5. Februar 2013

Gestern hab ich es mal wieder in die Sneak ins Stuttgarter Metropol geschafft. Es lief der Film "Invasion" von Dito Tsintsadze. Und schon als der Vorspann lief, war klar, dass dies keine normale Sneak werden sollte.

Eigentlich mag ich das Sneak-Publikum in den Innenstadt-Kinos, aber gestern war irgendwie der Wurm drin. Schon direkt neben uns saß ein junger Mann, der angeblich seinen 34. Geburtstag feiert, aber eher gewirkt hat, als feiere er seinen 14. Er allein hätte mit seinen Sprüchen den Saal unterhalten können. Als im Film jemand meinte, dass in einem unaufgeräumten Zimmer "lange nichts mehr gemacht wurde", schrie er "Ja, in deinem Gesicht auch nicht" und der ganze Saal lachte. Und genau dieses Niveau durfte ich dann die ganze Vorstellung lang ertragen.

Aber zurück zum Vorspann. Schon beim ersten Verleih war klar, dass es ein deutscher Film sein wird. Riesen-Gemurmel und vereinzelt lautes Stöhnen. Als nächstes kam der Hinweis auf Filmförderung durch ARD und ORF. Es brach ein durcheinander aus mit mehreren Buh-Rufen. Der Film hatte nie eine Chance.

Dabei ging es um ein ganz heikles Thema, wie der Titel schon sagt. Um die Invasion der Privatsphäre. Josef (wirklich toll gespielt von Burghart Klaußner) ist Ende 50 und hat seinen Sohn und seine Frau verloren und wohnt nun allein auf einem riesigen Anwesen. Eines Tages taucht Nina, eine Verwandte seiner Frau, auf und kommt in sein Leben. Durch gutes Zureden überzeugen sie und ihr Sohn den trauernden und einsamen Mann dazu, Ninas Familie dort Leben zu lassen. Also tauchen zuerst der Sohn und seine Frau Milena auf, später noch Milenas Sohn und Ninas Freund.

Mit leeren Floskeln nutzt diese Gruppe den gelähmten Josef aus und nimmt ihm immer die Luft zum Atmen. Immer mehr und mehr schnüren sie Josef ab, doch dieser sieht es erst als willkommene Ablenkung und lässt sich dann noch von seiner Faszination von Milena einlullen. Als er merkt, was vor sich geht, ist es im Grunde schon zu spät und die Parasiten bestimmen über das Letzte, was er noch hat.

Eigentlich ist Invasion ein Film, der wohl eher Dienstag Abend 23 Uhr im ARD laufen würde und über den wohl die meisten einfach drüberzappen würden, aber er kommt trotzdem in die Kinos (siehe filmstarts.de). Aber für dieses Publikum gestern Abend war das wohl nichts. Das hatte schon längst abgeschaltet. Handys, Gelächter und laute Unterhaltungen, so dass man nicht mal mehr den Dialog verstand.

Selbst in dramatischen Momenten und ruhigeren Szenen, keine Chance. Sowas hat der Film einfach nicht verdient und ich muss ich mich echt fragen, was die Leute von der Sneak Preview erwarten und warum sie überhaupt ins Kino gehen. Wenn's ihnen nicht gefällt, können sie immer noch gehen, aber das taten die Wenigsten. Zumindest das Geburtstagskind ist zum Glück abgehauen. Aber der Rest entdeckte seinen inneren Schwaben und haben ihr Geld ausgesessen. Geld, das sie dafür ausgegeben haben, anderen den Film zu versauen, anstatt sich darauf einzulassen.

Es ist so schade, und ich frag mich echt, ob es sich überhaupt noch lohnt da hin zu gehen. Geld dafür zu bezahlen, dass ich den Film nicht mal genießen oder mich darauf einlassen kann? Als Kinobetreiber muss ich doch sowas merken. Wenn man in der 8. Reihe nicht mal mehr den Dialog versteht, weil sich die Leute zu laut unterhalten, kann ich doch wenigstens die Lautstärke hochdrehen.

Aber die zwei Nasen, die davor die Leute noch mehr gegen den Film aufhetzen würden sowas wohl nicht mitkriegen. Wo ist nur Mr. Sneak, wenn man ihn braucht? Ich will endlich mal ein Kino, wo man als Kino-Ethusiast noch hingehen kann.

Invasion war aber aber ein cooler, netter Film, der von mir 3,5 Sterne von 5 bekommt. Obwohl er bestimmt sogar noch einen halben Stern mehr bekommen könnte, wenn ich ihn als richtiges Kinoerlebnis erleben hätte dürfen und ich den ganzen Dialog verstanden hätte.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen