Bilder und die Stimmung, die der Film von New Orleans transportiert hat. Alles andere war eher solala...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen