13. September 2012

Gestern habe ich den neuen Jason-Bourne-Film ohne Jason Bourne gesehen, Das Bourne Vermächtnis.

Er ist eine Beleidigung, das ist alles was sich darüber sagen lässt. Ich habe mich noch nie so sehr geärgert ins Kino zu gehen, glaube ich. Zwischendurch habe ich mich echt gefragt, was ich da mache.

Ich bin nicht mal sicher, ob ich die Handlung richtig verstanden habe, da die Szenen so wahllos zusammengeschnitten waren, aber ich glaube es ging irgendwie so. Weil Jason Bourne das Programm um seine Erschaffung und dessen Machenschaften öffentlich gemacht hat, finden jetzt Untersuchungen und Anhörungen statt. Und weil der Leiter von diesem Programm der Freund vom Leiter eines anderen Programms ist, muss dieses andere Programm jetzt terminiert werden. Terminiert = alle Töten. Der neue Bourne ist einer von denen und den kriegen sie natürlich nicht. Blah.

Da fragt man sich zuerst: Warum töten? Muss das also sein? Das wird nie hinterfragt. Sowieso geht es in dem ganzen Film nur darum Menschen umzubringen und nicht ein Mensch verzieht eine Wimper oder zeigt Mitgefühl. Die Krönung davon ist ein vollständig gezeigter und minutiös durchgeführter Amoklauf. Anstatt sie alle Menschen auf einmal irgendwie umbringen, muss genau ein Wissenschaftler Amok laufen und bringt einen nacheinander um. In aller Seelenruhe lädt er nach, ignoriert Hilfeschrei und Gnadengesuche, schaut ihnen in die Augen und schießt die Menschen eiskalt ab. Einen nach dem anderen. Zehn Minuten lang muss man das ertragen.

Die Welt ist krank und ständig gibt es Amokläufe und ständig kommen einen da Bilder aus Norwegen in den Sinn. Ganz ehrlich, ich bin NICHT ins Kino gegangen, um sowas zu sehen! Das ist ohne Niveau und künstlerischem Wert. Später wird das lapidar abgetan, als dass man den Amokläufer mit Medikamenten manipuliert hat. Da fragt man sich doch, warum die nicht alle Menschen aus dem Programm mit Medikamenten manipuliert werden. Vor allem wenn man sie damit steuern kann. Aber nein, umbringen löst halt alles.

Und was macht eigentlich unser Hauptcharakter? Nach geschlagenen und langweiligen 60 Minuten, tritt er das erste Mal ein paar Bösewichten in den Arsch. Was passiert die Stunde davor? Jedenfalls keine Charakterentwicklung. Die Figuren im Bourne-Vermächtnis sind Roboter und haben nichts mit echten Menschen zu tun. Keine Motivation, keine Emotionen. Die ganze Handlung dreht sich darum, dass unser Hauptcharakter Pillen braucht, die Verhindern, dass er dumm wird. Wir folgen also einem Junkie auf der Suche nach dem nächsten Schuss, dem nächsten High. Echt super.

Technisch hat der Film leider auch nichts zu bieten. Die Verfolgungsjagden sind so schnell geschnitten, dass man nicht weiß was passiert, oder ob da überhaupt jemand Motorad fährt. Die coolste Szene aus dem Trailer, das Grinden mit dem Motorrad auf einem Treppengeländer sieht man nicht mal richtig. Man sieht wie er mit dem Motorrad ansetzt, man hört ein Grind-Geräusch und dann sieht man das Motorrad irgendwo runtergleiten. Dass das Motorrad je das Treppengeländer berührt wird nie gezeigt.

Das Motto lautet also: Haben wir nichts zu zeigen, schneiden wir einfach nur so schnell, dass die Zuschauer entweder mit Schaum vorm Mund und epileptischen Anfällen aus dem Kino getragen werden oder halt einfach den Kopf ausmachen. Bei mir war beides nicht. Denn ich musste nie den Kopf anmachen. Da brachte es auch nicht, dass man ein bisschen Verwirrung und Verwurschtelung in die Handlung einbauen wollte und die politischen Machenschaften aus den alten Bourne-Filmen weiter spinnen wollte. Aber dass man die Charaktere nicht einfach umbringt oder mit Pillen fernsteuert, darauf kam kein Superhirn. Kopf aus, nicht nur im Film, sondern auch beim Zuschauer.

Wenn man die alten Filme also nicht kennt, ist man bei dem ganzen Kuddelmuddel erstmal hoffnungslos verloren. Das Bourne-Vermächtnis ist Müll, verkauft seine Zuschauer für dumm und kümmert sich nicht genug um sich selbst. Lieber öfter Fotos von Matt Damon zeigen, dann wirds schon passen. Nicht. Der Film mit seiner nichtssagenden Handlung und seiner erbarmungslosen Tötungswelle hatte mich am Ende so abgestumpft, dass ich in der letzten Verfolgungsjagd fast eingeschlafen bin.

Bei Filmen wie diesem frage ich mich echt, warum diese überhaupt hergestellt werden. Liest jemand das Drehbuch oder ist man so verzweifelt, dass man aus jedem dünnsten Handlungszweig eine Geschichte machen muss? Was bringt ein Film, mit dessen Charakteren man sich nicht identifizieren kann? Was bringt ein Film, in dem der Held und der Bösewicht sich weder treffen noch miteinander reden noch überhaupt bescheid wissen, dass und warum der anderen einem an die Gurgel will? Ich hab mich zwischendurch sogar gefragt, ob der Hauptcharakter überhaupt der "Held" des Filmes ist? Der Film gibt mir keinen Grund oder Identifikation gegen ihn zu sein und die andere Seite zu den "Guten" zu machen. Alles was der neue Bourne sagen kann, ist "Ich will nicht dumm sein." Grandios, das sind tolle Drehbücher!

Der Film will so sehr mehr sein, als er ist und versucht mit allen Mitteln in dieses Bourne-Universum zu passen, dass man sich fragt ob Hollywood wirklich nur noch so wenig Orginalität besitzt. Ein Schauspieler wie Jeremy Renner wird da echt verbrannt, wie Schade. Die Bourne-Reihe hätte diesen Film nicht gebraucht, die restliche Welt erst recht nicht.

Das Bourne Vermächtnis könnte von mir aus auch Der Bourne Dreck heißen. Einen Unterschied würde das nicht machen. Ein viel zu langer Zweistunden-Misthaufen. Der Film würde von mir 1 Stern bekommen und -5 für den Amoklauf. Macht am Ende eine glatte Null. Bleibt diesem Film fern. Geht lieber Kacken. Da kommt hinten was bei raus. Druckt euch das Drehbuch aus und wischt euch damit den Arsch ab.

0 Sterne.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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