29. Juni 2010

Es ist Fußball-WM... noch immer. Und da es ja auch noch eine Weile geht, Deutschland noch dabei ist und man sowieso in dieser Zeit viel zu wenig über Fußball liest, schreib ich doch auch mal was...

Da der Großteil der Spiele während der Arbeitszeit stattfindet, greifen viele wie ich auf Liveticker zurück. Liveticker schreiben ist schon eine Kunst, denn wie auch im Fernsehen möchte man als Konsument ja unterhalten werden. Ein schnöder Spielbericht hilft da gar nichts. Nichts ist schlimmer wie "Lahm schießt. Tor." Der Ball muss schon reingezirkelt werden, nachdem der Spieler die Abwehr umkurvt habe. Die Fußball-WM ist auch rhetorisch ein großes Fest. Denn nicht nur TV-Reporter sind ganz große Poeten.

Beim Liveticker wird die deutsche Sprache ausgereizt, wunderbare Bilder und Metaphern geschaffen. Manchmal frage ich mich wirklich, ob manche Schreiber ein Wörterbuch nebenan liegen haben. Neben seltsamen Eigenkreationen (ich sag nur "müllern") werden natürlich auch bekannte Fußballklischees und -bezeichnungen verwendet und ausgereizt.

Bekanntere und auffälligere Bezeichnungen sind da: "Arbeitskleidung", "Spielgerät" oder "Karton"
Spitznamen für Mannschaften gibt es natürlich auch: "Gauchos", "Hellas", "Urus".

Das lustigste sind aber meist die Tätigkeiten der Spieler: "vernaschen", "abkochen", "herunterpflücken", "dazwischen spritzen", "maßnehmen", "zwirbeln", "durchtanken".

Fußballsprech, wie er leibt und lebt. Man müsste bei den einzelnen Worten nur dazuerwähnen, dass es sich tatsächlich um den Sport mit dem runden Leder handelt, sonst könnte man auch meinen, man habe sich in einen Kochkurs verlaufen.

Das besondere sind dann aber ganze Sprüche oder interessante Feststellungen:









Manchmal vergessen die Liveticker-Leute auch ein bisschen was. Zum Beispiel, dass der Torwart imd die halbe Abwehrreihe Nordkoreas aus Spielern namens "Ri" besteht. Es ist also Blödsinn zu schreiben "Ri klärt." ohne dazuzusagen welcher. Ist aber egal.



Nun, ich möchte auch nicht auf die Rechtschreibung der Leute dort eingehen, denn zum einen ist ja meine auch nicht gerade heldenhaft, und zum anderen stehen die Leute auch unter Druck möglichst schnell viele Informationen zu kommunizieren. Wenn dann aber sowas ist, dann fragt man sich schon, was da los ist: Eine Deutschlandfahne bei einem Tor für die Niederlande?



Der größte Held der unzähligen Liveticker ist aber sicherlich Michael Wollny von Eurosport/Yahoo. Sein Los: Uninteressante Spiele zu kommentieren, die eh keinen interessieren. Also packt er ordentlich Pfeffer rein. Man muss nur mal nach seinen Kommentaren in den abgelaufenen Spielen schauen. Hier ein paar Highlights von Griechenland gegen Nigeria aus der Vorrunde (Link)
Der Schiri zeigt an: Bitte zügig erheben

Karagounis und Yobo bei der Platzwahl, zwei Kleiderschränke beim Münzen werfen.

Das ist jetzt natürlich eine eiskalte Dusche für Rehhagels Team. Jetzt muss was kommen, Beton anrühren ist jetzt nicht mehr gefragt.

Junge, wie viel Dummheit passt in den Bruchteil einer Sekunde? Keita zeigt es uns allen: Links auf Höhe der Mittellinie, wo nie und nimmer irgendwas anbrennen kann.


Leider scheint es nach der Vorrunde mit dem Spaß vorbei zu sein und etwas seriöser zu werden. Oft stehen auch keine Namen mehr dabei. Weitere Highlights gibt es in seinen anderen Spielen:

Griechenland - Nigeria
Niederlande - Dänemark
England - USA
Honduras - Chile
Serbien - Ghana
Uruguay - Frankreich

Einmal kurz durchgescrollt und man findet Kalauer und Knaller en masse. Michael Wollny, Liveticker-Gott. Ich finde das großartig, das ist Entertainment pur. Da liest man fast lieber Liveticker als sich diese Spiele anzuschauen, und verzichtet freiwillig auf den staubtrockenen Günther Napster. Wenn Herr Wollny auch bei den Bundesligaspielen so in die Tasten haut, dann kann ich echt noch zum richtigen Fußball-Fan mutieren... am Liveticker natürlich.

Kleines Update: Meh... offenbar waren mir SPON und quotenmeter.de mit Beiträgen über Rhetorik und Sprüche um einen Tag voraus -.-

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