10. Oktober 2013

Ich hatte mich schon lange nicht mehr so auf einen Film gefreut, wie ich mich auf Gravity gefreut habe. Der positive Hype, die guten Kritiken, der interessante Trailer und Vergleiche mit anderen epischen Kinowerken ließen schon beim Gedanken an den Film einen Nervenkitzel in mir aufkommen. Und gestern wurde ich nicht enttäuscht.

Die Handlung von Gravity ist schnell erzählt: Katastrophe im Weltraum und Astronauten kämpfen ums Überleben. Aber im Kern ist er viel mehr. Eine Geschichte über Verlust, Tod und Wiedergeburt. Voller Symbole, aber auch spannende Unterhaltung, wenn man die Symbole nicht sieht oder ignorieren möchte. Gravity macht als Weltraumfilm alles richtig, um auch keine Weltraumfreunde in den Bann zu ziehen, nicht so wie andere gescheiterte Versuche (Ja, ich meine dich, Mission to Mars).

Ich hatte zwar nach so vielen spoilerfreien Schnipseln, die ich aufschnappen konnte, an ein modernes 2001 gedacht, aber ich habe sehr schnell festgestellt, dass so ein Film heute nicht mehr gehen würde. Sandra Bullock sagt im Film, am meisten im All liebe sie die Stille. Davon hätte man sich im Kinosaal etwas gewünscht. Aber die Aufmerksamkeitsspanne ist heute viel zu kurz. Ein schwarzes Bild mit nur Ton, das wäre gestern gar nicht gegangen. Zuviel gelaber, zu viele helle Handybildschirme und zu viel Popcorn. Filme wie 2001 sind nur noch was für's Wohnzimmer.

Gravity aber ist für das Kino gemacht. Der Bildschirm kann gar nicht groß genug sein um dieses Monstrum an Bildern und Effekten in sich zu saugen. Das 3D ist fantastisch. So fantastisch, dass man von Anfang an nicht merkt, dass der Film überhaupt in 3D ist und dass man überhaupt eine Brille auf hat. So muss 3D sein, natürlich, dem Film dienend, ohne Gimmicks oder lächerliche Effekte.

Die Extra-Dimension ist nicht nur visuell sichtbar, sondern sie ist gleichzeitig eine Metapher für den Film. Zweidimensional betrachtet haben wir hier einen spannenden Actionfilm, dreidimensional betrachtet haben wir ein tiefgreifendes Meisterwerk, dass in die Seele eines Menschen blickt.

Neben den fantastischen Bildern hat der Film noch einen grandiosen Soundtrack, der genauso wie der Film immer besser und rasanter wird. Dazu bleibt der Film in seiner Physik und der Darstellung des Weltraums nahe der Realität. Es gibt keinen Ton im Weltraum und um so beklemmender und spannender ist es, als die Welt um Sandra Bullock zusammenbricht und sie es nicht mitbekommt, weil man es nicht hört. Schauspielerisch hat sie mit dem Oscar zwar schon alles erreicht gehabt, aber ich glaube Gravity ist ihr Höhepunkt. Perfekter geht es wohl nicht, das ist ganz großes Schauspielen.

Ab hier würden dann jetzt ein paar Spoiler und Themen kommen...


Gravity hat eine deutliche Struktur: Im ersten Teil geht es um den Verlust, im zweiten Teil um Geburt. Sandra Bullock muss erst durch die Hölle gehen, um dann wiedergeboren zu werden. Der Wechsel und die Einleitung der Geburt ist so offensichtlich, dass ich es selbst den Clowns zutraue, die den ganzen Film gelabert haben. Nach all den Verlusten leitet sie ihre Wiedergeburt selbst ein, sie trennt sich vom letzten Überbleibsel ihrer Qual, dem schweren Raumanzug, um in ihrem "Geburtsanzug" in die Embryonalstellung zu fallen. Für einen Moment hält man inne, ob sie daraus je wieder erwacht, doch dann kommen die Wehen in Form der zerberstenden Raumstation und sie schwebt durch den rebellierenden Mutterleib. Also muss ein neuer Anzug her, mit Nabelschnur, und dann kommen die Qualen der Geburt. Auch die ist nicht ohne Komplikationen und wie im echten Leben gibt es für den letzten Teil keine Anleitung und sie muss improvisieren.

Als sie es vermeintlich geschafft hat, gibt es noch ein letztes Hindernis, ein letztes Zerren um zu testen, ob sie wirklich bereit in die neue Welt zu gehen, eine Welt von der sie sich im ersten Teil des Filmes losgesagt hat. Die Geburt war erfolgreich, die Reise ist komplett. Da fehlte nur noch der schwarze Monolith irgendwo im Hintergrund.


Diese Reise war es wert: 5 Sterne. 100%. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Und das, obwohl ich etwas Anderes erwartet hatte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen