6. Juni 2012

Es ist schon eine Weile draußen und ich spiele schon ein bissl hin- und her, aber ich glaube, die Zeit ist reif, mal was über Diablo 3 zu schreiben.



Das, was man von dem Spiel wohl am meisten hört, ist Erro 37 und einfach nur die Tatsache, dass die Leute 50 Euro für ein Spiel ausgeben, es aber nicht spielen können, weil die Server ausgefallen sind. Ich meine, wir haben mittlerweile 2012 und das Internet ist weit verbreitet und es ist auch mittlerweile ok, wenn man sich zum ersten Anmelden Online registrieren muss, aber die ganze Zeit im Internet sein. Beim Single-Player?? Das muss nicht sein.

Vor allem, wenn das Battle.net gerade zu den Zeiten ausfällt, wenn man spielen kann. An den Wochentagen am Abend und Sonntag Nachmittag. Großartig. Geld nehmen, aber dann nicht liefern. In jeder anderen Branche könnte ich mein Geld zurückverlangen. Da sollte sich mal ein deutsches Gericht mit beschäftigen. Ich glaube, das ist nicht rechtens, was Blizzard da macht.

Nun aber zum Spiel selbst: Ich habe Diablo eigentlich immer als Rollenspiel gesehen. Man hat seinen eigenen Charakter, den man gestalten kann. Das ist bei Diablo 3 nun nicht mehr so, denn der Charakter definiert sich nicht mehr über seine Werte und Skills, sondern über seine Gegenstände. Jeder Charakter einer Klasse auf dem Höchstlevel (60) ist genau gleich, die Unterschiede kommen von den Gegenständen. Ist ja klar, Blizzard will über das Auktionshaus verdienen, also muss man die Spieler davon abhängig machen. Spielt denen in die Karten, wenn sie schon keine monatlichen Gebühren erheben (können).

Und das nimmt mir ein bisschen das Rollenspielgefühl. Ich kann meinen Zauberer auf einmal nicht mehr zum Nahkämpfer ausbilden, sondern jeder Zauberer ist gleich. Ich bin nicht mehr mein Zauberer, meine Items sind mein Zauberer. Die Individualisierung ist null. Kämpfen kann mein Zauberer sowieso nicht, denn jede Klasse hat ihr eigenes Primärattribut. Für den Zauberer ist es Intelligenz, für den Barbaren Stärke. Je höher das Primärattribut, desto mehr Schaden. Da ist es egal, wieviel Körperkraft bzw. Stärke mein Zauberer hat, er wird nie mit dem Schwert mehr Schaden machen.

Mit dem Schwert schaden machen... haha... dass ich das überhaupt sage. Das geht ja gar nicht mehr. Denn egal welche coolen Waffen mein Charakter bekommt, er wird sie sowieso nicht benutzen. Denn selbst Waffen sind nur Gegenstände, die Attribute erhöhen. So ist das Spiel nicht mehr ausgelegt. Es ist alles nur noch auf Skills ausgelegt. Mein Zauberer benutzt seinen Skill, egal ob er ein Schwert, Stab oder Axt in der Hand hat.

Der Mönch kann coole Zwei-Hand-Stäbe finden, die nur für seine Klasse ausgelegt sind. Er läuft sogar damit in der Hand rum. Will er aber ein Monster damit kloppen, hat er ihn plötzlich auf den Rücken geschnallt und prügelt mit seinen Händen. WTF? Wozu hab ich die Waffen überhaupt? Warum gibt Blizzard den Charakteren nicht einfach Holzklötze in die Hand, die das Primärattribut erhöhen??

Ansonsten ist alles ziemlich simplifiziert und auf die Gemütlichkeit der Spieler zugeschnitten. Gegenstände identifizieren und Townportals kann der Charakter einfach so und es kostet nichts mehr. Am Ende von jedem Dungeon gibt es einen Teleport zum Anfang zurück. Und man wird sowieso überall hinteleportiert und gelotst.

Man trifft einen Charakter vor einer Tür und die Questbeschreibung liest sich etwa so. "Rede mit Charakter. Öffne Tür. Gehe durch Tür." Hält man den Spieler oder seinen Entdeckerdrang wirklich für minderbemittelt, dass man ihm noch sagen muss, dass er eine Tür öffnen und dadurch gehen soll?

Ich finde die Story aber nicht so schlecht, wie oft geschrieben wird, allerdings ist sie längst nicht so episch, wie in vorherigen Teilen. Hier hat man echt das Gefühl, dass man von allen Charakteren einfach nur benutzt wird. "Geh dorthin, mach das!" Und das alles vor keiner akuten Geschichte. Man hakt nur jedes Quest ab, ohne dass was im Hintergrund passiert. Während in Diablo 2 der dunkle Wanderer ständig unterwegs ist, taucht hier Diablo Ende Akt 3 einfach mal auf, BÄM, um in Akt 4 gleich vernichtet zu werden. Nuja...

Dazu kommen einige echt fragwürdigen Quests, wo ich mir als aktiver Spieler doch am Kopf kratze. Man kommt zu einem Nebencharakter, der sagt, ich solle andere Menschen töten. Und was mache ich? Ich töte sie. Ohne nachzufragen oder darüber nachzudenken, ob der Nebencharakter vielleicht hier der Böse ist.

Die Spielzeit, bis ich Diablo das erste Mal auf Normal getötet hatte, betrug für mich 18 Stunden. Dabei hatte ich auch jedes mögliche Nebenquest mitgenommen, hab in jedes Loch geschaut und jeden Stein umgedreht. Das ist in Ordnung, auch weil der Wiederspielwert ok ist. Ich wollte sofort auf dem nächsten Schwierigkeitsgrad weitermachen. Denn trotz dieser ganzen Punkte da oben, macht Diablo 3 einfach Spaß. Ich spiele es gern und das ist am Ende, was zählt.

Eins habe ich aus der ganzen Sache mit Error 37 und den Downzeiten vom Battle.net gelernt. Ich werde nie wieder Blizzard so einfach so viel Geld geben. Auch für ein megagutes Spiel. Da warte ich lieber ab oder besorg es mir "alternativ", aber sowas lasse ich nicht mit mir machen. Ich bezahle Geld und will das Spiel spielen. Sonntag Nachmittag, Mittwoch Abend, wann ich will. Und nicht nur wenn vielleicht ein Server geht. Zu Blizzards Verteidigung: Ich glaube deren Server sind unter Dauerbeschuss von Hackern und Cheatern und ich hoffe, dass meine Logindaten sicher sind.

Ganz ehrlich, Diablo 3 ist das Geld schon wert, weil es Spaß macht und mich fesselt, allerdings lasse ich das in Zukunft nicht mehr mit mir machen.

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