18. Dezember 2013

Lieber Hobbit: Smaugs Einöde,

du bist einfach nicht so klasse, vor allem wenn dieser Typ in dem Käfig rumhängt.

P.S. Kennst du Herr der Ringe?


Ernsthaft, Spoilerwarnung. Wer den Film noch nicht gesehen hat und es sich nicht verderben lassen will, der liest jetzt besser nicht weiter. Auch wem der zweite Teil vom Hobbit gefallen hat oder der sich nicht den Spaß für den dritten Teil verderben lassen will, surft jetzt lieber schnell weg.







Ich war gestern schon ziemlich angepisst vom Ende von Smaugs Einöde. Denn anstatt der Drache tot war, gab's den Antiklimax mit dem beginnenden Angriff auf Esgaroth. Lieber Peter Jackson, Cliffhanger im Fernsehen sind cool. Bei Filmen sind sie aber kacke, denn ein Film soll doch auf eigenen Beinen stehen, oder? Dabei bietet die Handlung mit dem Kampf gegen Smaug einen wunderbaren Höhepunkt.

Ich bin sowieso etwas enttäuscht, dass man die Handlung des kleinen Buches tatsächlich auf drei Filme zieht. Nachdem herauskam, dass der Hobbit eine Trilogie wird, wurde noch gesagt, dass die ersten beiden Filme das Buch sind und der dritte Film eine Brücke zum Herr der Ringe wird. Das ist wohl jetzt alles ineinander verwoben.

Ich kann die Erben von Tolkien echt verstehen, dass sie die Filme der Bücher eher kritisch betrachten. Denn während bei den Büchern Der Herr der Ringe die Fortsetzung des Hobbits ist und dessen Universum erweitert, funktionieren die Filme genau umgekehrt: Hier wird alles versucht, diese Hobbit-Trilogie unbedingt in das Filmuniversum der ersten Herr-der-Ringe-Filme zu pressen. Die Bücher sind das eigentliche Meisterwerk und die Filme nur Beiwerk, aber jeder, der jetzt an Gandalf denkt, wird da nur Ian McKellen sehen.

Dabei geht meiner Meinung einiges verloren oder wird ins falsche Licht gerückt. So hat im Film der Ring schon einen größeren Einfluss als im Buch. Ist ja auch klar, im Buch gab es diesen Einfluss nicht. Ich bin aber mit der Darstellung unzufrieden, denn Peter Jackson verwendet hier schon das Auge, eine Gestalt, die Sauron nach meinem Verständnis erst annahm, nachdem er sich nicht als Nekromant manifestieren konnte.

Ich finde es ja auch ok, dass Jackson für seine Filme eine weibliche Figur erschaffen hat, aber die Beziehung zwischen der Elbe und dem Zwerg Kili wrikte auf mich vollkommen fehl am Platz. Denn nach Tolkiens Beschreibungen hassen sich diese Völker aufs Blut und nur durch Gimlis und Legolas' Freundschaft wird eine Brücke geschlagen.

Es sind solche Kleinigkeiten, die mir dann beim Schauen durch den Kopf gehen und die Freude an den Bildern dämpfen. Und dazu noch dieses Gefühl, die Bilder schon einmal gesehen zu haben.

  • Die Reise der Zwerge entspricht der Reise der Gefährten.
  • Das Ende vom ersten Hobbit entspricht dem Ende vom ersten Herr der Ringe (Die Zwerge schauen auf Erebor, Frodo und Sam blicken auf Mordor)
  • Gandalf im Käfig ist wie Gandalf auf dem Turm
  • und und und

Tolkien verwendet in seinen Bücher bewusst diese Analogien und gleichen Motive, aber während man sich beim Lesen vorstellen kann, was man will, wird man beim Film mit den Bildern konfrontiert. Und wenn es dann Ähnlichkeiten oder wiederkehrende Kameraeinstellungen und -fahrten gibt, schalte ich dann irgendwann ab und bin dann enttäuscht von der Fantasielosigkeit der Filmmacher.

Verteilt man diese Enttäuschung auf 3 Stunden, kann da schon ein bisschen Langeweile aufkommen. Diese Kaugummitaktik ist schon schade und es ist tatsächlich Abzocke. Während man ein Werk wie die Rückkehr des Königs sehr vereinfacht hat, verkompliziert man beim Hobbit nur alles, damit die Lemminge sich auch wirklich den dritten Film anschauen. Wenn ich daran denke, dass es vom Hobbit auch Extended Versions geben soll, oh je... Dazu kommt noch das 3D, was den Leuten zusätzlich das Geld aus den Taschen zieht. Es ist zwar ganz nett, aber nach 20 Minuten hat man sich sowieso daran gewöhnt und merkt nichts mehr davon. Die HighFrameRate ist noch das interessanteste, denn sie gibt den Bildern eine ganz neue Dynamik, die man nicht so kennt.

Alles in allem bin ich schon enttäuscht. Man hätte sich eine halbe Stunde selbstgefällige Monologe von Smaug sparen können und lieber die Schlacht um Esgaroth zeigen, oder mehr von Beorn, dessen Auftritt im Film auch eher einem nervigen Pflichtprogramm gleichkam als ein wirklicher Teil der Reise der Zwerge.

Vielleicht wird ja alles besser, falls ich den Film um Weihnachten nochmals ansehen werde, oder noch schlechter. Jedenfalls war der Film kein Kino-Pflichtbesuch, wie ich es vorher vermutet hatte. en mittlerweile zweistelligen Kartenpreis darf man sich gerne sparen und wartet auf die DVD/Bluray. 2,5 Sterne von 5.

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