5. Februar 2013

Im Moment stottert mein Flow hier etwas und ich werde wortkarger. Auch bietet das Netz im Moment nicht so viele großartige Dinge, die ich hier Copypasten könnte. Es ist nicht so, dass es nichts mehr zu schreiben gäbe, aber irgendwie bin ich lieber zur Zeit mit Denken beschäftigt, als mit Schreiben.

Das hat mehrere Gründe. Klar, man könnte immer die Zeit vorschieben, kein Thema. Aber das wäre, wie gesagt, eher vorgeschoben. Auch wenn ich jetzt etwas öfter unterwegs bin und am Wochenende sowieso nie mal einen Moment hätte, mal 30 Minuten zu investieren und einen Text zu schreiben. Abenteuer würde ich ja auch hier rein schreiben, aber Winter ist nun mal für mich keine Zeit der Abenteuer. Glaube ich.


Schon Mitte Dezember ist ein ehemaliger Basketball-Trainer von mir gestorben. Er war weder alt noch jung. Er stand mitten im Leben und sein Tod kam für alle sehr überraschend. Er war mein Trainer, als ich in Böblingen in der zweiten Mannschaft gespielt hatte. Damals, als ich hier noch über meine Basketball-Spiele geschrieben habe.

Ich weiß nicht, warum das bei mir so ein komisches Gefühl hinterlässt. Er war mir weder nah, noch hatte ich außerhalb des Sportes mit ihm zu tun. Vielleicht ist es einfach, dass ich es nicht gewöhnt bin, dass Menschen sterben, mit denen ich direkt zu tun habe oder hatte.

Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an die Fahrten in seinem Auto zu den Spielen fuhr und er erzählte, wie er Gothic 2 spielt und sich freut, bald Gothic 3 kaufen zu können. Es ist so bizarr, aber mich macht es sehr traurig, dass ich nie wieder die Chance habe, ihm bei so etwas zuzuhören.



Dann war ich vor einer Woche am Sonntag im Konzentrationslager in Dachau. Es gibt so einige Sachen, die mich an diesem Ort erschüttern. Hauptsächlich erstmal in einer Gaskammer zu stehen. Das war so gruselig und der Gedanke, dass diese Einrichtung nur mit dem Ziel gebaut worden ist Menschen zu vernichten, ist so abgrundtief abwegig und krank. Die anderen Sachen sind eher nebensächlich, aber ist es nicht schade, dass sich Religionen nicht über eine gemeinsame Andachtsstelle einigen können und jede Konfession auf das Gelände seine eigene Kapelle, Kirche oder Gebetsstelle errichten musste?

Ist es nicht abstrus, dass die Stadt Dachau mittlerweile um das KZ herumgewachsen ist und auf der einen Seite ein Gewerbegebiet mit Einkaufsmöglichkeiten liegt und auf der anderen Seite Wohnhäuser stehen mit Balkonblick auf Wachttürme und das KZ-Gefängnis?

Ist es nicht verwerflich, dass im Zentrum von der Gedenkstelle mitten auf dem zentralen Platz ein Kunstwerk steht, auf dem allen Farben der Häftlings-Kennzeichnungen gedacht werden außer Homosexuellen und "Asozialen"? Sind diese Menschen auch beim Gedenken unerwünscht?

Ansonsten wirkt der Ort an sich schon auf einen ein. Aber ich mache mir nach solchen Besuchen eher selber Angst, denn auch wie erschütternd die Nazi-Zeit sein mag, je mehr ich mich damit beschäftige, um so mehr trivialisiere ich das. Und wenn man die ganze Zeit über die Vorgehensweise und Methodik der NS-Verbrecher liest und hört, erwischt man sich beim Gedanken, dass das ganze System eine kühle saubere Logik hatte und das da eigentlich ganz schlaue und effiziente Menschen am Werk waren... mit dem falschen Gedankengut und den größten Gräueltaten der Geschichte. Ist es falsch, auf solche Gedanken zu kommen oder muss ich mich dafür schämen?




Gerade diese beiden Ereignisse der letzten Tage/Wochen nehmen mir die Wörter aus dem Kopf und deshalb dampft das hier alle unter der Last von Netzfundstücken und Youtube-Videos, anstatt mit Gedanken, Erlebnissen und Trivialitäten. Dabei gibt es so viel.

Ich könnte schreiben, wie scheiße das neue Heino-Album ist. Ich könnte Fotos posten, etwas zum Sport erzählen, zum Rumgefahre, ja zum Wetter, zu Twitter und zu all den anderen schönen Sachen in meinem Leben, aber meine Hände bewegen sich nicht.

Selbst zum Sexismus bzw. zur Aufschrei-Debatte kamen mir ein paar Gedanken, aber das ist netztechnisch alles von gestern. Und das, was von der Debatte übrig ist, ist dämliches Geschwätz und lässt sich jetzt in ein paar Worten zusammenfassen.

Für Frauen:
Mich hat ein Mann angeschaut, #aufschrei!

Für Männer:
Die Aufschrei-Debatte war gut und richtig,
aber pralle Brüste im Dirndl sind
LEIDER GEIL


In diesem Sinne sitze ich nun und warte. Auf Eingebung, Meinung, Muße oder Worte. Und auf Erlebnisse, die ich wieder gerne hier teile. Das sind eigentlich genau die Zeiten, wo ich mir einen Gastautor wünschen würde.. wer mag?

Bis dahin gibt es hier Filme, Trailer und Netzfundstücke. Bis ich wieder da bin, wo ich vor drei Jahren war.

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