26. November 2010

Ich bin ja eigentlich ein lieber Kunde: Ich freu mich, wenn eine Leistung funktioniert und wenn mal was daneben geht, geh ich auch nicht gleich mit dem Hackebeil auf Leute los. Wenn was funktioniert zahl ich. Punkt. Aber was ich gerade bei meinem O2-Handyvertrag erlebe, ist schon mehr als seltsam.

Die Luftikusse vom Sauerstoffverein stellen mir jeden Monat eine Rechnung. Nichts außergewöhnliches, denn die Rechnung ist immer im kleinen Rahmen, da ich mein Handy nicht zu extensiv nutze. Ein paar kurze Anrufe hier, ein paar kuschelige SMS für meine Freundin, alles aber so gering, dass sich noch nie der Kostenairbag aktiviert hat.

Kostenairbag, das ist so eine lustige Erfindung von O2: Man bezahlt alle seine Telefonate und SMS zum normalen Preis, überschreiten die Gesamtkosten im Monat aber 40 Euro, wird daraus eine Flatrate. Man kann also nie mehr als 40 Euro im Monat zahlen, wenn man keine Porno-Hotlines und Klingeltonabos noch dazu benutzt.

In meinem Fall können meine monatlichen Kosten nie 50 Euro übersteigen, denn ich habe noch eine (sehr intensive genutzte) Internetflatrate für 10 Euro. Hat mich aber nie gejuckt, denn so weit kam es noch nie.

Als ich vorletzten Monat eine hohe Rechnung erhielt, hab ich mit den Schultern gezuckt und bezahlt, denn ich befand mich zu der Zeit ja auch in New York und habe telefoniert. Ist klar, dass dann schon nach ein paar Minuten ein beträchtliche Summe zusammenkommt. Als ich aber dann die Rechnung über den nächsten Monat erhielt, bin ich zusammengezuckt.

130 Euro.

130 Euro?

130 Euro!

W
T
F

Ich versuchte den Monat erstmal zu rekapitulieren: Der Rechnungszeitraum begann 2 Tage nachdem ich aus den USA wieder da war. Ich habe den Monat ziemlich viele SMS mit meiner Freundin geschrieben. Telefoniert hab ich dafür wenig. Am 14.11. erhielt ich eine Nachricht, dass der Kostenairbag nun aktiviert sei. Am 14.11. endete spaßigerweise auch der Rechnungszeitraum. Auf der Rechnung sind mir 2,1971 Euro mit dem Kostenairbag verrechnet wurden. Woher kommen also die 130 Euro?

Also führte kein Weg daran vorbei, die O2-Hotline anzurufen, für O2-Kunden aus dem O2-Netz kostenlos. Nach 20 Minuten Warteschleife mit grauenhafter Musik und einer sich ständig wiederholenden Stimme kam ich dann auch bei der Hotline-Frau an. Problem beschrieben, aber wir haben hier ein weiteres Problem: Keine Einzelverbindungsnachweise. Nein, ich habe meine Daten nicht Speichern lassen. Ich kann mich aber ehrlich gesagt auch nicht erinnern, je die Wahl gehabt zu haben. Sie kann da nichts machen. Also wurde ich zur Technikabteilung verbunden.

5 Minuten Warteschleife. Technikabteilung. Ein Mann. Von der Stimme her ein 3 Meter großer Bär, der wenn er zuviel Druck auf einen Telefonhörer ausübt, ihn zu staub zermalmen würde. Problem beschrieben, aber wir haben hier ein weiteres Problem: Keine Einzelverbindungsnachweise. Da kann man nicht viel machen. Also wurde ich zur Rechnungsabteilung verbunden.

5 Minuten Warteschleife. Rechnungsabteilung. Wieder eine Frau. Problem beschrieben, aber wir haben hier ein weiteres Problem: Keine Einzelverbindungsnachweise. Da kann man nicht viel machen. Ich müsste einen Brief nach Nürnberg schreiben. Kurz das Problem beschreiben, dann könnte man sich darum kümmern. Also war ich nach 30 Minuten Warteschleife und drei 1-Minuten-Gesprächen nicht viel schlauer und schrieb einen Brief nach Nürnberg.

Zwei Tage später der Rückruf. Ein Mann. Kam mir von der Stimme her bekannt vor, konnte aber nichts zuordnen. Problem beschrieben, aber wir haben hier ein weiteres Problem: Keine Einzelverbindungsnachweise. Datenschutz und so. O2 speichert auch nur die ersten 2 Seiten. Da kann man nicht viel machen. Im Nachhinein wundert es mich, dass ich so ruhig geblieben bin. Sogar als der Mann mich mit "Frau ..." angesprochen hat. Im Eifer des Gefechts wahrscheinlich. Aber immerhin: Es gibt 65 Euro zurück. Eigentlich dürfte er das ja nicht machen, aber weil ich sooooo ein guter O2-Kunde bin (immerhin seit 4 Jahren *hust*).

Ein Formular für die fucking Einzelverbindungsnachweise gab's obendrauf. YEAH!

Aber vielleicht bin ich nicht mehr lange Kunde, denn es stoßen an der Sache einige Dinge übel auf.

1. Die pure Mathematik

   130 Euro Rechnung
-  10 Euro Internetflat
= 120 Euro WTF-Kosten

und

   120 Euro WTF-Kosten
-  65 Euro Gutschrift
=  55 Euro Kosten, die ich zahlen muss

55 Euro.

55 Euro?

55 Euro!

Der Kostenairbag liegt bei 40 Euro. Das sind nochmal 15 Euro Differenz. 15 Euro, die O2 durch nichts verdient hat. Mal einfach so. Wenn das O2 bei einem Prozent aller Kunden "passiert" (1% von 15 Millionen Kunden = 150000, hundertfünfzigtausend!!), dann haben die mal schnell 2,25 Millionen Euro verdient. An nichts. Boo-ya.

2. Die Art und Weise

Das ist mir anfangs gar nicht so bewusst geworden. Aber wenn man sich das durch den Kopf gehen lässt, dann ist das ganz schön krass. Keiner konnte mir weiterhelfen. Fucking Einzelverbindungsnachweise. Keiner. Keiner weiß, wie die Rechnung zu Stande gekommen ist. Was heißt das eigentlich? Ganz einfach: O2 stellt mir eine Rechnung und kann nicht nachweisen, woraus diese sich zusammensetzt. Ich bin jetzt kein Experte, aber muss man auf einer Rechnung nicht nachweisen, welche Leistungen man erbracht hat, dass man sich diese bezahlen lassen kann? Wenn das nicht so wäre, könnten die ja irgendwas auf die Rechnung schreiben und dann sagen: Kann man nichts machen.

Ist das eine Masche? Kunden, die ihre Daten schützen und keine Einzelverbindungsnachweise irgendwo gespeichert haben wollen, dazu zu bringen, ihre Daten doch preiszugeben.

Schließlich muss man vor jedem Telefonat auch noch ausschließlich darum betteln, dass es nicht aufgezeichnet wird.


3. Der Service

Mein erstes Fazit:
  • 45 Minuten Telefonate
  • 15 Minuten Brief schreiben und abschicken
  • 55 Cent Porto
  • 4 Mal das Gleiche erzählt bekommen
  • Einmal mit "Frau ..." angesprochen wurden

Ich habe schon viel schlechteren Service geboten bekommen, denn immerhin haben sich hier alle bemüht und es ist tatsächlich am Ende etwas passiert. Auch wenn es nicht zu meiner vollsten Zufriedenheit gelaufen ist. Der Zeit- und Briefaufwand war trotzdem nervig. Und ja, ich weiß: Fucking Einzelverbindungsnachweise.


Die Geschichte ist bestimmt noch nicht vorbei. Wenn aber so etwas nochmal vorkommt, dann ist meine O2-Mitgliedschaft bestimmt vorbei. Denn wenn ich schon 15 Euro verschenke, dann möchte ich bitte wählen an wen. Tss.

Und ich bin immernoch am Überlegen, ob ich mir das Geld, was sie mir demnächst abziehen wollen, nicht einfach zurückbuche.

Fucking Einzelverbindungsnachweise!

2 Kommentare:

DIgital Cosmonaut hat gesagt…

da kann ich ein ähnliches Lied singen, hatte Probleme mit meinem dsl Anschluss und wollte die kostenlose O2 Nummer anrufen (bin selber O2 handy kunde) die ging aber nicht. Hat sich herausgestellt das wenn man O2 prepaid Kunde ist das man die "kostenlose" o2 Hilfe nr nicht benutzen kann. Da man muss man die teure "nicht O2 handy Kunden" nr benutzen...... das wusste dann selbst der O2 customer support nicht

Maith hat gesagt…

meh, das ist immer das "witzigste", wenn der support nichts über seine eigenen produkte weiß...

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