Gestern war ich im Kino zu Prometheus. Kino war mal wieder das Gloria in der Innenstadt von Stuttgart. Und ich habe über einige Punkte was zu sagen.
Ich hatte den Film wirklich sehnsüchtig erwartet, aber als er dann erst zwei Monate später hier in Deutschland in die Kinos kommen sollte, kühlte sich die Erwartung ab. Wären nicht einige meiner Freunde ins Kino gegangen, hätte ich ihn wahrscheinlich gar nicht gesehen. Ich war eher so meh! aber das änderte sich dann...
Preis
10 Euro. Der blanke Hohn. An einem Mittwoch. Vor allem stand im Internet, dass es 9 Euro kostet. Ein Euro Zuschlag gab es drauf "Leihgebühr" für die 3D-Brillen. Also der Preis setzt sich so zusammen: Grundpreis + 3 Euro 3D-Zuschlag + 1 Euro 3D-Brille-Leihgebühr. WTF?? Es ist unfassbar, wie das Geld aus den Leuten gemolken wird.
Als wir am Ende des Filmes einen Kinomitarbeiter nach diesem +1 gefragt hatten, meinte der, dass der Euro an den Verleih geht. Wie bitte??? Ein Euro Gebühr vom Verleih für 3D? Ach du scheiße. Dass das natürlich auf die Zuschauer umgelegt wird, kann doch nur Zuschauer verprellen. Ein Verlustgeschäft für alle! Das kann so nicht weitergehen. Aus Protest werde ich dieses Jahr zwei Filme, die ich unbedingt im Kino sehen wollte, anderweitig besorgen und ich werde dieses Jahr kein Popcorn mehr in den Innenstadt Kinos in Stuttgart kaufen. Eigentlich trifft das die falschen, aber irgendwo muss man den Schlussstrich ziehen. Bis hierher und nicht weiter. Sowas!
Vier Euro für das??????
3D
Grund für den Aufreger ist natürlich das 3D-Gerammel. Christopher Nolan hat mal gesagt, dass er niemanden kennt, der meint 3D sei ein Mehrwert. Deswegen ist der neue Batman auch in 2D. Wie recht er doch hat. Obwohl ich sagen muss, dass der Film wirklich großartige Effekte und absolut tolle Bilder hat, muss es nicht 3D sein. Mir ist keine einzige Szene im Kopf geblieben, wo das 3D etwas besonderes hatte oder es irgendeinen Sinn gemacht hätte. Vier Euro für nichts...
Dafür hatte er echt gute Spezialeffekte, vor allem die Science-Fiction-Weltraumszenen. Es sollte mehr Filme geben, die im Weltraum spielen, da man echt hier grandiose Bilder udn Effekte rausholen kann. Erste Sahne.
Handlung
In Prometheus geht's um eine Expedition, die zu einer Sternkonstellation aufbricht, die in vielen unterschiedlichen Kulturen der Menschheit vorkam, in der Hoffnung, den/die Schöpfer zu treffen. Dort angekommen haben einige Charaktere eine ganz andere Agenda und auf dem Planeten ist's auch nicht so wie erhofft. Da wimmelt es nur so vor Feindlichkeit.
Atmosphäre
Der Film hat eine dichte Atmosphäre und baut sich seine eigene Mythologie auf. Obwohl es wenig Action gibt, bleibt er bis zum Schluss ziemlich spannend und interessant. Mit seinen zwei Stunden Laufzeit war er auch extrem kurzweilig und schnell vorbei, was auch für eine gute Dichte der Szenen spricht. Er stellt viele philosophische Fragen und viele Dinge bleiben ungeklärt, allerdings ist das gar nicht mal so schlimm, denn wer versteht schon in ein paar Stunden auf einem fremden Planeten alles, was da vor sich geht.
Prometheus spielt im selben Universum wie Alien, greift einige Punkte des ersten Films auf und hat dazu noch einige Parallelen. Trotzdem wurde darauf bedacht, die Verbindungen subtil zu halten und den Film zu einem eigenen Werk zu machen. Das ist bis auf die allerletzte Szene, die nicht hätte sein müssen, auch total gelungen.
Die ersten Minuten vor der Titelsequenz sind der Hammer.
Charaktere
Das größte Problem an dem Film sind seine Protagonisten. Die Charaktere sind regelrecht fragwürdig und ich habe noch nie so eine dumme und unorganisierte Expedition gesehen. Da kommt man also auf einen fremden Planeten, wo auch noch ein Haufen Leichen rumliegen und fragt sich nicht, was die getötet hat. Man ist in einer Kammer mit einer fremden, möglicherweise organischen Flüssigkeit und man setzt erstmal den Helm ab und fasst die an. Ich nehme eine fremde Lebensform mit an Bord und operiere daran herum ohne Atemschutz oder Quarantäne. Man ist Geologe, vermisst die Höhle, zeigt der Gruppe den verdammten Weg, aber man verirrt sich dann in den Gänge. Trotz computergesteuerter, rollenspielmäßiger Automap? WTF?
Da kommt ein Wesen, dass nicht nur so aussieht wie eine Schlange, sondern auch noch aggressive Zischlaute macht, und ich strecke als Biologe (!) meine Hand hin? Also wenn ich schon für eine billion Dollar eine Forschungsreise finanziere, dann nehme ich bestimmt nicht die größten Trottel der Welt auf sowas mit.
Liebe Menschen aus der Zukunft, falls ihr das hier lest. Macht nicht die gleichen Fehler. Immer schön vorsichtig, steril und mit nötigem Respekt und Skepsis. Sonst muss das schiefgehen.
Die Motivation von einigen Leuten war auch extrem fragwürdig und es war nicht nachvollziehbar, warum sie tun was sie tun und am Ende ergibt einiges absolut keinen Sinn. Eine Anteilnahme der Leute am Tod ihre Kameraden war auch wieder rührend. Da stirbt die ganze Truppe um sie herum, aber sie zucken nicht mal mit der Augenbraue. Herzzereißend.
Fazit
Trotz dieser menschlichen Fehlleistung muss ich sagen, dass mich Prometheus doch irgendwie in seinen Bann gezogen hat. Zuerst war meine Reaktion "Dafuq did I just see?", aber in einem positiven Sinne. Trotz der Inhaltsarmut schafft es der Film eine interessante Verpackung mit einigen vorhersehbaren und unvorhersehbaren Wendung zu schaffen. Die Figuren sind durchweg auch interesant, wenn auch unglaublich dumm. Michael Fassbender muss ich als Schauspieler hervorheben, das war richtig gut. Auch weil er voll den interessantesten und facettenreichesten Charakter gespielt hat.
Prometheus ist ein Film voller Ungereimtheiten, der nicht mal alle Fragen beantwortet, die er stellt, und trotzdem hat er mir gefallen. Das Erlebnis, die der Film bietet und die Art und Weise wie er seine zwei Stunden Inhalt präsentiert, sind es wert, dass man ihn anschaut. Als Freund von Science Fiction und Alien sowieso. Das hat selbst
die Kritik von SPON verstanden: Prometheus ist endlich mal wieder gute Science Fiction! 3,5 von 5 Sterne.