8. März 2016

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Jeden Dienstag nach dem Training führt mich mein Weg nach Hause über den Bahnhof Möhringen in Stuttgart. Heute Abend kam mir ein älterer Herr entgegen, den ich so zwischen 40 und 50 Jahre alt geschätzt hätte. Kurz vor mir bremste er ab und trat ein Wahlplakat der Grünen von einem Schild ab. "Aha, so macht man das also!", grüßte ich. "Genauso macht man das, als Links-Faschist", entgegnete er. Zum Abschied wünschte ich ihm ein "Demokratie, Juchu", obwohl ich lieber "So macht man das, als Idiot" gesagt hätte.

Ich frage mich, ob sein Horizont über seine Stirn hinaus geht, oder ob an der Schädeldecke Schluss ist. Oder ob er sich mit seinem Handeln auseinandersetzt oder mit dem Begriff Links-Faschist. Es wundert mich, dass er gerade einen Groll gegen die Grünen hegt, war er doch mit dem Fahrrad unterwegs. Die Grüne ist eine der wenigen Parteien, die tatsächlich etwas für Fahrradfahrer in Baden-Württemberg tun wollen, bei vielen Parteien steht vor allem der Autofahrer im Vordergrund. Man muss aber immer in kausalen Zusammenhängen denken und überlegen, ob die Probleme beim Automobilverkehr nicht daher rühren, dass nicht genug für die alternativen Verkehrsmittel getan wird. Mehr für Fahrradfahrer bedeutet vielleicht eine Entlastung auf den Straßen?

Aber kausale Zusammenhänge, Querverbindungen und Denken über den Tellerrand - das sind alles Tugenden, die in letzter Zeit verloren gehen. So scheint es jedenfalls, wenn ein Kind der 90er einsieht, dass das Demolieren von einem Plakat am Möhringer Bahnhof nichts an der Stimmenanzahl für eine Partei ändern wird, aber ein vermeintliches Kind der 68er Generation. Beschädigen von Wahlplakaten ist strafbar, dabei hätte der gute Herr nur das Ordnungsamt verständigen müssen, denn das Anbringen von Wahlplakaten an Straßenschildern ist eben auch nicht erlaubt. Hachja...

Wer es bei Twitter noch nicht gesehen hat, hier meine Ergebnisse vom Wahlomat für Baden-Württemberg und der Wahlcheck der Stuttgarter Zeitung:



Eigentlich ist's klar, was ich Wählen muss, um die "Großen" zu ärgern und trotzdem meine Stimme nicht wegzuwerfen. Trotzdem tue ich mich damit ein bisschen schwer.

Politik ist halt auch, wenn beide Parteien in der Regierung - die Grünen und die SPD - gegen ein Verkaufsverbot von Alkohol ab 22 Uhr sind, aber es trotzdem in über 4 Jahren an der Macht es nicht geschafft haben das abzuschaffen. Was soll man dazu noch sagen? Wie soll man da nicht Politikverdrossen werden?