17. August 2010

Nicht mal Stuttgart21 nervt gerade mehr als diese aufgeblasene Diskussion über Google Street View. Eigentlich wollte ich dazu nichts sagen, weil es dazu einfach nichts zu sagen gibt oder andere schon alles Wichtige darüber sagen, wie z.B. Basic Thinking.

Google Street View? Das ist doch dieser Sightwalk-Dienst, der einfach nur Straßen ablichtet.

Wenn aber ein blinder, unwissender, wütender Mob noch Medien wie die Bild-Zeitung und RTL im Rücken haben, die einfach nur Stimmung machen, dann kann ich nicht ruhig dasitzen.

Gestern kam auf dem NDR um 20.15 Uhr eine Sendung namens "Markt" und in dieser Sendung ein Bericht über Google Street View. Beim NDR als Teil der öffentlich-rechtlichen Sender hat man ja einen gewissen Anspruch an die Qualität seines Programmes, dachte ich. Aber auch hier kann man sich nur an die allgemeine Panikmache anschließen, bzw. die Leute, die sie interviewen. Auch hier gibt es nur schwarz, kein weiß, denn Befürworter kommen nicht zu Wort. Die ganze Sendung und einen Bericht kann man sich hier nochmal auf der Homepage vom NDR anschauen.

Da stapft man also mit großen Kameras durch eine kleine idyllische Vorstadt, von der man das Gefühl hat, dass dort alle den gleichen Nachnamen haben, filmt die Leute in ihren Vorgärten und fragt sie danach, ob sie das denn OK finden, wenn man sie so filmt. Und erwartungsgemäß finden sie das natürlich nicht OK, aber WTF? Sie lassen sich da vor ihrem Haus, in ihrem Vorgarten filmen, für ein Millionenpublikum sichtbar, aber es ist nicht OK, wenn jemand erst nach ihnen suchen muss. Hallo? Oxymoron?

Und wenn dann die Dame in ihrem Vorgarten nicht anonymisiert in die Kamera schaut und sagt "Ich bin nicht so öffentlichkeitsgeil, dass mich jeder in meinem Garten sehen soll", dann möchte ich am Liebsten in den Fernseher steigen und sie ohrfeigen.

Als Nächstes kommt ein Interview mit einem Typi namens Mark Bindert aus Hannover, der auch nicht möchte, dass sein Haus und seine Daten im Netz stehen. Klasse, dass er seinen Namen nennt, denn so kann eine einfache Suche im Internet viel mehr über ihn verraten, als ein anonymes Haus, von dem man nicht weiß, wer drin wohnt. Selbst wenn man nicht das bööööse Google verwendet. Ich weiß nicht, ob diesen Leuten überhaupt klar ist, was sie da tun.

*

Ein Staat ist nicht dazu da, um einzuschränken, ein Staat soll regulieren. Aber genau das macht er an dieser Stelle nicht mehr. Häuser haben kein Persönlichkeitsrecht. Trotzdem werden Google allerlei Vorschriften gemacht und Google hält sogar alle ein. Da ist ja das Großartigste von allem. Google hält sich an die Datenschutzrichtlinien, aber das ist nicht genug, also verschärfen wir die mal schnell... *hust* nachdem wir euer Telefon abgehört haben *hust* Und wenn die Regierung will, dass alle Menschen Zensursula-Köpfe in Street View erhalten, dann würde Google auch das machen.

Aber was bringt einem das überhaupt, wenn zwischen Hausnummer 10 und 14 das Haus mit der Nummer 12 verpixelt ist? Für mich ist das alles nur ein Kampf gegen etwas Nützliches, gegen Fortschritt und vor allem gegen sich selbst. Gegen sich selbst? Ja, denn die Leute, die realisieren, dass sie nicht mehr zeitgemäß sind, tun alles daran das Alte zu bewahren.

Google Street View ist nützlich, Google Street View ist Fortschritt, und in Google Street View steckt noch so viel Potential. Man muss nur mal eine Tour durch New York, durch London oder durch Tokio machen, um zu sehen, wie toll dieser Dienst ist. Und das auch mal wieder völlig kostenfrei.

Oder ich gehe einfach an den Ort zurück, an dem ich fast täglich rumgehangen bin...


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