Ich bin freundinbedingt des Öfteren in Augsburg. Mein Schatz studiert seit Neustem dort und man kann sie auf einer von den millionen Ersti-Parties antreffen. Da ich so gern an unsere Umwelt denke, allen voran aber keinen eigenen fahrbaren Untersatz besitze, bespaße ich mich meistens mit der Bahn. Von Stuttgart nach Augsburg braust der Zug entspannte 1,5 Stunden ohne Umstieg, bisher zwar noch nie pünktlich, aber wenn alles perfekt wäre, hätten wir ja gar nichts, wo wir uns verbessern könnten.
Wenn ich dann dort ankomme, fühle ich mich gleich in einer anderen Welt. Abends und Nachts scheinen in Augsburg nur Gruftis, Emos und andere dunkle Gestalten mit Schweißerbrillen und Plastik-Dreadlocks rumzulaufen. Das ist nichts Schlimmes, weil ich selbst eine gewisse Affinität für diese Kulturkreise habe (außer zu Emos *hust*), allerdings ist das schon seltsam, dass diese Stadt nach 20 Uhr einfach ein anderes Gesicht bekommt. Naja, da machen auch alle Läden zu, keine Chance.
Von Augsburg kann sich Stuttgart allerdings noch eine große Scheibe abschneiden. Nämlich wenn es um die Kommunikation für einen Bahnhofsumbau geht. Auch in Augsburg wird der Bahnhof gebaut, sowie die große Verkehrsachse dort, der Königsplatz. Hier wurden die Bürger von Anfang an daran beteiligt, mit öffentlichem Ideenwettbewerb und Bürgerentscheiden. Diese Entscheidungen werden dann auch in einem positiven Licht kommuniziert. Das ist Demokratie und das ist vor allem richtig gute Kommunikation udn Außenwirkung. Take that, Stuttgart 21. Schaut's euch an, so geht das.
Von guter Kommunikation ist man bei RTL dagegen irgendwie meilenweit, habe ich das Gefühl. In Augsburg steigt mein RTL-Konsum immer um gefühlte 500 Prozent. Neben meiner Haussendung, Schwiegertochter gesucht, darf ich auch die Suche nach dem Supertalent miterleben. Aber das Ganze hat ja eigentlich weder etwas mit Talent noch einer Suche zu tun. Ich war schon positiv überrascht, dass eigentlich vergleichsweise wenige Witzfiguren bisher aufgetaucht sind. Schadenfreude scheint nicht mehr In zu sein.
Was allerdings richtig gut funktioniert, ist das Verhältnis und Zusammenspiel zwischen Bruce Darnell und Dieter Bohlen. Die beiden haben eine Chemie auf dem Bildschirm, die sicher viele Leute bestens unterhält. Unter der Interaktion zwischen den beiden leidet natürlich alles andere. Die Leute auf der Bühne werden zur Nebensache und die dritte Jurymitgliedtussi (ich weiß nicht mal ihren Namen) stinkt gewaltig ab. Das Ganze ist keine Talentwettbewerb mehr, sondern eine Show, bei dem sich die Moderatoren durch Interaktion mit den Teilnehmern auf Basis derer "Talente" profiliert.
Kennt man das? Ja, klar... Wetten, dass..?
Das Supertalent ist das neue Wetten, dass..
Wenn es RTL nicht um Quote und um Werbeeinnahmen gehen würde, könnte man ihnen glatt auf die Schulter klopfen und sagen "Herzlichen Glückwunsch, ihr habt eine wunderbare Samstagabendshow geschaffen, die aufgrund ihres dynamischen Duos unterhält." Allerdings gibt es auch eine Kehrseite der Medallie.
Und dass, ist die Fassade, die diese Show, genauso wie Schwiegertochter gesucht, aufbaut. Fassade in dem Sinne, dass nichts mehr wirklich dem Zufall überlassen wird oder Real ist. Das geht einfach bei den Reaktionen und der von den Kandidaten hervorgerufenen Emotionen im Publikum oder in der Jury los.
Der klassische Ablauf eines Kandidaten ist: Er macht Sein Ding auf der Bühne - Schnitt - Zuschauerreaktion - Schnitt - Kandidat - Schnitt - Jury - Schnitt - Kandidat...
Man sieht das Publikum nie direkt auf die Kandidaten reagieren, nie eine Drehung der Kamera, nie eine Überblende. Als Fernsehzuschauer kann man sich nicht mehr sicher sein, ob die Zuschauerreaktionen überhaupt wegen dem betreffenden Kandidaten stattfinden oder weil der Zuschauer gerade auf Toilette muss. Man hat das Gefühl, dass diese Reaktionen alle vorher gefilmt wurden und dann im passenden Moment reingeschnitten werden. Auffällig ist das vor allem bei einem Kandidaten mit tosenden Applaus und Standing Ovations, bei dem das Publikum dann bei der Juryentscheidung auf einmal völlig gelangweilt und ohne jegliche emotionale Regung hinter dem Bohlen sitzt. Unrealistisch. Gefaked. Gestellt. Leider. Und genau das macht einen großen Unterhaltungswert für mich kaputt. Denn das fällt auf.
Genauso wie es auffällt, wenn zwei Leute bei Schwiegertochter gesucht, ein Gespräch wie abgelesen führen, oder sich mit dem Rücken zu einem wunderschönen Sonnenuntergang setzen, nur damit sie mit dem Gesicht zur Kamera sitzen.
Typische Szene bei Schwiegertochter gesucht: Familie eines Mannes sitzt mit der "Schwiegertochter" in einer Großaufnahme zusammen. Diese sagt etwas, was im RTL-Kontext seltsam sein könnte, aber keiner zeigt eine Reaktion. Schnitt. Großaufnahme der Schwiegermutter, die das Gesicht verzieht. Schnitt. Wieder die Großaufnahme, in der sie keine Reaktion zeigt.
Der Charme von Schwiegertochter gesucht lag für mich immer beim Spontanen, Ungeplanten und Natürlichen. Wenn RTL dieses Element wegnimmt, dann verliert diese Sendung auch den Reiz für mich. Dann könnte ich mir auch billige Scripted Reality nachmittags an Wochentage anschauen. Das wäre dann auch ohne seltsame Moderation, die bei Kleinwüchsigen immer besonders oft die Wort "groß" und "klein" verwendet oder jede Personen mit einem beschreibenden Nomen versehen muss, die so offensichtlich sind, dass auch der Durchschnittszuschauer von RTL sie nicht braucht. Katja, die Schmuckträgerin (weil sie einen Ring trägt). Sophie, die Rothaarige (weil sie rote Haare hat.. ach Echt?). Oh man.
Dann doch lieber raus auf die Augsburger Straßen und die Leute beobachten. Sonntags sieht das Ganze nämlich schon wieder total anders. Uni-Stadt, und so. Die ganzen Studenten strömen zurück in die Stadt. Der Bahnhof verwandelt sich halb 10 in eine geschäftige Masse. Witzig, dass man die selben Pärchen Woche für Woche an exakt der selben Stelle trifft. Naja, was ich witzig finde, finden die vielleicht seltsam, aber egal. Der Zug nach Stuttgart ist dann auch gerappelt voll und mittlerweile findet man auch an jedem zweiten Platz einen Laptop mit laufenden Videos. US-Serien sind im Trend. Ganz hoch im Kurs stand gestern bei den beiden MacBooks vor (mit der gleichen Tasche, trotzdem zwei wildfremde Personen) Two and a Half Men. The Mentalist, South Park und Supernatural war aber auch im Angebot. Ist das das Ende vom Buch? Gestern hatte ich jedenfalls das Gefühl.
Und ich hatte auch das Gefühl, dass es auf der Welt nur noch offene Türen geben müsste, weil jeder die Tür hinter mir aufgemacht hat, aber keiner wieder zu. Aber das ist eine andere Geschichte...
Wenn ich dann dort ankomme, fühle ich mich gleich in einer anderen Welt. Abends und Nachts scheinen in Augsburg nur Gruftis, Emos und andere dunkle Gestalten mit Schweißerbrillen und Plastik-Dreadlocks rumzulaufen. Das ist nichts Schlimmes, weil ich selbst eine gewisse Affinität für diese Kulturkreise habe (außer zu Emos *hust*), allerdings ist das schon seltsam, dass diese Stadt nach 20 Uhr einfach ein anderes Gesicht bekommt. Naja, da machen auch alle Läden zu, keine Chance.
Von Augsburg kann sich Stuttgart allerdings noch eine große Scheibe abschneiden. Nämlich wenn es um die Kommunikation für einen Bahnhofsumbau geht. Auch in Augsburg wird der Bahnhof gebaut, sowie die große Verkehrsachse dort, der Königsplatz. Hier wurden die Bürger von Anfang an daran beteiligt, mit öffentlichem Ideenwettbewerb und Bürgerentscheiden. Diese Entscheidungen werden dann auch in einem positiven Licht kommuniziert. Das ist Demokratie und das ist vor allem richtig gute Kommunikation udn Außenwirkung. Take that, Stuttgart 21. Schaut's euch an, so geht das.
Von guter Kommunikation ist man bei RTL dagegen irgendwie meilenweit, habe ich das Gefühl. In Augsburg steigt mein RTL-Konsum immer um gefühlte 500 Prozent. Neben meiner Haussendung, Schwiegertochter gesucht, darf ich auch die Suche nach dem Supertalent miterleben. Aber das Ganze hat ja eigentlich weder etwas mit Talent noch einer Suche zu tun. Ich war schon positiv überrascht, dass eigentlich vergleichsweise wenige Witzfiguren bisher aufgetaucht sind. Schadenfreude scheint nicht mehr In zu sein.
Was allerdings richtig gut funktioniert, ist das Verhältnis und Zusammenspiel zwischen Bruce Darnell und Dieter Bohlen. Die beiden haben eine Chemie auf dem Bildschirm, die sicher viele Leute bestens unterhält. Unter der Interaktion zwischen den beiden leidet natürlich alles andere. Die Leute auf der Bühne werden zur Nebensache und die dritte Jurymitgliedtussi (ich weiß nicht mal ihren Namen) stinkt gewaltig ab. Das Ganze ist keine Talentwettbewerb mehr, sondern eine Show, bei dem sich die Moderatoren durch Interaktion mit den Teilnehmern auf Basis derer "Talente" profiliert.
Kennt man das? Ja, klar... Wetten, dass..?
Das Supertalent ist das neue Wetten, dass..
Wenn es RTL nicht um Quote und um Werbeeinnahmen gehen würde, könnte man ihnen glatt auf die Schulter klopfen und sagen "Herzlichen Glückwunsch, ihr habt eine wunderbare Samstagabendshow geschaffen, die aufgrund ihres dynamischen Duos unterhält." Allerdings gibt es auch eine Kehrseite der Medallie.
Und dass, ist die Fassade, die diese Show, genauso wie Schwiegertochter gesucht, aufbaut. Fassade in dem Sinne, dass nichts mehr wirklich dem Zufall überlassen wird oder Real ist. Das geht einfach bei den Reaktionen und der von den Kandidaten hervorgerufenen Emotionen im Publikum oder in der Jury los.
Der klassische Ablauf eines Kandidaten ist: Er macht Sein Ding auf der Bühne - Schnitt - Zuschauerreaktion - Schnitt - Kandidat - Schnitt - Jury - Schnitt - Kandidat...
Man sieht das Publikum nie direkt auf die Kandidaten reagieren, nie eine Drehung der Kamera, nie eine Überblende. Als Fernsehzuschauer kann man sich nicht mehr sicher sein, ob die Zuschauerreaktionen überhaupt wegen dem betreffenden Kandidaten stattfinden oder weil der Zuschauer gerade auf Toilette muss. Man hat das Gefühl, dass diese Reaktionen alle vorher gefilmt wurden und dann im passenden Moment reingeschnitten werden. Auffällig ist das vor allem bei einem Kandidaten mit tosenden Applaus und Standing Ovations, bei dem das Publikum dann bei der Juryentscheidung auf einmal völlig gelangweilt und ohne jegliche emotionale Regung hinter dem Bohlen sitzt. Unrealistisch. Gefaked. Gestellt. Leider. Und genau das macht einen großen Unterhaltungswert für mich kaputt. Denn das fällt auf.
Genauso wie es auffällt, wenn zwei Leute bei Schwiegertochter gesucht, ein Gespräch wie abgelesen führen, oder sich mit dem Rücken zu einem wunderschönen Sonnenuntergang setzen, nur damit sie mit dem Gesicht zur Kamera sitzen.
Typische Szene bei Schwiegertochter gesucht: Familie eines Mannes sitzt mit der "Schwiegertochter" in einer Großaufnahme zusammen. Diese sagt etwas, was im RTL-Kontext seltsam sein könnte, aber keiner zeigt eine Reaktion. Schnitt. Großaufnahme der Schwiegermutter, die das Gesicht verzieht. Schnitt. Wieder die Großaufnahme, in der sie keine Reaktion zeigt.
Der Charme von Schwiegertochter gesucht lag für mich immer beim Spontanen, Ungeplanten und Natürlichen. Wenn RTL dieses Element wegnimmt, dann verliert diese Sendung auch den Reiz für mich. Dann könnte ich mir auch billige Scripted Reality nachmittags an Wochentage anschauen. Das wäre dann auch ohne seltsame Moderation, die bei Kleinwüchsigen immer besonders oft die Wort "groß" und "klein" verwendet oder jede Personen mit einem beschreibenden Nomen versehen muss, die so offensichtlich sind, dass auch der Durchschnittszuschauer von RTL sie nicht braucht. Katja, die Schmuckträgerin (weil sie einen Ring trägt). Sophie, die Rothaarige (weil sie rote Haare hat.. ach Echt?). Oh man.
Dann doch lieber raus auf die Augsburger Straßen und die Leute beobachten. Sonntags sieht das Ganze nämlich schon wieder total anders. Uni-Stadt, und so. Die ganzen Studenten strömen zurück in die Stadt. Der Bahnhof verwandelt sich halb 10 in eine geschäftige Masse. Witzig, dass man die selben Pärchen Woche für Woche an exakt der selben Stelle trifft. Naja, was ich witzig finde, finden die vielleicht seltsam, aber egal. Der Zug nach Stuttgart ist dann auch gerappelt voll und mittlerweile findet man auch an jedem zweiten Platz einen Laptop mit laufenden Videos. US-Serien sind im Trend. Ganz hoch im Kurs stand gestern bei den beiden MacBooks vor (mit der gleichen Tasche, trotzdem zwei wildfremde Personen) Two and a Half Men. The Mentalist, South Park und Supernatural war aber auch im Angebot. Ist das das Ende vom Buch? Gestern hatte ich jedenfalls das Gefühl.
Und ich hatte auch das Gefühl, dass es auf der Welt nur noch offene Türen geben müsste, weil jeder die Tür hinter mir aufgemacht hat, aber keiner wieder zu. Aber das ist eine andere Geschichte...
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